Wolfach

Geldbeutelwäscher trauern am Stadtbrunnen

Michael Hoffmann
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02. März 2017

(Bild 1/3) Alle Jahre wieder ist das Jammern bei den Wolfacher Geldbeutelwäschern groß. ©Michael Hoffmann

Traurige Gesichter am Aschermittwoch in der Wolfacher Innenstadt. Die Geldbeutelwäscher weinten bitterlich, als sie am Stadtbrunnen im pfeifenden Wind traditionell die Fasnet verabschiedeten.

Erstaunlich milde hat sich Erich Sattler beim Geldbeutelwäscher-Empfang im kleinen Rathaussaal gezeigt. Während der Oberwäscher in den vergangenen Jahren kräftig in Richtung Bürgermeister Thomas Geppert austeilte, zollte er dem Schultes diesmal am Aschermittwoch seinen Respekt: »Wolfach hat was. Nämlich Sie, Bürger Geppert.« Die Gilde setzte  den Bürgermeister zwar wieder in sein Amt ein. Den ein oder anderen Seitenhieb konnte sich Sattler aber nicht verkneifen. 

Eine ganz andere Seite hätten die Frackträger im vergangenen Jahr vom Schultes kennengelernt: ein »Neu-Gardefischle«, das beim geplanten Kinzigtalbad gegen den Strom schwimmt. »So rammte Sie doch mancher Stein«, sagte Sattler in Anspielung auf einen Kommentar im Offenburger Tageblatt. Am Ende stehe aber ein Kompromiss, mit dem alle an einem Strang ziehen könnten und »die Interessen der knappen Wolfacher Stadtkasse« gewahrt wurden.

In Wolfach habe man die Ruhe weg: »Man könnte fast meinen, Sie würden aus Bern kommen, wo die Zeitlupe erfunden wurde.« Hierbei sprach Sattler auch die Kommunikation in der Verwaltungsgemeinschaft Oberwolfach an. Es brauche wohl noch etwas mehr Fortune, »wenn man den Bauern zum Feind hat«.

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Die Zeitlupen-Metapher zog sich durch die Rede wie ein roter Faden. Nicht viel sei seit Mitte 2015 am Kinzigdamm passiert: »Anscheinend hat die Stadtverwaltung ein grundsätzliches Problem mit Bäumen.« Da werde lamentiert, dass man »pro Baum drei Tage« brauche, um den Boden dafür aufzubereiten. Manche, sagte der Oberwäscher, pflanzten da einen ganzen Wald.

Ebenso entdeckte Sattler den Drang im Bürgermeister, sich mit gewissen Bauwerken zu verewigen: Auf Verwaltungsschulen müsse es wohl »das Wahlfach Architektur geben«. Der Minigolf-Kiosk – oder das »Geppert’sche Oktagon« – missfiel den Wäschern. Obwohl sie ja daran auch nicht ganz unbeteiligt waren, »stammen die Pläne doch von unserem Kameraden Steckerle«. Dass der Oberwäscher da falsch lag, hatte die Verwaltung schon zur Fasnet thematisiert: gebaut werden soll mit vier, nicht mit acht Ecken. 

»War’s das jetzt?« Geppert, der wegen seiner ausgedehnten Weihnachtsansprache des Öfteren aufgezogen wurde, hielt diesmal deutlich besser dagegen, als noch beim Empfang im Vorjahr, und teilte auch launig aus. Aus zuverlässiger Quelle habe er erfahren, dass der Oberwäscher die vergangenen drei Wochenenden an seiner Rede gearbeitet habe: »Und ich muss in zwei Minuten darauf reagieren.« Rechtfertigen wollte sich der Schultes aber nicht. »Ich kann auch nicht jeden Scheißdreck kommentieren«, sagte der wiedereingesetzte Bürgermeister. 

Manches musste er aber dann doch ansprechen. Die Präsenzzeit des Oberwäschers während der Fasnet beispielweise. Das Lachen habe er sich schon verkneifen müssen, als Sattler am Mittag seinen leeren Geldbeutel wusch. Aber dessen Frau sei ja »auf der Fasnet bestens bekannt«. Abschließend zeigte sich Geppert aber versöhnlich mit dem Oberwäscher: »Sie haben ja ein genauso dickes Fell wie ich. Ihnen sieht man’s an, mir nicht.« 

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