Kinzigtal

Großer Fortschritt oder Fluch?

Petra Epting
Lesezeit 5 Minuten
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21. Oktober 2014

Elisabeth Pasternack, die den Gutacher Kindergarten leitet, findet das Einfrieren von Eizellen nur um der Karriere Willen inakzeptabel. ©Claudia Ramsteiner

Nichts wird derzeit auch im Kinzigtal so kontrovers diskutiert wie der »neue Weg« für Karrierefrauen, die sich auf Kosten der Unternehmen
Eizellen einfrieren lassen können, um ihren Kinderwunsch erst einmal aufzuschieben.

Zu einem wahren Aufregerthema, das in vielen Büros und Gesprächsrunden derzeit heiß diskutiert wird, hat sich die Tatsache entwickelt, dass die amerikanischen Firmen Apple und Facebook ihren Arbeitnehmerinnen das Einfrieren von Eizellen bezahlen – damit diese erst einmal in Ruhe Karriere machen können. Während die einen diese Möglichkeit als kompletten Schwachsinn ablehnen, sehen andere darin durchaus eine gute Lösung. Denn für karrierewillige Frauen bedeutet eine Schwangerschaft oft immer noch das berufliche Ende. Sie sind erst einmal draußen aus dem Geschäft – und fassen nach der Babypause nach wie vor schwer Fuß. Und wer mit der Schwangerschaft bis im Alter
von 40 Jahren wartet, der wartet unter Umständen vergebens, weil die biologische Uhr tickt. Soweit zu den Fakten. Aber nicht nur die ganze
Welt diskutiert über die »neue Karrierehilfe«, sondern auch das Kinzigtal. So äußert sich auf Anfrage Elisabeth Pasternack, die Leiterin des Gutacher Kindergartens »Unterm Regengebogen«: »Für mich birgt das Einfrieren von Eizellen große Probleme und ist, nur um der Karriere Willen, inakzeptabel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Eingriffe in die natürlichen Abläufe ohne psychische Folgen für die Frauen und letztendlich für die Gesellschaft bleiben. Alles hat seine Zeit! Eine Frau, die Karriere machen und gleichzeitig Kinder haben will, braucht
Unterstützung, entsprechende Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Akzeptanz. Und das ist eine politische Aufgabe.«
Auch der Hornberger Pfarrer Thomas Krenz hat eine klare Meinung und hält diese medizinische Möglichkeit für »völlig daneben«! Bei diesem
Vorschlag friert es mich. Wenn sich der Mensch über den Schöpfer stellt, geht das nicht gut aus. Die Interessen der Wirtschaft dürfen doch
nicht die Familienplanungen bestimmen. Soll die Liebe auch noch eingefroren werden?«. Fortschritt der Medizin »Völlig in Ordnung«, reagiert
dagegen der Hausacher Frauenarzt Wolfgang Hartleitner, der aus seiner Sicht verdeutlicht, dass es sich um einen »Fortschritt der Medizin«
handelt. Das Thema werde immer aktueller, hat er erst vor einiger Zeit eine Fortbildung in Freiburg besucht, wo eben dieses gar der Hauptpunkt war. »Die Frauen wollen immer später Mutter werden, doch damit sinken eben gleichzeitig die Chancen, dass es mit einer
Schwangerschaft auch klappt«. Sich in jungen Jahren Eizellen entnehmen zu lassen, damit der Kinderwunsch im späteren Alter wahr werde, sei daher schon eine Lösung. Und er verweist darauf, wie wichtig das Thema bei schweren Erkrankungen wie Krebs ist. Wenn ein Tumor
überstanden sei, könne damit den Frauen noch zu einer Mutterschaft verholfen werden. Frauen die Chance geben »Kinder und Beruf sind
durchaus miteinander zu vereinbaren«, sagt Alexander Ullmann, Chef der Fischerbacher Firma Uma-Schreibgeräte. Er hält es sogar für
besser, die Kinder früher beziehungsweise »im normalen Alter« zu bekommen. Man müsse den Frauen nach der Geburt eine Chance geben – und das funktioniere, wie er an den vielen Beispielen in seinem Unternehmen sehe. Auch den Fachkräftemangel, von dem allenthalben die Rede sei, sehe er so nicht. Deshalb brauche man auch gar nicht zu solchen Mitteln greifen. Gute Rahmenbedingungen würden es den
Frauen erleichtern, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen, hebt Ullmann den »super« hiesigen Kindergarten und die Schule hervor. Außerdem würde gerade im Kinzigtal das System der Großfamilie noch hervorragend funktionieren, ist er überzeugt. Zwar mag die eingefrorene Eizelle, wenn sie schlussendlich gebraucht werde, noch jung sein, doch werde diese immerhin in einen Körper eingepflanzt,
der ab 40 einfach abbaut, stellt sich Hebamme Ottilie Malinowski aus Steinach noch eine ganz andere Frage. Wie passe das dann zusammen? Schließlich müsse der älter werdende Körper ja auch die Schwangerschaft bewältigen, und ob man nach vielen
Jahren der Kinderwunsch-Aufschieberei dann überhaupt noch gesund sei, auch darüber gelte es nachzudenken. Ihr Anliegen ist vielmehr, sich nicht allzu sehr in die Natur einzumischen – und dass von den Firmen die Rahmenbedingungen weiter geschaffen werden.
Sie befürchtet allerdings auch, dass diese medizinische Lösung »schon die Runde machen könnte«.

Kommentar:

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Ja und Nein

Das jetzt also auch noch: auf später aufgeschobene Kinder! Zwar gibt es geplante Kinder bekanntlich ja schon länger, aber natürlich
bekommt die Familienplanung mit der Möglichkeit des Einfrierens von Eizellen noch einmal eine ganz andere Dimension.
Ein uneingeschränktes Ja gibt es dafür von mir für schwer erkrankte Frauen, damit ihnen später noch eine Mutterschaft ermöglicht werden kann. Aber um der Karriere Willen? Nein, lieber nicht! Dieses Thema bietet enorm viele Facetten für Diskussionsrunden. Doch muss
wirklich immer alles so plan- und aufschiebbar sein? Was ist mit den Überraschungen, dem Zufall, den damit unerwarteten Wegebiegungen? Diese können mühsam und beschwerlich sein, aber auch spannend und abwechslungsreich. Das machen viele glückliche berufliche Quer- und Seiteneinsteigerinnen doch vor. Erledigen heute gut und gern Dinge, die sie sich so nie hätten vorstellen können. Manche von ihnen sind
ausgesprochen dankbar, dass aus dem ersten beruflichen Weg, gerade weil Kinder »dazwischenkamen«, nichts wurde. Es ist schade, wenn jemand nur des Berufs wegen das eigene Kind bereuen muss.

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