Ein alter Brauch neu belebt
Im Haslacher Stadtteil Schnellingen wurde beim alljährlichen Adventstreffen an den vier Sonntagen vor Heiligabend erstmals ein alter Brauch wieder belebt. Bei Sylvia und Walter Läufer kam das »Frauentragen« zu neuen Ehren.
Haslach-Schnellingen. Es war ein gemütlicher Abend bei Walter und Sylvia Läufer in der Schnellinger Gartenstraße. Das Ehepaar blätterte im kurz zuvor im Buchladen erstandenen Essener Adventskalender. Unter der Rubrik »Bräuche« fand man den Begriff »Frauentragen«, was das Ehepaar neugierig machte.Zum Glück gibt es Internet. Hier fand man schnell heraus, beim sogenannten »Frauentragen« handelt es sich um einen alten christlichen Adventsbrauch, nach dem Motto »Gott und Mensch sind unterwegs zueinander«. Man sieht dabei Parallelen zur vorweihnachtlichen Zeit, die im Zeichen des Wegs, des Aufbruchs und des Wanderns steht.
Das »Frauentragen« soll aus dem alpenländischen Raum stammen, dort wird vielfach von der »Wandermuttergottes« gesprochen. Mancherorts nennt man das »Frauentragen« auch »Herbergssuche«. Vereinzelt wurde auch im Rheinland dem Brauch der weihnachtlichen Vorfreude gefrönt.
Walter und Sylvia Läufer waren von diesem alten christlichen Brauch so angetan, dass sie sich kurzerhand entschlossen, bei Simon Echle in Oberwolfach, einem bekannten Motorsägen-Künstler, eine Madonna in Auftrag zu geben. Die Marienstatue wurde rechtzeitig fertig, so dass sie direkt am ersten Adventssonntag von Familie zu Familie weitergegeben wurde. Am Abend wurde die Marienstatue von einer Gastfamilie zur nächsten Schnellinger Familie gebracht.
Ein Buch begleitete die Wanderung. Hierin trug sich jede Familie ein, meistens wurden Advents- oder Weihnachtsgedanken zu Papier gebracht. Jedenfalls fand das Wiederbeleben eines alten christlichen Brauches großen Anklang.
Am heutigen Samstag macht die Marienstatue bei Alfred und Birgit Hirt Station und wird morgen nach dem gemeinsamen Singen der Haslacher Weihnachtslieder wieder für ein Jahr zu Walter und Sylvia Läufer zurückkehren.