Hans Kammerlander führt auf die "Matterhörner der Welt"
Der Bergsteiger Hans Kammerlander zog Freitagabend im Rahmen der Event-Reihe »Kinzigtal weltweit« mit atemberaubenden Bildern und spannenden Erzählungen seiner Medienreportage »Matterhörner der Welt« das Publikum in der fast ausverkauften Hausacher Stadthalle in den Bann.
Der Südtiroler Bergbauernsohn Hans Kammerlander gehört zu den wohl außergewöhnlichsten Bergsteigern unserer Zeit. In seiner Vita stehen rund fünfzig Erstbegehungen und fast sechzig Solo-Klettereien in schwierigsten Alpen-Wänden und sein Satz, »Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist, vorher gehörst du ihm«, ist legendär. »Das Matterhorn in der Schweiz hat viele Zwillinge«, sagte der 60-Jährige am Freitag in seinem Vortrag »Matterhörner der Welt«. Allesamt seien sie kühne und steil aufragende Obelisken: der Shivling in Nordindien, die Ama Dablam unweit des Mount Everest in Nepal, der Mount Assiniboin in den kanadischen Rocky Mountains und der Stetind in Norwegen.
Sie seien so schön geformt wie ein Bergkristall und hätten eine frappierende Ähnlichkeiten mit Schweizer Matterhorn, seinen steilen, scharfen Graten und grandiosen Wänden. »Und wenn man oben ist, beeindrucken vor allem die Tiefblicke«, schwärmte Kammerlander. Es sei ihm beim Erklimmen dieser Schönsten der Schönen nicht ums Besiegenwollen, sondern nur »um schön und nochmal schön« gegangen.
Viermal das Matterhorn an einem Tag bestiegen
Wort- und bildgewaltig nahm Hans Kammerlander sein Publikum mit zum meist fotografierten Berg, dem 4478 Meter hohen Schweizer Matterhorn. Und zwar so, als wäre dessen schneebedeckter Gipfel mit seiner schwindelerregenden Höhe zum Greifen nah. In Zermatt hatte der »Bergsüchtige« am Fuß des Bergs übernachtet, bevor er mit Steigeisen an den Füßen in die Nordwand einstieg und für diese gefährliche Aktion mit einem schönen Sonnenuntergang belohnt wurde. Mit seinem Kollegen Diego Wellig habe er später innerhalb von 24 Stunden, nur mit einem Seil gesichert, vier Mal das Matterhorn bestiegen.
Sie kämpften in den senkrechten Steinwänden gegen Steinschlag und die einsetzende Müdigkeit und Erschöpfung, bevor sie um 21 Uhr endlich den Gipfel zum vierten Mal erreicht haben. »Die Dolomiten sind für mich bis heute die schönsten Berge geblieben. Reinhold Messner war es, der mir die Türe zu den höchsten Bergen aufgemacht hat«, so Kammerlander.
Engagement für die »Nepalhilfe Beilngries«
»Nepal ist ein gastfreundliches Traumland mit wunderbarer Kultur, das ich sehr liebe«, erzählte der Südtiroler, der sich seit Jahren für die »Nepalhilfe Beilngries« engagiert. Zwei Nepaler Schulen tragen bereits seinen Namen, letztes Jahr wurde die erste Blindenschule gebaut. Mit einem dreiköpfigen Team hat der leidenschaftliche Kletterer in Nepal den dominanten Ama Dablam bezwungen, dessen Besteigung live im Fernsehen übertragen wurde. Ein gewaltiges Panorama habe sich zwischen all den Achttausendern aufgetan.
Nacht über dem Abgrund
Von einem mitten auf der Straße laufenden Elch wurde das Publikum in Kanada begrüßt. Schneeschuhe hatten den Aufstieg zum Fuß des Mount Assiniboin erschwert. Kammerlander würzte seinen Bericht mit atemberaubenden Filmszenen aus der Sicht des Kletterers.
Nordöstlich der Lofoten, über den Fjorden Norwegens, prangt der Stetind gen Himmel. Ein schwieriger Aufstieg, da es an diesem steilen Pfeiler aus Granit verboten sei, Haken zurückzulassen.
In Neu Delhi führte Kammerlanders Besteigung des indischen Matterhornzwillings Shivling zu einem großen Gletscher, aus dessen Ende die Quelle des Ganges sprudelt. »Tausend Meter über dem Abgrund mussten mein Freund Christoph und ich auf einem kleinen Berg-Vorsprung übernachten«, erzählte Kammerlander von unglaublichen Strapazen nach plötzlich einsetzendem Schneegestöber, Wind und Nebel.
Letzter V'ortrag dieser Saison
Auf vereisten Platten hätte man sich dann nach ganz oben gemurkst. Schneeblindheit und starke Schmerzen seien die Folgen dieser außergewöhnlichen und extremen Route gewesen, gab der Extrembergsteiger zu. Der Applaus für den spannenden Vortrag des Bergprofis wollte gar kein Ende nehmen. Es war der letzte in der diesjährigen »Kinzigtal-Weltweit-Saison«.