Buch über die Sesterhof-Bäuerin Agnes Sester
Die Lebensgeschichte der 88-jährigen Bäuerin Agnes Sester ist nun in einem Buch verewigt. »Der Garten meines Lebens«, erschienen im Fachverlag Ulmer, wurde im Sesterhof-Idyll vorgestellt.
Für Ulla Lachauer, Journalistin aus Stuttgart, war die Geschichte der Agnes Sester und damit die Verknüpfung von Biografie der heute 88-jährigen Bäuerin und von Gartenbuch eine »neue, spannende Herausforderung«, heißt es auf dem Einband des 162-seitigen Werks. Dies spürten die Gäste, darunter Nachbarn und andere Freunde, bei der Präsentation des Buchs am Mittwoch.
Im Mittelpunkt stand natürlich Agnes Sester, die tags zuvor bereits bei Dreharbeiten des Südwestfunks für die Landesschau gefragt war – mitten in ihrem Bauerngarten, ohne den das einzigartige landwirtschaftliche Areal, das Tochter Maria Harter-Sester und ihr Mann Ernst Harter weiterführen, längst unvorstellbar wäre. Mit Barbara Sester, Journalistin und Geschäftsführerin des Badischen Landwirtschafts-Verlags Freiburg, leistete ein weiterer Spross die Vorarbeiten zur umfangreichen Familiengeschichte mitsamt Übersetzungen ins Alemannische. Damit das gesprochene Wort von Agnes Sester in ihrer direkten Art authentisch festgehalten werden konnte. »Ich bin do so niigwachse, Blueme, Gmies, alles war do«, erzählt die fünffache Oma von ihrer Kindheit, »mini erschd Erbet war, so mit vier, fünf Johr, Wegli hacke, des hab ich nit gern gmocht.«
Wie Agnes Sester mit dem Garten groß wurde, der Krieg die Regie übernahm, Narzissen, Dahlien und Gladiolen Einzug hielten, ist beschrieben und mit vielen Fotos unterlegt. Was das Schöne an der Kirschenzeit ist, wie sich Stadtmenschen hier auf Hof und Land wohlfühlen, wie Dankbarkeit und Freude in einen Strauß aus bunten Blumen gepackt werden.
Prachtvolles Dankeschön
Daher überreichte Agnes Sester der Autorin einen prachtvollen Gruß aus eigenem Garten, der seit jeher Nutzen und Zierde verbindet. »Das hier ist eine Rauhblattaster, das eine Fette Henne«, erläuterte sie Bestandteile, als manch Blüte bei Ulla Lachauer fragende Blicke hervorriefen. »Ich habe auch botanisch viel von Frau Sester gelernt«, so Lachauer, »die Blumen-Schlacht für die riesigen Sträuße zum Kräuterbüscheltag an Maria Himmelfahrt war aber der allerschönste Tag für mich hier, wo ich mich wie ein Feriengast fühlte.« Agnes Sester wiederum freute sich, »dass meine großen Hobbys, Garten und Kochen, in diesem Buch schön dokumentiert sind«.
Der Kleinkunstverein Gengenbach kann sich vorstellen, einen Leseabend über diesen »Garten des Lebens« zu organisieren. Bereits 2009 saß Agnes Sester auf der Kleinkunstbühne, als sie aus dem jungen Sammelband »Wolltest du Bäuerin werden?« zitierte, aus ihrer eigenen Lebensgeschichte, die Tochter Barbara dialoghaft festgehalten hat. Viele Zuhörer fühlten sich von den schicksalhaften Schilderungen angesprochen. »Wenn ich wieder arbeiten kann, darfst du jeden Morgen ausschlafen«, sagte der erkrankte Mathias Sester 1972 zu seiner Agnes. Wenig später stand die damals 46-jährige Mutter von vier Kindern im Alter von vier bis zwölf allein vor der Aufgabe, das gemeinsame Lebenswerk »Sesterhof« zu bewirtschaften. Sie schaffte dies nach »vielen Höhen und Tiefen« mit Bravour und lächelte am Mittwoch angesichts des Bilderbuchwetters: »Für Sonne habe ich auch gesorgt.« Überhaupt, so steht es im Buch, sagt die 88-jährige Naturexpertin: »Alt isch mer, wenn man nimmi schaffe konn!«
- Der »Garten des Lebens« ist für 24,90 Euro in Gengenbachs Buchhandlung Richter zu kaufen.