Ein musikalischer Visionär mit großer Leidenschaft
Die Musik prägte Günter Bellis Leben – und mit seiner Leidenschaft und seinem Ehrgeiz prägte er wiederum zahlreiche Kinzigtäler Musiker. Am Neujahrstag starb der Wolfacher im Alter von 80 Jahren an den Folgen eines langen Herzleidens.
»Er war ein Visionär bis zum Schluss und ein Idealist«, sagt Frederic Belli über seinen Vater Günter. Der leidenschaftliche Musiker leitete über Jahre die Stadtkapellen Wolfach und Hausach sowie den Musikverein »Harmonie« Schapbach und prägte mit seinem Ehrgeiz und Engagement zahlreiche Musiker. Am Neujahrstag starb Günter Belli im Alter von 80 Jahren – sein Herz geriet aus dem Takt.
Saxofon war sein Lieblingsinstrument
Die Trommel und das Akkordeon waren die ersten Instrumente, die Günter Belli schon in Kindestagen zu spielen gelernt hat – unzählige weitere kamen später hinzu. Am liebsten spielte er in all den Jahren das Saxofon – bis zuletzt: Am 29. Dezember, zum Geburtstag der Zwillinge Frederic und Julian, wurde bei den Bellis daheim noch gemeinsam musiziert. Am 1. Januar starb Belli an den Folgen eines langen Herzleidens. Seit 30 Jahren beschäftigte ihn dies, die letzte große Operation liegt zehn Jahre zurück. Er und die Familie hatten sich mit der Gefahr arrangiert. »Es war dann aber doch überraschend – für alle«, sagt Ehefrau Elfi.
Geboren wurde Günter Belli am 15. September 1936 als jüngster von drei Söhnen in Wolfach. Die Mutter starb früh, über seinen Vater wurde das Interesse an der Musik geweckt. Wie groß dieses war, zeigt eine Anekdote aus Teenager-Tagen: Still und heimlich, ohne Wissen des Vaters, studierte Günter Belli das Repertoire der »Kapelle Belli« ein – und bewahrte die Tanzmusik-Formation seines Vaters Engelbert so davor, einen Auftritt absagen zu müssen, als der Saxofonist der Kapelle ausfiel.
1969 übernahm er die Stadtkapelle
»Er hat sich ganz viel selbst beigebracht«, erinnert sich Elfi Belli, die Günter 1978 heiratete, ans Engagement ihres Manns. Saxofon, Klarinette, Trompete, Posaune: Praktisch mit jedem Instrument im Orchester sei er irgendwann einmal solistisch aufgetreten. Günter Bellis beruflicher Weg führte zunächst über eine Schuhmacher-Lehre in den 50er-Jahren zu einer Ausbildung als Vermessungstechniker. Bis 1989 arbeitete er danach mit kurzer Unterbrechung beim Staatlichen Vermessungsamt in Wolfach. Parallel bahnte sich eine zweite Karriere an. 1969 wünschte sich Engelbert Belli bei seinem Tod, dass seine Söhne seine Arbeit fortführen: Helmut an der Spitze des Blasmusikverbands Kinzigtal, Günter als Leiter der Stadtkapelle Wolfach.
Beide folgten dem Wunsch. Belli absolvierte Lehrgänge, dirigierte das Wolfacher Orchester – und wurde 1978 für zwei Jahre zum ersten hauptamtlichen Stadtkapellmeister. Von 1976 bis 1994 leitete er zudem den Musikverein Schapbach, und im März 1987 wurde er Kapellmeister der Stadtkapelle Hausach, als deren hauptamtlicher Leiter er 1997 in Ruhestand verabschiedet wurde.
Sechsmal die Woche Probe
Von der Jugend bis zu den Aktiven leitete Belli alle an, und das durchaus fordernd: Sechsmal die Woche war für je zwei Stunden Probe. Ehrgeiz und Hingabe, um ein musikalisches Ziel zu erreichen, investierte der Herzblutmusiker und erwartete es auch von anderen. »Ein Pädagoge mit Leidenschaft«, sagt Frederic Belli. Bei manchen eckte er mit seiner fordernd-fördernden Art an – doch sie führte zum Erfolg: Bekannte Kinzigtäler Dirigenten wie Joachim Riester, Roman Schilli oder Georg Schnurr prägte er in ihren eigenen Musik-Anfangstagen.
Hohen Wert legte er auch auf die Ausbildung seiner Söhne Christian, Nicolai, Julian und Frederic. Musikalisch wie menschlich sei er dabei stets mit großer Offenheit durchs Leben gegangen, war neugierig und begeisterungsfähig. Neben Familie und Musik brannte er für Sport, war in Jugendtagen aktiver Fußballer beim FC Wolfach und bis zuletzt sehr sportbegeistert.
Das große Benefizkonzert in der Festhalle im Dezember sei auch ein Stück sein Konzert gewesen. Es habe vermittelt, was ihm wichtig war – und er hat das Zepter weitergegeben.
- INFO: Die Trauerfeier, die im Sinne Günter Bellis mit viel Musik gestaltet werden soll, findet am Mittwoch, 11. Januar, ab 14.30 Uhr in der St.-Laurentius-Kirche in Wolfach statt.