»Hebeldank« für José F. A. Oliver
Der »Hebeldank« des Hebelbunds Lörrach geht immer zum Hebelfest an eine »vorher nicht bekannt gegebene Perönlichkeit, die sich um das Erbe Hebels verdient gemacht hat«. Am Sonntag wurde der Hausacher José F. A. Oliver mit dem »Hebeldank« ausgezeichnet.
Als der Hebelbund Lörrach 1949 den ersten »Hebeldank« verlieh, war der Hausacher Dichter und Literaturveranstalter José F. A. Oliver noch gar nicht geboren. Seither verleiht die literarische Gesellschaft, die das Wirken und das Werk Johann Peter Hebels im Bewusstsein der Menschen erhalten und neu vermitteln will, jedes Jahr diese Auszeichnung an Persönlichkeiten, die sich um den Vereinszweck in besonderer Weise verdient gemacht haben, nämlich der »dauernden Würdigung Johann Peter Hebels und der Pflege seiner Werke und Sprache für die gegenwärtige Zeit«. So steht es in der Satzung des Hebelbunds.
»Bedeutender Lyriker«
Der »Hebeldank« besteht aus einer bibliophil ausgestatteten Ausgabe von Hebels »Schatzkästlein« und wird am Hebelsonntag – das war der vergangene Sonntag – an José F. A. Oliver aus Hausach verliehen. Die ausgezeichnete Persönlichkeit ist dabei immer eine Überraschung und wird bis zur Verleihung geheim gehalten. »José F. A. Oliver schreibt Prosa, Lyrik und Essays in den drei Sprachen Hochdeutsch, Alemannisch und Spanisch. Im Gegeneinander, Miteinander und Ineinander seiner Sprachen pflegt er das Erbe Johann Peter Hebels«, steht auf der Urkunde.
»Wir zeichnen mit José Oliver einen bedeutenden Lyriker aus«, sagte Hebelbund-Präsident Volker Habermaier in seiner Laudatio: »Er hört mit dem geschärften Sinn des Dreisprachigen dem Klang der Wörter nach, er zerlegt sie und setzt sie neu zusammen, er folgt den Spuren, die Sprache, die wahrnimmt, fühlt und denkt, im Leib der gesprochenen wie geschriebenen Wörter hinter sich zieht.«
Gründer des Literaturfestivals "Hausacher Leselenz"
Als Literaturvermittler unter anderem im Literaturhaus in Stuttgart und als Gründer, Kurator und Moderator des Literaturfestivals »Hausacher Leselenz«, als Leiter von Schreibwerkstätten und als Schriftsteller, der Fäden zu weiteren europäischen Literaten knüpft, stehe José F. A. Oliver in der Tradition Hebels. Olivers Schreiben sei ohne die Fülle der europäischen Literaturen und Kulturen undenkbar, bezeichnete Habermaier Oliver als »begnadeten Reisenden«.
Hebel einst Vorbild
In seiner Dankesrede schilderte José F. A. Oliver die Geschichte seiner Kindheit, als im ersten Stock ihres Hauses der Vermieter alemannisch sprach – dort war der Mond männlich – und bei seinen spanischen Eltern im zweiten Stock wurde »la luna« weiblich. Wie sich über einigen Treppenstufen das Geschlecht ändern konnte, das seien Situationen gewesen, die sein Interesse an Sprache und am Kreieren von Worten erweckt hätten.
Oliver stellte im Dreiländermuseum in Lörrach beim »Schatzkästlein« des Hebelbunds dreisprachige Gedichte vor auf Hochdeutsch, Spanisch und Alemannisch, und er schilderte auch, wie er einst selbst Hebel nacheifern und »Heimatdichter« werden wollte. Er dankte allen Beteiligten für diese »sehr schöne Feierstunde«.
"Hebeldank"-Vorgänger
Der »Hebeldank« wird bereits seit 1949 jährlich am »Hebelsonntag« verliehen. Einige der bisherigen Preisträger sind beispielsweise der Dichter und Musiker Uli Führe, der Mundartdichter und Schriftsteller Markus Manfred Jung sowie der elsässische Liedermacher René Egles.
Lesung
José F. A. Oliver wird sein jüngstes Buch »21 Gedichte aus Istanbul, 4 Briefe & 10 Fotow:orte«., das seit wenigen Wochen im Handel ist, am Freitag, 3. Juni, um 20 Uhr in der Hausacher Buchhandlung Streit vorstellen. Begleitet wird er dabei von dem Heidelberger Cellisten Jo Alisch.