Grausames Verbrechen kurz vor Kriegsende
Es war ein abscheuliches Verbrechen, das sich kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs (8. Mai 1945) in Wolfach ereignete: Nazis ermordeten 20 Häftlinge am Hofeckle – vier am 30. März, 16 am 17. April. Die menschenverachtende und völlig sinnlose Tat ist als das »Verbrechen von Wolfach« in die Geschichte eingegangen.
Heute jährt sich ein schreckliches Verbrechen, das Nationalsozialisten in Wolfach begangen haben: Vor genau 70 Jahren, am 17. April 1945, ganze vier Tage vor der Besetzung durch französische Truppen, ermordeten Gestapo-Schergen und SS-Leute auf dem Hofeckle 16 politische Häftlinge aus dem Wolfacher Gefängnis. Es handelte sich zum großen Teil um Widerstandskämpfer: 13 Franzosen, zwei Italiener und ein Pole. Zuvor, am 30. März, Karfreitag, ermordeten Nazis dort vier weitere Gefangene.
In dem Buch »Die katholische Pfarrgemeinde St. Laurentius in Wolfach« von Josef Stüble und Walter Schmider sowie im Archiv von Otto Schrempp finden sich Hinweise zu den Geschehnissen. Demnach hätte die Rastatter Volkssturmkompanie den Befehl entweder dem berüchtigten Chef der Wolfacher SS, Forstwart Hauger, oder dem letzten Kreisleiter Schweighart zugeschrieben. Hauger wurde später zum Tode verurteilt und später »zu lebenslanger Haft begnadigt«. Schweighart nahm sich das Leben.
Schüsse von hinten
Die Quellen schildern, wie menschenverachtend die Nazi-Schergen vorgingen. Demnach wurden die Häftlinge am 17. April unter Bewachung von fünf Mann zum Hofeckle gefahren. Dort mussten sie sich in einer Reihe aufstellen. Einer nach dem anderen wurde hinauf in den Wald geführt und mit Schüssen von hinten kaltblütig ermordet.
Ein Gefangener habe versucht zu fliehen, sei aber von einem Volkssturmmann eingeholt und auf der Stelle hingerichtet worden, heißt es weiter. Anschließend seien die Getöteten in einer Grube verscharrt worden, die junge Volkssturmmänner zwei Wochen zuvor, angeblich zum Verstecken von Akten, ausgehoben hatten.
Wenige Tage nach dem Einrücken der französischen Truppen in der Region wurden die am Hofeckle verscharrten Leichen ausgegraben und unter großer Anteilnahme der erschütterten Bevölkerung am 30. April 1945 in einem Reihengrab auf dem Wolfacher Friedhof bestattet. Auch beim anschließenden Requiem war die Kirche St. Laurentius dicht gefüllt mit Trauernden.
Opfer werden überführt
Pfarrer Marcel Heidet aus dem Elsass war es zu verdanken, dass die Franzosen an der Wolfacher Bevölkerung keine Vergeltung übten. Er war auch ein ehemaliger Gefangener im Wolfacher Gefängnis und konnte die Besatzer davon überzeugen, dass nicht Einheimische, sondern die Gestapo und die SS für die schreckliche Tat verantwortlich waren. Ab 1953 wurden die Opfer nach und nach exhumiert und in ihre Heimat überführt.
Am Hofeckle, in der Nähe des Ehrenmals, erinnert ein Kreuz an dieses schreckliche Verbrechen in Wolfach. Auf der Gedenktafel steht: »Möge diese Gedenkstätte Mahnung und Warnung sein: Niemals sollen – durch schuldhafte Passivität begünstigt – ideologisch verblendete Unmenschen bei uns morden dürfen! Ehre den Toten!«
Die Gnade des Gefängniswärters
Auch Hermann Waidele aus Hausach berichtete uns von der Erschießung der politischen Häftlinge heute vor 70 Jahren in Wolfach, bei der um ein Haar auch sein Vater umgekommen wäre.
Lokführer Ludwig Waidele war ein gutes halbes Jahr zuvor als »Nazi-Gegner« direkt von der Lok weg verhaftet. Auch er saß im Wolfacher Gefängnis.
Ludwig Waidele war eins von 17 Kindern von ’s Schornebecke. Glücklicherweise stand der Hausacher Polizist Bart gut mit dem alten Schornebeck. Er hatte offenbar von der bevorstehenden Erschießung der politischen Häftlinge in Wolfach erfahren. Was genau damals ablief zwischen dem Polizisten und dem Wolfacher Gefängniswärter weiß man nicht – jedenfalls sei es offenbar jenem zu verdanken, dass er dem Häftling Waidele einen Wink gab, dass er eine Tür für ihn offengelassen hatte. So konnte der Lokführer rechtzeitig vor der Erschießung fliehen und der damals zehnjährige Hermann musste nicht ohne Vater aufwachsen.
Er lief bis heim in die Hausacher Klosterstraße – wo er wenige Tage später beim Einmarsch der Franzosen die weiße Fahne aus dem Fenster hängte.