Freiwillige befreien ehemalige Floßbauten von Bewuchs
Die noch vorhandenen Schwallungen auf Kaltbrunner Gemarkung wurden um 1842 in massiver Bauweise neu erstellt. Bis heute nagt der Zahn der Zeit an ihnen. Mit einer Bürgeraktion sollen sie von Bewuchs freigelegt und wieder sichtbar gemacht werden.
Dass die Kaltbrunner Bürger Wert auf den Erhalt ihrer kulturhistorischen Floßweiher legen, zeigte sich am Samstag bei der Beteilung einer ersten Aktion freiwilliger Helfer: Sie hatten an der mächtigen Staumauer in Wittichen tatkräftig Hand angelegt und die Sandsteinquader von Unkrautbewuchs und Moos befreit. Durch die Arbeit am Samstag wurden auch die schadhaften Stellen im Mauerwerk der Schwallung besser erfassbar.
Nach der Auslichtung der Floßweiher sollen die historischen Bauwerke aus der Flößerzeit im Witticher- und Kaltbrunner Tal durch mehrere Arbeitseinsätze nach und nach wieder in Erscheinung treten. Wohl nirgends im Bereich der oberen »Kinzig« und des Wolftals sind historische Bauwerke dieser Art und Größenordnung aus der Flößerzeit noch vorhanden.
Die Initiative ergriffen Vertreter des Historischen Vereins und der Schiltacher Flößer. Mit der Bildung eines Arbeitskreises zum Erhalt der Floßeinrichtungen kann das Ziel mit Hilfe Freiwilliger erreicht werden. Nach Möglichkeit soll auf lange Sicht die Sanierung der Floßweiher angegangen werden.
Jahrhundertelang war ein Holzhandel nur möglich durch die Flößerei auf den Flüssen »Kinzig« und »Reinerzau« sowie ihren Nebenadern. Diese Art des Holztransports wäre jedoch ohne die Floßweiher nicht möglich gewesen.
Wasser aufstauen
Die mächtigen Holländerstämme aus den Kaltbrunner Waldungen brauchten vor allem auf den kleinen Nebenflüssen wie dem »Kaltbrunner Talbach«, dem »Klosterbach« oder dem »Heubach« genügend Schwellwasser um zur »Kinzig« und später zum »Rhein« zu kommen.
Der Floßweiher am »Klosterbach«, wurde eher zum Flößen von Scheiterholz und Rollen bis hin zur »Reinerzau« genutzt. Das angefallene Stammholz im Witticher Tal wurde vor allem mit Pferden auf dem Talweg bis ins Vortal zur »Reinerzau« gezogen und dort zu Flößen eingebunden.
In der »Lay« gab es zwei Stauweiher hintereinander mit Staulängen von 100 und 60 Metern. Bei dieser Wasserstaumenge waren die Staumauern dort bis zu acht Meter stark und 4,20 Meter hoch. Der Stauweiher oberhalb des »Wüstenbächles« hatte eine Länge von rund achtzig Metern und eine durchschnittliche Breite von dreizehn Metern. Um dem Druck dieser erheblichen Wassermasse standzuhalten, war eine mächtige Staumauer mit einer Stärke von fünf Metern erforderlich.
Am 2,70 Meter breiten Auslauftunnel befand sich die Auslauffalle, die von der Stammkrone aus bedient wurde. Zum letzten Mal wurde im Kinzigtal 1894 geflößt. Das bedeutsame Gewerbe, die Flößerei, musste dem Bahn- und Straßenbau Tribut zollen.
Die Helfer am Samstag in Wittichen waren stolz auf die Idee und Leistung ihrer Vorfahren und auch auf das, was sie durch ihre praktische Arbeit davon wieder sichtbar machten. Damit werde auch das Interesse der jüngeren Generation an diesen Zeitzeugen geweckt, hieß es am Samstag unter ihnen.
Zum kommenden Einsatz sind alle heimatverbundenen Bürger eingeladen. Die Organisatoren bitten, die entsprechenden Arbeitsgeräte wie Kelle, Spachtel, Drahtbürste und Gummistiefel mitzubringen.
Schwellwasser
Etwa 600 Jahre wurde auf der »Kinzig« mit ihren Nebenflüssen, so auch der »Reinerzau« geflößt. Der »Kaltbrunner Bach« führt gerade in den Sommermonaten wenig Wasser. Durch Stauungen, auch der Nebenflüsse, wurde »Schwellwasser« geschaffen. Die noch vorhandenen Schwallungen auf Kaltbrunner Gemarkung wurden um 1842 in massiver Bauweise neu erstellt.