Handel nutzt den Überhang aus
Mühlenbach. Ferien auf dem Bauernhof, da gehören Tiere genauso dazu wie schöne Aussichten und eigene Milch. Aber genau diese Dinge bereiten den Landwirten Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte, denn: »Der Milchpreis geht immer mehr runter, die Futterpreise ständig nach oben«, machte Isidor Burger seinem Kummer am Mittwochnachmittag beim Besuch des Bundestagsabgeordneten Peter Weiß auf seinem Hof im Mühlenbacher Windenbach Luft. »30 Jahre renne ich der Illusion eines guten Milchpreises hinterher.«
Schlechte Preispolitik
Auch Andreas Kimmig, stellvertretender Vorsitzender der Milcherzeugergemeinschaft Ortenau, nutzte den Besuch von Weiß, Bürgermeister Karl Burger und einigen Vertretern des Gemeinderats, um auf problematische Entwicklungen hinzuweisen: »Wir sollen unsere Produkte billiger verkaufen, als wir sie produzieren. Das ist das Verwerflichste, was es gibt.« Er kritisiert, dass die internationale Konkurrenz, der stagnierende Markt sowie unfaire und vor allem unsichere Ausgleichszahlungen den Milchbauern das Leben schwer machen.
Dass künftig die Höhenlage und nicht mehr die Hanglage ausschlaggebend für die Auszahlung notwendiger EU-Fördergelder sein soll, sorgt für breites Unverständnis. »Wieso sollen Landwirte auf der Sommerau mehr Gelder bekommen, als die hiesigen an der Steillage«, fragte Bürgermeisterstellvertreter August Matt und Isidor Burger verdeutlicht: »25 Prozent meiner Grünfläche sind Hanglage. Um diese offen zu halten benötigt man Milchkühe.« Deren Milch trage dazu bei, den Hof über die Runden zu bringen.
Hier sei man wieder beim Kernproblem, einem Problem, dass laut Weiß, auf dem Schirm der Politiker sei: »Wir schauen nicht zu und machen nichts. Der Milchpreis ist nach der Krise 2009 gestiegen, jetzt geht er wieder runter. Wenn Bedarf da ist, wird gehandelt.«
Handlungsbedarf sieht Kimmig jedoch längst: »Warum gibt es beim Wein Mengenbegrenzungen und Milch wird im Überhang produziert? Warum drückt der Handel den Milchpreis, gibt vor was er zahlt? Was nutzt es uns, mehr zu produzieren wenn wir keine gescheiten Preis dafür bekommen?«
Und anders, als bei einem Auto, dass der Hersteller halt mal für ein Jahr in die Ecke stellen könne, wenn kein Käufer da sei, müsse man als Landwirt die Kühe täglich zweimal melken. »Genau das nutzt der Handel aus.«
Nachwuchssorgen
Dass dadurch ein ohnehin vorhandenes Grundproblem nicht besser werde, sei klar: »Keiner will den Beruf des Landwirts mehr erlernen«, bedauert Kimmig.
Ein Problem, dass auch Isidor Burger kennt: »Mein Sohn der den Hof mal übernehmen soll, arbeitet den ganzen Tag. Aber 48 Hektar im Nebenerwerb zu bewirtschaften, ist nicht möglich.«
Hier hilft laut Kimmig nur eines: »Wenn man einen halben Tag arbeiten muss, weil man von dem Hof allein nicht leben kann, dann muss die Arbeit auf dem Hof mit den gleichen Geld belohnt werden. Sonst sind über kurz oder lang alle Jungen weg.«