Inklusion im Kinzigtal (9)

Club 82 - Damit alle mehr vom Leben haben

Claudia Ramsteiner
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29. März 2017

Helmut Walther, Geschäftsführer des Club 82 und die beiden »Zamme«-Mitarbeiterinnen für den Fachdienst Inklusion Christa Seck (links) und Angelina Aberle. ©Claudia Ramsteiner

Wenn jeder Mensch mit und ohne Behinderung überall dabei sein kann, dann nennt man das eine gelungene Inklusion. In einer Serie beleuchten wir die Inklusion im Kinzigtal – wo sie gelingt und wo es noch hapert. Heute: Was der »Club 82« in Haslach dazu beiträgt. 
 

Vor 35 Jahren entstand der »Club 82« in Haslach als »Freizeitclub mit behinderten Menschen« mit dem einfachen, aber überzeugenden Konzept: Menschen mit Lernschwierigkeiten sollen hier mehr erleben, Freunde treffen, Spaß haben, Neues lernen, Rat suchen und dabei sein. Kurz – sie sollen »mehr vom Leben« haben.
»Bis auf die Kurzzeitpflege haben wir keine eigenen Einrichtungen, wir gehen mit allen unseren Leistungen nach draußen«, erläutert Geschäftsführer Helmut Walther, dass schon der Grundgedanke des Vereins inklusiv ist. »Wir sind in der Regel auch keine Fachleute, wir sind ein Freizeitclub und wollen, dass alle teilnehmen können«, so Walther. Da werden etwa Fahrten zu Volksmusikkonzerten organisiert, zu den Heimspielen des SC Freiburg, es gibt ein großes Angebot an Urlaubsreisen und Sportangebote.

Inzwischen ist innerhalb des Vereins aber noch viel mehr gewachsen. Etwa die Abteilung »Zamme«, ein »Fachdienst Inklusion Kita & Schule«, der von Christa Seck und Angelina Aberle geleitet wird. Seit 2001 begleitet dieser Fachdienst Kinder und Jugendliche in allgemeine Kindertagesstätten und Schulen. Er berät, hilft bei der Koordination aller Beteiligten und stellt auch geeignetes Begleitpersonal zur Verfügung, damit behinderte Kinder im Kindergarten und in der Schule dabei sein können. Und nicht nur dort: Auch Vereine und Kinderferienbetreuung können mit Hilfe des »Fips-Projekt« inklusiv werden.

Inklusion bei der Ferienbetreuung etabliert sich

»Wir versuchen, Angebote nutzbar zu machen, Barrieren abzubauen und Netzwerke zu knüpfen«, sagt Angelina Aberle. Gerade die gelebte Inklusion bei den Ferienbetreuungen beginne nach vier Jahren, sich zu etablieren: »Anfangs war ich die, die angefragt hat, jetzt ist es umgekehrt, kommen die Kommunen und Vereine auf uns zu«, so Aberle. 

Während sich bei den Angeboten für Erwachsene eher selten Nichtbehinderte dazugesellen – wenn sie nicht als aktive Mitglieder dem Verein angehören – stellen die Mitarbeiterinnen bei den Kindern eine sehr positive Entwicklung fest. »Bei den Eltern hat ein Umdenken eingesetzt«, hat Christa Seck festgestellt. Vielen Eltern sei es wichtig, dass ihre Kinder von klein auf lernen, dass es völlig verschiedene Menschen gibt, und dass Rücksichtnahme und einander helfen zum Leben dazugehört. 

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Kindliche Unbefangenheit bewahren

So bestehen die inklusive Waldgruppe und die Psychomotorik-Gruppe aus bis zu 50 Prozent nichtbehinderten Kindern, und in den Kindergärten funktioniere die Inklusion ganz selbstverständlich. Schön wäre es, wenn sich viele die kindliche Unbefangenheit im Umgang mit behinderten Menschen länger bewahren könnten.

 Schwierig sei es bei den Sportgruppen. »Es gibt Einzelfälle, wo das gelingt, aber trotz Breitensport zählt halt dort meist der Leistungsgedanke«, sagt Helmut Walther. Eigentlich könnten alle Vereine behinderte Menschen aufnehmen, man brauche dazu keine Fachleute, es sei halt nur etwas aufwendiger.

Wertschätzung ausdrücken

Und es müsse der Gesellschaft gelingen, ihre Wertschätzung auszudrücken, ist Christa Seck wichtig, dass Kinder lernen, »dass es Menschen gibt, die etwas nicht so gut können und trotzdem wertvolle Mitglieder der Gesellschaft sind«. Sie erläutert das an einem Beispiel. Wenn ein behinderter Junge, der auf dem Fußballplatz die Bälle aus dem Aus zurückkickt, Anerkennung erfährt für genau diese Tätigkeit und nicht als der Dummi, der halt nichts anderes kann, angesehen wird.

»Ressourcen hätte die Gesellschaft noch viele«, glaubt Helmut Walther. So hätten große Firmen sicher Tätigkeiten, die auch Menschen mit Behinderung erledigen könnten. Das Problem sei der Mindestlohn, hier müsse man Wege finden, solchen Firmen Mittel zukommen zu lassen, die sonst an die Sondereinrichtungen fließen. Grundsätzlich könne sehr viel gelingen, wenn »alle an einem Strang ziehen und das Miteinander wollen«. In den vergangenen 35 Jahren sei schon sehr viel erreicht worden. Der Club 82 bleibt am Ball. 

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