Hobby-WG hofft auf "Jahrhundertjahrgang"
In Schenkenzell wurde am Sonntag geherbstet: 150 Kilogramm Trauben holte die Winzergemeinschaft (WG) aus den Reben an Herren- und Pfarrberg. Die Hobbywinzer hoffen auf einen »Jahrhundertjahrgang«.
Der trockene »Schenkenzeller Herrenberg« ist ein kostbarer Tropfen, denn es gibt bei guter Lese nur rund 150 Flaschen davon. Jeder Jahrgang ist also eine Art Sonderedition. Seine Trauben stammen »aus dem kleinsten, höchstgelegenen und schönsten Weinanbaugebiet im Oberen Kinzigtal«, heißt es selbstbewusst auf seinem Flaschenetikett. Vermutlich ist es auch das einzige dort mit diesen Attributen. Ob der Wein nach dem Jahrhundertsommer auch ein edler Tropfen ist, zeigt sich nach der Kelter.
Geherbstet wurde die Ernte am Sonntag. Mit einem Öchslegrad von 98 im gemessenen Mittel sind die Erzeuger Alfred Dieterle, Karl-Heinz Thau, Eugen Armbruster, Thomas Schenk, Thomas Haas und Ulrich Janetzko allerdings zuversichtlich, was die Qualität des Jahrgangs 2015 anbelangt.
Önologen sind sie keine, aber Handbücher haben sie bereits einige gelesen. Hinzu komme das mehr oder weniger lange Nachdenken zum Thema Wein – »vor der Flasche«, scherzen die Freunde.
Erfahrungen sammeln
Erfahrung als Weinbauern sammeln sie bereits rund acht Jahre. »Öchslehämmer« seien das jedoch zunächst keine gewesen. 2011 dann allerdings schon: In diesem Jahr kelterten sie 64 Flaschen aus rund 86 Kilogramm Trauben – mit einem Öchslegrad von 96. »Das werden wir in diesem Jahr vielleicht übertreffen«, hofft Armbruster.
Dass Schenkenzell nicht gerade der Nabel der deutschen Weinwelt war, wussten die Freunde beim Start ihres Projekts 2008 auch. Trotzig verfolgten die Trimm-Dich-Kameraden wohl gerade deshalb die Pflanzung ihres Weingartens und Gründung einer freien Winzergemeinschaft – ein ehrgeiziges Freizeitprojekt. Aus Spaß wurde Ernst: Heute stehen am Pfarrberg wenige, aber ordentliche Reihen der roten Regenttraube, werden »auf Qualität geschnitten«, im Sommer mit einem Netz gegen gefräßige Vögel und Rehe abgedeckt und automatisch bewässert.
Wechselhafte Bilanz
Das Jahr 2013 schlossen die Schenkenzeller mit einem Mengenrekord an Trauben ab – aber die Qualität des Weins sei »nicht gerade medaillenverdächtig« gewesen. Vergangenes Jahr wurde es still um die Winzer. Empfindlich wichen sie den Fragen nach Ernte und Qualität aus, denn beides war ein Totalausfall. Umso größer war die Freude in diesem Jahr über die Menge und Qualität der Trauben.
Nach gut einer Stunde war das kleinste Weinanbaugebiet im Oberen Kinzigtal am Sonntag abgeerntet. Noch am selben Tag fuhr eine Abordnung der Schenkenzeller Hobbyönologen ins Bühlertal zu Profiwinzer Volker Maier. Der Freund wird aus dem kostbaren Saft bestimmt einen edlen Tropfen guten »Schenkenzeller Herrenberger« machen.