Flößer begleiten Wehr-Abbau
Die Schiltacher Flößer begleiten den Abbruch des Schemel- oder Korndörfer-Stauwehrs in der Schiltach. Sie dokumentieren die historische Anlage und versuchen ihren Aufbau zu studieren.
Schiltach. »Wie, wenn man einen Kuchen anschneidet. Dem sieht man von außen auch nicht an, wie er innen aussieht«, erklärt Flößerobmann Thomas Kipp gespannt. Er steht zusammen mit den Flößerkameraden Otto Schinle und Tobias Isenmann bis zu den Knien in der fließenden Schiltach und gräbt die Reste des Korndörfer-Wehrs bei »Vor Reichenbächle«, im alten Gewann »Wiesle«, aus.
Immer wieder stechen sie mit den Schaufeln tief in den Flusskies, schmeißen schwere Steine zur Seite und spülen mit vielen Eimern Wasser die teilweise freigelegten Balken und schweren Stämme der Wehranlage ab. Dass es regnet, spüren sie kaum – es herrscht Goldgräberstimmung unter den Männern.
Im Rahmen der Renaturierung werden an der »Schiltach« zwischen Schramberg und Schiltach die Wanderungshindernisse für Fische beseitigt. Vom Abbruch betroffen sind auch die Überreste von elf historischen Stauwehren aus der Flößerzeit. Bevor die Reste dem Abbruch und Verfall preisgegeben werden, wollen die Flößerkameraden herausfinden, wie ihre Vorgänger die Wehre in der Gegend gebaut haben. »Ich kenne außer Bestandsaufnahmen und Kunstzeichnungen keine Forschung zur Konstruktion von Flößerwehren«, erklärt Kipp am Freitag bei einem Pressetermin.
Beim Abbau dabei
Flößer und Zimmermann Tobias Isenmann war beim Abbruch des Korndörfer-Wehrs, dabei. Wegen des noch guten Zustands rückte es in den Fokus der Flößer. Jeden Stamm, den der Bagger aus dem Wasser hob, fotografierte und markierte er, damit die Kameraden am Flößerschopf das Wehr auf dem Hof so weit es geht rekonstruieren und dokumentieren können. Bislang war das hölzerne Bauwerk unter Wasser und in der Erde, also unter Luftausschluss, konserviert. Es war nur eine große Schwallung zu sehen.
Nun ist das 1,80 Meter hohe historische Hindernis zu Gunsten der Durchlässigkeit für Fische und Kleinstlebewesen in der Schiltach abgebaut. Die Seitenwangen bleiben im Ufer eingegraben. Um die Konstruktion zu verstehen, versuchen die Flößer soviel wie möglich davon freizulegen. Außerdem möchten sie durch eine dendrochronologische Untersuchung das Alter der Stämme und damit des Wehrs bestimmen lassen. »In Schramberg wurden Wehrkonstruktionen von 1830 und 1712 gefunden«, wusste Kipp. Durch das teilweise Freilegen der Anlage kamen bereits viele Hinweise auf deren Konstruktion ans Licht.
Renaturierung
In einem Verfahren wurde der Vorrang der Renaturierung in diesem Bereich zu Lasten des Denkmalschutzes ermittelt und festgelegt. Die voraussichtliche Bauzeit endet im September. Die Kosten für das Land Baden-Württemberg sind mit einer Millionen Euro veranschlagt.