Festspiel vor Prachtkulisse in der Innenstadt
Die Wolfacher und die »Altweibermühle« – eine ganz besondere Beziehung, die getreu dem Fünf-Jahres-Rhythmus gestern Nachmittag vor Tausenden Zuschauern aufgefrischt und von den mit Herzblut spielenden Darstellern regelrecht zelebriert wurde.
Begeistern Festspielleiter Bernd Schillinger und sein närrisches Ensemble sonst zum Wolfacher Schellenmendig mit ihren Neukreationen, so war es gestern gerade die beständige Tradition der »Altweibermühle«, die einen besonderen Fasnets-Zauber in der Innenstadt versprühte: Die Akteure brachten das wichtigste aller Wolfacher Festspiele mit soviel Herzblut und Inbrunst auf die Bühne, dass die Begeisterung schnell aufs große Publikum übersprang.
Tolle Ideen und Anspielungen
Keine Frage: die frühlingshaften Temperaturen im Sonnenschein trugen ihren Teil zum Besucherandrang und der guten Stimmung bei. So säumten bereits um 14 Uhr unzählige Zuschauer den Weg des Festumzugs. Auch wenn die Fußgruppen diesmal nicht beim Festspiel mitwirkten, bremste das die Kreativität nicht: Da bereicherten »Spitzgugge-Hansel« den ohnehin schon großen Tross der Wolfacher Hansel, Hexen gaben Pröbchen ihrer Schönheits-Creme, in Anlehnung an den Basler »Morgestraich« zog eine Gruppe als »Wolfestreich« durch die Stadt, die »Wolfacher Durst Göttinnen« marschierten von »Aperola« bis »Gin Tonica« auf, gefolgt von den »Wolferdingern« und weiteren tollen Ideen. Natürlich durfte auch in Wolfach ein Seitenhieb auf die chinesischen Millionenpläne fürs Wolftal nicht fehlen: »Runderneuerung der Frau – gibt’s bald auch in Bad Rippoldsau«, lautete das spöttische Wagen-Motto in Anlehnung an die »Altweibermühle«.
Klassiker lockt von weit her
Der Festspiel-Klassiker – zuletzt zu den Festspieltagen außer der Reihe gezeigt – stand nach dem Fünf-Jahres-Rhythmus auf dem Spielplan und lockte selbst eigens aus dem Rheinland mehr als 400 Kilometer angereiste Zuschauer an. Die sahen, ebenso wie die vielen anderen begeisterten Schaulustigen, wie Müller Cyprians Mühle einmal mehr aus alten Weibern bildhübsche junge Mädchen zauberte – die ihren gefoppten Männern dann prompt mit jüngeren Kavalieren davonliefen. Zumindest, bis mit Hanswurst Stolprians buckliger Alten sogar die »Altweibermühle« an ihre Grenzen stieß und die »Mutter Entechrist« auswarf.