Geröll- und Schlammlawine verwüstet den Stockhof
Im Minutentakt gingen am Montagabend bei der Feuerwehr Schenkenzell nach einem Unwetter die Hilferufe ein. Der Schenkenzeller »Stockhof« ist vom Unwetter am Montag am schwersten betroffen. Durch eine Gerölllawine verstopfte Entwässerungsrohre ließen Wasser und Schlamm von hinten nach vorn durch den Stockhof fließen. Menschen wurden nicht verletzt.
»So einen Einsatz hab ich in Schenkenzell noch nicht erlebt«, sagte Jochen Sum, Abteilungskommandant der Schenkenzeller Wehr. Ein rund dreißig Minuten andauerndes Unwetter fegte mit Blitz, Donner, Windböen, Hagel und sintflutartigen Regengüssen über die kleinste selbständige Gemeinde im Landkreis Rottweil hinweg. Im Nu waren Keller, Heizöltanks, Garagen, Straßen und sogar der Gastraum des Hotels »Waldblick« sowie das Kartonagelager und ein Teil der Produktion im Firmengebäude Duratvit überschwemmt.
Am schwersten traf es jedoch Heike und Rudolf Armbruster vom Stockhof. Sie standen unter dem Vordach des frisch renovierten Leibdinghäuschens, das nur durch die Zufahrt zur Garage vom Stockhof getrennt steht. Plötzlich begann es so stark zu regnen und hageln, dass es die Gullydeckel in der Straße vor den Gebäuden anhob. »Alles passierte in wenigen Minuten. Das Wasser drückte zu den Lampen hinaus«, erinnert sich Heike Armbruster zwei Stunden nach dem Unglück.
Eine Lawine von Geröll und Schlamm wurde vom Starkregen am Hang gelöst, walzte sich aus dem Wald heraus in die Entwässerungsrohre, die um den Hof herumführen, verstopfte diese und suchte sich den Weg auf das Gebäude zu. Dort drückte die Masse die große Heubühnentür im hinteren Teil des Stockhofs ein. Schlamm und überlaufendes Wasser ergossen sich in den Heuboden, durch die Futterküche hindurch und in die Wohnung der Armbrusters im oberen Stockwerk hinein. Schließlich landete die Lawine im Stall im Erdgeschoss bei zwanzig Kühen, sieben Kälbern und zwei Schweinen. Weder Menschen noch Tiere wurden verletzt.
Wohnzimmer trocken
Bis auf das Wohnzimmer sind alle Räume verwüstet. »Vor diese Tür konnte ich gerade noch einen Teppich rollen«, beschreibt Heike Armbruster ihre schnelle Reaktion. Das Unwetter ging direkt über Schenkenzell nieder. Die Schiltacher Feuerwehr kam den Schenkenzeller und Kaltbrunner Kameraden sofort zu Hilfe. Die Kreisleitstelle informierte den kreiseigenen Hochwasserzug und ein Transportfahrzeug mit Sandsäcken, die in Sulz stationiert sind. Das Kommando vor Ort hatte Konrad Fischer, Kommandant der Schenkenzeller Kameraden.
»Leider bekommen wir die Dohlen und Rohre nicht frei. Das Wasser drückt von der rückwärtigen Seite auf den Stockhof und muss schnell abgeführt werden,« erklärte Kreisbrandmeister Mario Rumpf, der beim Einsatz unterstützte. Nach einer Beratung mit Fischer, Harry Hoffmann, Kommandant der Schiltacher Wehr, und Bürgermeister Thomas Schenk stand der Plan fest: Ein Bagger sollte die Geröllhalde soweit abgraben, dass das aus dem Wald nachfließende Wasser über die rund vierzig Meter lange Garagenzufahrt zwischen Stockhof und Leibdinghäuschen in eine freie Wiesenfläche abfließt. Mit Sandsäcken bauten die Kameraden links und rechts der Straße ein künstliches Ufer für den so umgeleiteten Bach.
Helfer packen mit an
In Gummistiefeln, mit Schubkarren, Schaufeln und Besen halfen Familienangehörige, Nachbarn und Freunde direkt nach dem Unglück beim Aufräumen des Stalls, richteten in der Garage Verpflegung für die Helfer her und packten mit an. Die Koordinierung des Einsatzes wäre durch eine Störung des Funkverkehrs der Feuerwehr schwierig gewesen, informierte der Kreisbrandmeister. Die Kommunikation funktionierte jedoch sicher per Mobiltelefon. Die Arbeiten dauerten bis in die Nacht.
Duravit betroffen
Das Wasser, dass nicht mehr durch die verstopften Entwässerungsrohre beim Stockhof abfließen konnte, suchte sich seinen Weg neben dem Stockhof in die Stallgrube. Diese wurde überschwemmt und ergoss sich über eine Wiese und die B 294 hinweg ins Firmengebäude der Firma Duravit.
Zweites Unglück
Bereits 1987 war der Stockhof von einer Überschwemmung desselben Bächleins betroffen. Daraufhin wurde seine Entwässerung über Rohre und Dohlen um den Hof herum in einen Entwässerungskanal neben der Landstraße geleitet.