Fakten treffen auf Emotionen
Beachtlich war der Besucheransturm am Freitag in der Festhalle Oberwolfach zum Windkraft-Informationsabend von Oberwolfach und Wolfach. Die Infos aus erster Hand über die möglichen zukünftigen Anlagen auf den Gemarkungen interessierten die Gäste.
Neben den Bürgermeistern von Wolfach und Oberwolfach, Thomas Geppert und Matthias Bauernfeind, sowie Martina Hanke aus der Stadtverwaltung Wolfach standen zwei Experten für rechtliche Grundlagen der Windenergie Rede und Antwort: Sébastien Oser, Leiter des Kompetenzzentrums im Regierungspräsidium Freiburg, und Holger Fischer vom Freiburger Planungsbüro Fischer.
»Es geht um die planungsrechtlichen Verfahren bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans der Verwaltungsgemeinschaft«, erklärte Geppert das Anliegen des Abends. Im Flächennutzungsplan würden Suchräume ausgewiesen, in denen Windkraftanklagen denkbar seien. »Außerhalb dieser Flächen ist eine Windkraftnutzung nicht mehr möglich«, verdeutlichte Geppert die Steuerungsmöglichkeiten der Kommunen. Für die Suchräume seien eine ganze Reihe von Kriterien zu erfüllen. Die privaten Projektentwickler könnten so »an die Leine« genommen werden.
Sébastien Oser erläuterte die sehr komplexen rechtlichen Grundlagen des Flächennutzungsplans. Außerdem erläuterte er die Privilegierung der Windenergie im Außenbereich, die Vorrangzonen und Tabubereiche. »Die Kommunen und Regionalverbände können hier steuern«, betonte auch er. Letztlich sei auf der Gemarkung »substanzieller Raum«, also eine nicht genau definierte Mindestausweisung für die Windenergie, zu schaffen.
Steuerungsmöglichkeit
Auch Planer Holger Fischer sah den Flächennutzungsplan als Steuerungsmöglichkeit der Kommunen. Er sprach von 25 Flächen auf den Gemarkungen, die als Suchräume infrage kämen. Nach Abwägung aller Kriterien würden aber deutlich weniger übrigbleiben.
»Wir als Verwaltungsgemeinschaft sind mit dem Flächennutzungsplan auf dem richtigen Weg«, befand Thomas Geppert. Matthias Bauernfeind erklärte, mehr als die Hälfte der Flächen »fliegen sowieso raus«. Vier bis sechs Windräder seien letztlich eine realistische Größe.
Kritische Stimmen
Von einigen wenigen Rednern aus den Reihen der Zuhörer wurde massive Kritik an Windkraftanlagen vorgetragen. »Wenn ich die Türme sehe, kommen mir die Tränen«, sagte einer. Ein anderer mahnte, er sehe sich von Windrädern umzingelt und fühle sich von der Entwicklung überrollt. »Es gibt Ausschlussgebiete für Tiere, aber nach den Menschen fragt keiner«, lautete ein Vorwurf. Gesundheitsschäden durch Infraschall sowie Einbußen bei Tourismus und Immobilienpreisen wurden befürchtet. Einer schlug gar vor, die Anlagen in den Nationalpark zu verlegen: »Dort stört’s niemanden!«
Sébastien Oser wehrte sich gegen überzogene Kritik: »Manches, was hier vorgetragen wird, grenzt an Polemik.« Man müsse den Stand der Wissenschaft schon zur Kenntnis nehmen, mahnte er mit Hinweis auf die festgelegten Mindestabstände zwischen Windkraftanlagen und Wohnbebauung. Es gäbe bereits 24 000 Anlagen, die Menschen seien nicht kränker als zuvor.