Flößerei: Heute Hobby, damals harter Job
Es war ein entscheidender Einschnitt in der Wirtschaftsgeschichte des Wolftals: Im Juni vor 130 Jahren zerstörte ein Unwetter die Anlagen für den Floßbetrieb. Das Pferdegespann löste das Floß als Transportmittel für Baumstämme ab.
Seit dem 15. Jahrhundert war es üblich, die entrindeten Baumstämme der Tannen, Fichten und Kiefern vom Kniebis und Holzwald auf dem Wasserweg mit Flößen talabwärts zu transportieren. Die Arbeit im Wald als Broterwerb war für Generationen von Rippoldsauer und Schapbacher Männer selbstverständlich, denn es gab kaum eine Alternative.
Wo heute das Bad Rippoldsauer Kurhaus steht, war das Wasser der Wolf zu einem kleinen See gestaut. Dorthin wurden die Stämme von Pferden geschleift oder über Rutschbahnen »geriest«.
Feierlicher Augenblick
Wenn die letzten Stämme auf Rippoldsauer Gemarkung beim Gasthaus »Zum letzten G’stehr« zusammengestellt waren, hatten die Männer einen guten Trunk und ein anständiges »Flößerbrot» verdient, bevor es in rascher, risikoreicher und gefährlicher Fahrt bis Wolfach ging. Bevor das Wasser unter den Floßzug gelassen wurde, war es ein feierlicher Augenblick, wenn die Flößer sich von ihren Familien verabschiedeten und gemeinsam ein Gebet gesprochen wurde – denn Unglücksfälle und Tote blieben über die Jahrhunderte nicht aus, was aus den Protokollen der Rippoldsauer Marienwallfahrt zu entnehmen ist.
Drei Stunden dauerte die Fahrt bis Wolfach; zu Fuß musste man gute vier Stunden rechnen. Das Wasser des Wolftals mit seinen vielen Seitentälern hatte 15 Zuflüsse, deren Schleusen zum Flößen geöffnet wurden.
Die Flößerei auf der Kinzig ist erstmals in einer Zollvorschrift aus dem 14. Jahrhundert erwähnt. Die Herrschaft des Grafen von Fürstenberg (1490 bis 1509) brachte einen Aufschwung für die ganze Region. Den Flößern aus dem Woftal war jedoch nur gestattet, bis Wolfach zu fahren. Dort übernahmen die Wolfacher Flößer das Holz, um es nach Kehl oder rheinabwärts bis in die Niederlande zu bringen.
Ab dem Jahr 1500 trat dadurch im Kinzigtal eine wirtschaftliche Blüte ein. Der Ruf der Holzhauer und Flößer vom Oberen Wolftal wuchs, oft wurden sie als Fachleute ins Ausland geholt.
Wie ein Gottesurteil
Am 2. Juni 1887 gab es im Kniebisgebiet ein mächtiges Unwetter und in der Folge ein verheerendes Hochwasser durch das Wolftal, das sämtliche Brücken und Anlagen für den Floßbetrieb zerstörte und das Ende der Flößerei auf der Wolf darstellte. In der Chronik ist dazu erwähnt: »Man nahm es hin fast wie ein Gottesurteil.« Denn die Konkurrenz der Pferdegespanne, die ihre Last direkt an den Bahnhöfen in Wolfach und Hausach ablieferten, war ohnehin groß geworden.
Auf der Kinzig wurde noch acht Jahre bis 1895 weitergeflößt – allerdings in immer geringerem Umfang.