Ein Pädagoge aus Leidenschaft
Er hat tausende Schüler in die Geheimnisse der Mathematik und Physik eingeweiht, viele Jahre das Robert-Gerwig-Gymnasium mitgeprägt, die Hausacher Partnerschaft mit Arbois mit aufgebaut und mit dem TV Hausach den größten Verein der Stadt geleitet: Heute feiert Otto Heinrich Kieninger seinen 80. Geburtstag.
Hausach. »Otto? Find’ ich gut!« Diesen Werbespruch eines Versandhandels hatten die Schüler des Robert-Gerwig-Gymnasiums 1998 auf ihren scheidenden Direktor umgemünzt, als sie Otto Heinrich Kieninger in den Ruhestand verabschiedeten. Auch wenn es der Mathe- und Physiklehrer nicht schaffte, jeden seiner Schüler für die Naturwissenschaften zu begeistern, so waren sich diese doch immer gewiss, dass er sie nie fallen ließ und bei der 25. Erklärung dann doch der Groschen noch fiel. In den Jahren 1978 bis 1993 führte er alle zwei Jahre einen Leistungskurs Physik zum Abitur. Dass dabei keiner seiner Schüler jemals mit einer Note unter zehn Punkten (Zwei minus) abschnitt, darauf darf er gerne stolz sein.
1962 kam Otto Heinrich Kieninger als junger Familienvater nach Hausach. Sein Abitur hat er in Baden-Baden gemacht, wo er aufgewachsen ist. Längst ist »OHK« zum Hausacher geworden – nur den Kinzigtäler Dialekt hat er nie angenommen, das Nordbadische behielt immer die Oberhand.
Damals herrschte noch »Residenzpflicht«: Ein Lehrer hatte dort zu wohnen, wo er unterrichtete. Und für Otto Heinrich Kieninger war klar, er hatte nicht nur dort zu wohnen, er hatte sich dort auch in die Gesellschaft einzubringen – und so hat er prompt hier Wurzeln geschlagen. Neben Mathe/Physik wäre auch Geschichte/Französisch eine Option fürs Studium gewesen. Er hatte sich fürs Erstere entschieden und das Zweite zu seinem Hobby gemacht.
Da kam die beginnende Partnerschaft mit dem französischen Jurastädtchen Arbois gerade recht. Schon beim ersten Besuch der Franzosen hatte er Pierre Regnier zu Gast – der Funke sprang über, und die beiden organisierten die ersten 20 Jahre fast alle Treffen der Partnerschaft, hegten und pflegten die Jumelage, und als sich der Partnerschaftsausschuss des Gemeinderats auch für andere Bürger öffnete, wurde Otto Heinrich Kieninger fast automatisch zu dessen Vorsitzenden.
Als der Turnverein 1975 einen neuen Vorsitzenden suchte, war es auch hier der Gymnasiallehrer, der in die Bresche sprang und den größten Verein Hausachs zehn Jahre lang leitete. 1981 übernahm er als stellvertretender Direktor im Robert-Gerwig-Gymnasium weitere Verantwortung, nach dem Abschied von Ludwig Zeller wurde er 1993 Direktor. 1998 wurde er nach 36 Jahren – die für ihn und die Schule prägend waren – aus dem RGG verabschiedet. Seine Knie erzwangen den vorzeitigen Ruhestand.
Nachhilfe für die Enkel
Dass er heute mit zwei künstlichen Kniegelenken wieder sehr passabel zu Fuß unterwegs ist, verdankt er auch seinen regelmäßigen Fahrradtouren. Die halten ihn körperlich fit, und für die geistige Fitness tut er mindestens ebenso viel. Im Lions-Club Kinzigtal ist er einer der fleißigsten Referenten, er steht »zur besonderen Verwendung« immer noch dem TV zur Verfügung, er liest sehr viel quer durch alle Genres – und er ist noch immer leidenschaftlicher Lehrer. Die ersten fünf seiner zehn Enkelkinder hat er mit Mathe, Physik und Französisch gut durchs Abi gebracht.
Gefeiert wird heute im Kreis der Familien seiner vier Kinder bei Tochter Sabine am Hochrhein, wo sich seine Frau Heide nach einem Unfall gerade auskuriert. Die eine oder andere »Nachfeier« mit seinen Freunden im Kinzigtal wird sicher noch folgen.