Kinzigtäler TV-Seriencheck (1)

Himmlische Arbeit in der Sachsenklinik

Claudia Ramsteiner
Lesezeit 6 Minuten
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30. Mai 2015
Checken »In aller Freundschaft«: von links die Krankenschwestern Barbara Datz, Sandra Buntic, Miriam Schneider, Chefarzt Oliver Datz, Krankenschwester Gerlind Götz, die Ärzte Andrea Ohlert (mit Benjamin) und Björn Rohr sowie Verwaltungsdirektorin Kornelia Buntru.

Checken »In aller Freundschaft«: von links die Krankenschwestern Barbara Datz, Sandra Buntic, Miriam Schneider, Chefarzt Oliver Datz, Krankenschwester Gerlind Götz, die Ärzte Andrea Ohlert (mit Benjamin) und Björn Rohr sowie Verwaltungsdirektorin Kornelia Buntru. ©Claudia Ramsteiner

Mit der Serie »In aller Freundschaft« beginnen wir heute unseren »Kinzigtäler TV-Serien-
check«. Ärzte, Krankenschwestern und die Klinikdirektorin des Ortenau Klinikums Wolfach haben mit uns die Folge, die am kommenden Dienstag ausgestrahlt wird, unter die Lupe genommen.

Das sind sie, Frau Buntru«, schmunzelten die Krankenschwestern, als beim Fernsehabend am Mittwoch in der Hausacher »Burgschänke« Sarah Marquardt erwähnt wurde. Leider kommt sie wegen einer Fortbildung in der Folge 687 vom nächsten Dienstag gar nicht vor. Kornelia Buntru machte den Spaß gern mit, die beliebte Serie aus der fiktiven Sachsenklinik in Leipzig auf ihren »Realitätsfaktor« zu überprüfen. Die Verwaltungsdirektorin des Ortenau Klinikums Wolfach kannte die Serie vorher nicht – schaute aber am Dienstag zuvor einmal rein, um wenigstens etwas im Bilde zu sein.
»Uns könnt ihr gern alles fragen, wir wissen Bescheid«, outeten sich Oliver Datz, der Chefarzt Chirurgie, und seine Frau Barbara als Fans der Serie. Er machte denn auch den wichtigsten Unterschied zwischen Kornelia Buntru und Sarah Marquardt aus. Beide hätten durchaus ein gutes Gemüt und machten sich auch schon mal unbeliebt – die Gemeinheit und die Tricksereien der Marquardt seien der Wolfacher Verwaltungsdirektorin allerdings völlig fremd. 

Und dann ging’s schon zur Sache. Oliver Datz machte gleich den ersten Fehler aus. Otto, der mit seiner Lebensgefährtin Charlotte die Caféteria der Klinik leitet, wird verletzt eingeliefert – und sofort in die Röntgenabteilung gerollt. »Ohne Aufnahme!«, moniert Datz. Er hat kaum ausgeredet, hat Kornelia Buntru schon den nächsten Minuspunkt entdeckt: Es gibt kein Krankenhaus mehr ohne automatische Türen – die übrigens an die Brandmeldeanlage angeschlossen sind und bei Feueralarm automatisch öffnen. In der Sachsenklinik wird die Tür noch immer von Hand geöffnet. Pech für die Rollstuhlfahrer.
Die Krankenschwestern des Klinikums, mit Sandra Buntic, Gerlinde Götz und der OP-Schwester Miriam Schneider stark vertreten, lachen laut heraus. Der Grund ihres Heiterkeitsausbruchs: Der Chefarzt höchstpersönlich ist beim Röntgen schon mit dabei und macht anschließend gleich auch noch den Ultraschall. »Das sind alles geniale Alleskönner, da operiert der-
selbe Arzt heute am Gehirn und morgen am Knie«, weiß Oliver Datz.

Schnitt: der hochnäsige Schnösel, den das private Klinikunternehmen bei der Übernahme der Direktorin Marquardt ins Vorzimmer gesetzt hat, jubelt Oberschwester Arzu einen Jugendlichen unter, der zu 200 Stunden sozialer Arbeit verdonnert wurde. Diese kontert: »Wir brauchen Pflegekräfte mit Fachkenntnis, keine arbeitsscheuen Jugendlichen« und geht in dieser Sache mit Kornelia Buntru völlig einig. Wenn Jugendliche aus ihrem Fehlverhalten lernen sollen, darf das auf keinen Fall auf dem Rücken von Patienten geschehen. In Wolfach kommt da keiner auf die Station.
Doch Arzu redet an eine Wand: Kris Haas kommt auf Station und hat nichts als Unsinn im Sinn. Sein Strip mit dem Arztkittel wird mit lautem Gelächter quittiert. Realistisch? Völlig wurscht, megawitzig. Als ihm eine Schwester gleich nach dem Essenabräumen einen Stoß Bettwäsche in die Hand drückt, bekommt die Sachsenklinik allerdings wieder Punkteabzug: Wer mit schmutzigem Geschirr in Kontakt kam, muss sich vor dem Bettenmachen die Hände desinfizieren. Auch Uhren und Schmuck der Film-Krankenschwestern wären im richtigen Krankenhausleben aus hygienischen Gründen nicht erlaubt.

