Hornberg

Der Traum vom Fußballspielen

Petra Epting
Lesezeit 4 Minuten
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29. November 2014

Die syrische Großfamilie Ramdaneh möchte sich ihre Hoffnung und ihren Humor irgendwie bewahren. ©Petra Epting

In den nächsten Wochen porträtieren wir immer samstags Hornberger Asylsuchende, die sich integrieren und einbringen wollen, und Menschen, die ihnen dabei helfen. Heute geht es um die syrische Großfamilie Ramdaneh.

So schnell kann man gar nicht schauen, wie für die beiden Besucherinnen noch zwei Stühle herbeigeschafft werden und unverzüglich ein köstlich schmeckender Tee vor der Nase dampft. Seit Juli ist die 13 Personen starke, hauptsächlich aus Cousins bestehende syrische Großfamilie – von Jahrgang 1952 bis 2014 – in Hornberg. Mit am Tisch sitzen ein Buchhalter, ein Lkw-Fahrer, ein Mediengestalter und ein Fachmann für Aluminium für Fenster und Türen. Alle sind in ihren Berufen ausgebildet und haben die entsprechenden Nachweise. Das ist den jungen Männern wichtig zu erwähnen, denn in ihrer Heimat spielte die Ausbildung eine große Rolle.
Und gerade in Deutschland komme Dokumenten und schriftlichen Nachweisen eine ungeheuere Bedeutung zu – das hätten sie bereits gelernt. Aber das mache ihn zunehmend verrückt, kann sich einer der Cousins einen entsprechenden Kommentar nicht verkneifen. Die Arbeitssuche gestaltet sich derzeit wegen der noch nicht ausreichenden Deutschkenntnisse schwierig. Die Unterhaltung läuft in Englisch. Doch hin und wieder gibt es bereits eine einwandfreie Kostprobe in Deutsch. Die Cousins freuen sich wie die Schneekönige über ihre sprachlichen Fortschritte. Dagegen fällt ihnen, je länger sie hier sind, das In-den-Tag-Hineinleben schwer. »Es ist einfach schrecklich langweilig«, bringt es Mohamed Shaikh Darwish auf den Punkt. »Bevor alles in Schutt und Asche lag, hatten wir in Syrien alle unser geordnetes Leben.«
Es macht betroffen, hier mit den Menschen zusammenzusitzen, deren Schicksale tagtäglich in den Nachrichten präsent sind. Von ihnen zu hören, wie es ist, wenn das eigene Haus zerbombt wird, wie sie per Boot und Zug über Libyen nach Italien flüchteten und danach zunächst in Baden-Württembergs größtem Auffanglager in Karlsruhe strandeten. Und nach ihrem einstigen Zuhause gefragt: »Es ist ganz einfach nichts mehr da – weder das Haus noch die Umgebung um Damaskus, wo wir lebten«, erläutert Mohamed. Eines ist ihnen aber noch nicht verloren gegangen: die Hoffnung, dass es das Leben mal wieder besser meinen wird.
So bewahren sich die Cousins eisern ihren Humor und sind beim Besuch für den einen oder anderen spaßigen Schlagabtausch sehr zu haben. Es ist spürbar, wie gut ihnen etwas Abwechslung tut. Sie komme wegen der Herzlichkeit und Freundlichkeit besonders gern in diese Familie,
so Sozialarbeiterin Nina Schäuble. Hornberg und gerade seine Umgebung mit den Wäldern ist für die Cousins »great«. Auch dass es freundliche Nachbarn gibt, die ihnen mal zuwinken, bleibt nicht ohne Wirkung.
Allerdings offenbaren sich eindeutig auch die Probleme einer Kleinstadt – die nicht nur die Flüchtlinge betreffen. Denn wie kommt man ohne Auto zum nächsten Discounter in der Nachbarstadt, wo die Lebensmittel billiger sind? Und wie transportiert man schwere Einkäufe in die Postwiese? Es ist den Flüchtlingen durchaus bewusst, dass sie mit ihren ungewöhnlichen Kinderwagen-Transporten entlang der Reichenbacher Straße mitunter ein etwas sonderbares Bild abgeben. »Ja aber, was sollen wir denn machen?«, gehen sie mittlerweile gelassen mit den Blicken um.
»Der Transport ist wirklich ein Problem. Natürlich freuen wir uns über den Tafelladen, aber das Angebot reicht einfach nicht«, verdeutlicht Mohamed, was die Großfamilie in der Woche benötigt. Etwas Erleichterung verschaffen die Fahrräder, auf denen sich einiges verstauen lässt, damit die Einkäufe nicht nur im Arm oder im Kinderwagen in die Postwiese geschleppt werden müssen. »Wir müssen warten«, beantwortet Nina Schäuble die Frage, ob ihnen vielleicht nicht noch mehr Räder zur Verfügung gestellt werden könnten.
Engagierte Hornberger
Wahre Engel sind für die Familie Karina Epting und Lars Eppler von der Evangelischen Kirchengemeinde, die regelmäßig zum Deutschunterricht in die Wohnung kommen. Doch das allein ist es nicht – die beiden haben angefangen, die jungen Leute auch mal zu Freizeitgestaltungen mitzunehmen, um sie zumindest etwas aus ihrem tristen Alltag herauszuholen. So schwärmen die jungen Männer vom gemeinsamen Eislaufen – und offenbaren dann einen großen Wunsch: »Wir würden uns so sehr freuen einmal Fußball spielen zu können, das wäre ein Traum. Zwar hätten sie schon davon gehört, dass es in Hornberg einen Fußballverein gibt, doch fehle ihnen momentan noch der Mut dort vorbeizuschauen.
Währenddessen sortiert Nina Schäuble verschiedene Dokumente. Für einen Teil der Familie ging es mit den nötigen Papieren schnell, für den anderen ziehen sich die Genehmigungen, und das macht unsicher. Warum das so ist, kann Nina Schäuble auch nicht beantworten. Immerhin kann sie aber bestätigen, dass keiner vor einer Abschiebung Angst haben muss. »Da ge­nießen die Syrer einen ganz anderen Schutz als beispielsweise die Serben oder Mazedonier«.

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