"Godly-Play-Erzähler" bereitet Kommunikanten vor
Reiner Lehmann aus Schenkenzell hat das Zertifikat zum »Godly-Play-Erzähler« erworben. Der Diakon und Schuldekan bildet die Schenkenzeller Kommunikanten erstmals mit dieser Methode aus.
Schenkenzell. Jede seiner Geschichten hat Gewicht – mindestens vier Kilo. Am Wüstensandsack trägt Reiner Lehmann am schwersten, wenn er zu seinen Zuhörern geht. Sand ist die Grundlage fast jeder Erzählung über das Gottesvolk, das er im Übrigen auch gleich mitbringt. Jede Geschichte hat ihre eigene goldene Kiste. In ihr sind alle Materialien, die Lehmann dafür benötigt – und sie haben ihr eigenes Regal in Schenkenzell.
Fortbildung "Godly-Play-Zertifikat"
Der Diakon in Lauterbach und Schuldekan mit Zuständigkeit für die Fortbildung von rund 400 Religionslehrern im Zollernalbkreis und Landkreis Tuttlingen hat im Sommer das »Godly-Play-Zertifikat« erworben – eine Urkunde, die ihm bescheinigt »Gott spielend zu finden« und Menschen in dieser Methode auszubilden.
Elementares Konzept
Kindgerechtes Konzept
»Endlich mal ein pädagogisches Konzept, dass kindgerecht ist, ohne kindisch oder kindlich zu sein, sondern einfach elementar ist«, sagt Lehmann.
Ein Freund hat Lehmann viele zwölfköpfige Gottesvölker mit wichtigen Figuren biblischer Geschichten geschreinert – für Lehmann selbst und die Lehrer, die er betreut. Vom Dekan ausgebildet sind Letztere dann auch »Godly-Play-Erzähler« und können ihren Religionsunterricht so gestalten. »Ein Vervielfältigungsprinzip wie bei Tupperware«, sagt Lehmann und schmunzelt.
Jede seiner Erzählungen folgt einer bestimmten Regieanweisung. »Wir haben einen Türsteher. Nicht so einer wie Rambo, sondern einer, der die Zuhörer empfängt und ankommen lässt«. Ist Ruhe eingekehrt, fragt Lehmann nach der Bereitschaft für eine Geschichte und breitet bei Zustimmung seinen Sandsack aus.
Zahlreiches Gottesvolk
»Das ist die Wüste. Der Sand ist am Tag heiß und in der Nacht kühl. Fühlt mal.« So beginnt er jede Geschichte. Die Zuhörer sind an dessen Ende Mitglieder des Gottesvolkes, »die so zahlreich sind, wie die Sandkörner der Wüste«, so Lehmann. Die Erzählung wird gemeinsam reflektiert, und »jeder Zuhörer zieht das heraus, was für ihn drin ist«, sagt Lehmann.
Fragen können knifflig sein
Das kann knifflig sein für den Erzähler: »Heute erklären mir bereits Erstklässler die Urknalltheorie oder dass der Mensch vom Affen abstammt. Das muss man dann hinbekommen, denn richtig oder falsch gibt es bei ›Godly-Play‹ nicht«, sagt Lehmann.In der kreativen Phase darf jeder das mitgebrachte Material selbst ausprobieren. »Da braucht man dann schon mal den Staubsauger«, so der Erzähler. Nach einem symbolischen Festessen verschwindet der Wüstensandsack bis zum nächsten Mal wieder in der goldenen Kiste.
Spielend erfahren
»Godly-Play« stellt sich bewusst in die Tradition der mündlichen Überlieferung lebensbedeutender Geschichten und bezieht sich dabei auf das christliche Symbol und Sprachsystem. Die Wurzeln liegen in der Montessori-Pädagogik und der theologischen Überzeugung, dass Gott sich im Leben jedes Menschen erfahrbar machen will.