Eltern schicken ihre Kinder lieber auf große Schulen
Als im April die Ortenauer Schulen ihre Schülerzahlen für die fünften Klassen nannten, hat sich das Kinzigtal noch geziert. Nun sind die Zahlen öffentlich. Die Schulen in Mühlenbach und Hornberg sind »angezählt« – und fast die Hälfte aller Kinzigtäler Fünftklässler geht nach Hausach zur Schule.
Die Eltern haben ziemlich eindeutig abgestimmt, wo die Reise hingehen soll mit den Kinzigtäler Schulen. So gibt es an der letzten Hauptschule der Region in Mühlenbach nur noch 12 oder 13 Fünftklässler, und das bei den »allerbesten Rahmenbedingungen«, wie Schulleiter Stefan Benz betont. Die kleine Dorfschule hat damit zum ersten Mal die magische Zahl von 16 verpasst – wenn diese zweimal hintereinander unterschritten wird, verfehlt sie das Klassenziel und gilt als nicht zukunftsfähig, so die Vorgaben vom Kultusministerium.
»Wir sind leicht angezählt«, sagte Bürgermeister Karl Burger. Wenn die Hauptschule auch im nächsten Jahr die Mindestzahl von 16 für eine Klassenbildung nicht schaffe, werde es für das Schuljahr 2018/19 ganz sicher eng werden. »Wir haben hier ein sehr gutes Angebot geschaffen – wenn die Eltern ihre Kinder trotzdem lieber auf die Realschule oder das Gymnasium schicken, dann soll es halt nicht sein«, so Burger.
Boom in Haslach
Wohin die Kinder wandern, wird klar, wenn man die Schülerzahlen des Hansjakob-Bildugnszentrums in Haslach anschaut. Dort ist die Zahl der Fünftklässler von gut 60 auf 110 hinaufgeschnellt. 75 neue Realschüler und 35 Werkrealschüler begannen dort ihr Schuljahr. »Im vergangenen Jahr hatten wir gerade mal sieben Werkrealschüler, diese Entwicklung ist besonders erfreulich«, so Schulleiter Christof Terglane.
Der landesweite Trend, dass nach dem Fall der verbindlichen Grundschulempfehlung mehr Eltern ihre Kinder an den Gymnasien anmelden, bestätigt sich auch im Kinzigtal. Das Robert-Gerwig-Gymnasium in Hausach hat 132 neue Fünftklässler und ist somit wieder fünfzügig: »Das waren wir schon ein paar Jahre nicht mehr«, sagte Schulleiter Michael Fritz. Er freut sich besonders, dass nach fünf Jahren erstmals wieder eine Klasse mit Französisch als erste Fremdsprache gebildet werden konnte.
Drei fünfte Klassen an Gemeinschaftsschule
In der Gemeinschaftsschule Hausach-Wolfach hat sich der im vergangenen Jahr überraschende Trend bestätigt: 81 Fünftklässler bilden hier erneut drei Parallelklassen, noch einige mehr als im vergangenen Jahr. Die Realschule Wolfach meldet mit 97 Fünftklässlern in vier Klassen »gleichbleibende Zahlen« – obwohl die Oberwolfacher Schule zu diesem Schuljahr aufgelöst wurde.
Die Wilhelm-Hausenstein-Schule in Hornberg bleibt auf der Strecke. Nur zehn Schüler sitzen dort in der fünften Klasse der Werkrealschule – und die Vorgabe des Ministeriums von 16 Schülern wurde nun zum zweiten Mal in Folge nicht erreicht. »Die Entwicklung ist in unserer Situation sehr schwierig vorauszusehen«, so Schulleiterin Tanja Moser.
»Eltern entscheiden«
Bürgermeister Siegfried Scheffold will im Oktober das Gespräch mit dem Oberschulamt suchen und sehen, ob es noch eine Perspektive für die Werkrealschule gibt. Die wichtige Integrationsarbeit, die die Schule leistet und die weiten Wege allein schon von den Tälern in Niederwasser und Reichenbach zur Kernstadt führte die Schule schon bisher als gewichtige Argumente an.
Das vielfältige Angebot mit verschiedenen Schulmodellen und -profilen in der Region habe dazu geführt, dass die Eltern eine sehr große Auswahl für ihre Kinder haben. Es seien auch die Eltern, die über den Erhalt oder Verfall der Sekundarstufe in Hornberg entscheiden.