Schiltach

Flüchtlingsheim: Anwohner klagen über »unerträglichen Krach«

Bastian André
Lesezeit 3 Minuten
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08. Oktober 2015
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Seit Januar sind Flüchtlinge in einem Gebäude in der Straße »Vor Ebersbach« untergebracht – mittlerweile sind es 40 Menschen. Anwohner beklagen, dass die Bewohner viel Lärm machen und fordern eine dezentralisierte Unterbringung. ©Archivfoto

40 Flüchtlinge hat die Stadt Schiltach zurzeit in einem Gebäude in der Straße »Vor Ebersbach« untergebracht. Jetzt klagen Anwohner über zu viel Lärm, der aus dem Wohnblock kommt und wünschen sich Besserung – aber die kommt wohl nicht.

Voller Sitzungssaal in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend im Schiltacher Rathaus: Zahlreiche Anwohner aus der und rund um die Straße »Vor Ebersbach« waren gekommen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Denn wie es scheint, fallen die rund 40 Flüchtlinge, die in der Straße in einem vom Landratsamt Rottweil privat angemieteten Gebäude untergebracht sind, hörbar auf – durch Lärm bis in die Nacht hinein.

So zumindest formulierte es ein Anwohner. »Wir möchten eine Dezentralisierung«, sagte er in der Sitzung. »Um es ganz klar zu sagen: Wir haben nichts gegen Flüchtlinge. Sie könnten dort auch 40 Deutsche, Franzosen oder Italiener unterbringen. Das Problem ist die Menge der Menschen«, betonte er. Es seien zu viele auf einem Platz zusammengefasst.

Zahl war nicht abzusehen

Seit Januar wird das Gebäude genutzt, um Flüchtlinge unterzubringen. Dass es mittlerweile 40 Kinder, Frauen und Männer sind, sei so nicht zu erwarten gewesen, erklärte Bürgermeister Thomas Haas zu Beginn der Sitzung. »Wöchentlich steigen die Prognosen der zu erwartenden Flüchtlingszahlen«, sagte er. Sollte die Entwicklung so weiterlaufen, rechne er mit insgesamt 114 Flüchtlingen, die Schiltach bis Ende 2016 unterbringen muss. »Wir werden zusammenleben, egal wie man dazu steht.«

Dieser Satz ging in Richtung der anwesenden Anwohner – traf dort allerdings auf Unverständnis. Von »unerträglichem Krach« berichtete die Runde. Im Sommer habe man vor lauter Lärm die Fenster nicht offen halten können. »Auf Nachfrage beim Landratsamt hat man uns geraten, die Polizei zu rufen«, erzählte ein Anwohner. »Aber das wollen wir ja gar nicht.« Die Reaktion vom Amt habe ihn enttäuscht. Ärger zu machen sei nicht im Interesse der Anwohner.

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Man habe sogar Verständnis dafür, dass die Hausbewohner lieber draußen sind. »Die Menschen sind dort ja auch wie im Hühnerstall zusammengepfercht«, sagte eine Frau. Sie fürchte gar eine Ghetto-Bildung in dem Straßenteil. »So weit darf es nicht kommen.«

In diesen Tenor stimmten weitere ein. Das Haus verlottere, hieß es. Der Vermieter sei der »Nutznießer«, der »gutes Geld mit Flüchtlingen« mache, sich aber nicht um den Zustand des Gebäudes kümmere. Ratsmitglied Ulrich Gebele (BUW) entgegnete, man könne den privaten Vermieter zu nichts zwingen. Darauf meldete sich eine Patin aus dem Flüchtlingsnetzwerk. Für die ausländischen Familien sei die Enge »auch schwierig«: »Aber wer von hier ist schon bereit, eine Wohnung zur Verfügung zu stellen?«, klagte sie. Zurzeit suche die Patin für eine siebenköpfige Familie eine Wohnung, finde aber keine.

»Können nichts ändern«

Mit einer Besserung der Situation sei jedoch nicht zu rechnen, erklärte Bürgermeister Haas. »Selbst wenn wir jemanden aus dem Wohnblock rausnähmen, würde das Landratsamt sofort wieder Leute nachschicken.« Die Stadt könne nichts verändern.

Für die Anwohner war diese Ansage sichtlich ernüchternd. »Ich mache so einen Sommer nicht mehr mit«, sagte ein Mann. Er forderte mehr Einsatz vom Gemeinderat. »Ich rufe nächstes Jahr jedes einzelne Ratsmitglied an – und dann dürfen Sie mal vorbei kommen und sich das anhören.«

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