Und dann kommt Otto unters Messer. An dem jähen Ende seines kurzen Motorradtrips war nämlich ein Schlaganfall schuld. Die Halsschlagader muss operiert werden – bei lokaler Narkose. »Das geht ja schon mal gar nicht«, befindet Oliver Datz, wird aber von seinem Arztkollegen Björn Rohr gleich ausgebremst: »Klar geht das und hat den Vorteil, dass man den Patienten besser beobachten kann.« Rohr hat festgestellt, dass die Kinzigtäler allgemein von lokaler Betäubung nicht viel halten und bei den Operationen lieber »ganz weg sind«. Jetzt weiß er auch warum: »Wahrscheinlich, weil ihnen der Oliver Datz einredet: Von der OP kriegen Sie gar nix mit, da schlafen Sie tief und fest.«

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Dann kriegen sie wohl auch nicht mit, dass das OP-Team über der grünen Bereichskleidung Einmal-OP-Mäntel trägt. Zumindest in einer »richtigen Klinik«. In der Sachsenklinik nicht – hier darf dagegen sogar der Chirurg bei der OP eine Armbanduhr tragen. Barbara Datz wartet schon auf den Ruf »Weg vom Tisch!« So oft wie in der Sachsenklinik komme in keinem anderen Krankenhaus während der Operationen der Defibrillator zum Einsatz.

Doch dieses Mal nicht. Es gibt trotzdem Komplikationen und Doktor Stein, ebenfalls Arzt an der Sachsenklinik und Sohn von Otto, hält die Hand seines Vaters und redet hysterisch auf ihn ein. »Spätestens jetzt müsste man ihn entfernen. In dieser kritischen Phase braucht der Chirurg absolute Ruhe«, befindet Björn Rohr. Ob Otto die Operation überlebt hat, wird hier natürlich nicht verraten. Schließlich muss für die Fans der Sendung noch ein Funke Spannung übrig bleiben.

Zurück ins Schwesternzimmer. Dort hatte Kris' Schwester Julia in einem unbemerkten Moment die ganze Inventur im Computer verschwinden lassen und bietet ihr nun großzügig an, die Datei wiederherzustellen, wenn er im Gegenzug dafür keine Bettpfannen mehr leeren muss. Kris macht sich am PC zu schaffen, und die »echte« Klinikdirektorin verdreht die Augen: »Das ist ja nun völlig daneben!«
Die Sauerei, die Kris gleich darauf im Flur beim Wettfahren mit dem Essenwagen anrichtet, wäre in Wolfach auch nicht passiert. »Genau deshalb gibt es nur geschlossene Essenwägen«, schmunzelt Buntru. Gerlinde Götz sieht die Serie auch erst zum zweiten Mal und wundert sich, dass die Sachsenklinik offensichtlich völlig ohne Reinigungspersonal auskommt. Und auch ohne einen einzigen Bettengalgen. Dafür stehen völlig überflüssige Stehlampen im Weg.

Die Arbeit an der Sachsenklinik muss übrigens himmlisch sein: ganz ohne lästigen Verwaltungskram und aufwendige Dokumentationen, die den Praktikern das »richtige Klinikleben« schwer machen. Doch da gehen die Schwestern mit den Filmemachern völlig einig: »Das ist doch im eigenen Leben schon todlangweilig, das will man nicht auch noch im Film sehen!«
Dafür zaubert ein superromantisches Ende allen ein Lächeln ins Gesicht. Das Fazit: ein höchst amüsanter Abend. Und das richtige Krankenhausleben will eigentlich niemand abends im Fernsehen noch einmal erleben.
Lesen Sie am nächsten Samstag, wie Ärzte und Patienten der Parkinson-Klinik Wolfach die »Lindenstraße« unter die Lupe nehmen.

Stichwort

"In aller Freundschaft"

Deutsche Erstausstrahlung: Oktober 1998. Am Dienstag, 2. Juni, wird in der ARD die 687. Folge ausgestrahlt. Die vom MDR produzierte Arzt-
serie handelt vom Alltag in der fiktiven Leipziger »Sachsenklinik«. Es geht vor allem um die Emotionen, die sich zwischen Notaufnahme, Intensivstation, Ärztezimmer und Cafeteria abspielen. Dabei spielen die Beziehungen zwischen den oftmals gestressten Ärzten eine ebenso große Rolle wie die aufwühlenden Schicksale der Patienten.   www.fernsehserien.de

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