Hornberg kämpft um seine Werkrealschule
Die weitere Entwicklung der von der Schließung bedrohten Werkrealschule der Hornberger Hausenstein-Schule war einmal mehr Thema in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch. Jetzt wird der Erhalt beim Staatlichen Schulamt Offenburg beantragt.
Unbeirrt leisten Rektorin Silke Moser und das Lehrerkollegium der Wilhelm-Hausenstein-Schule seit vielen Monaten engagierte Arbeit, obwohl die positiven Signale bisher ausbleiben und die drohende Schließung der Werkrealschule über allem schwebt.
Und das, obwohl Hornberg nicht nur überproportional viele Zuwanderer aufnimmt, sondern die Arbeit vieler Akteure vor Ort allgemein im ganzen Ortenaukreis als »vorbildlich« hervorgehoben wird. Das betonte auch Landrat Frank Scherer bei seinem Besuch vor einigen Wochen. Allerdings wird in Hornberg ganz bestimmt niemand die Werkrealschule kampflos aufgeben, so der Tenor quer durch alle Gemeinderatsfraktionen in der Sitzung am Mittwoch.
Zumal die weitere Entwicklung gerade in Sachen Zuwanderung derzeit überhaupt nicht absehbar ist. So heißt es daher im Schreiben an das Staatliche Schulamt Offenburg, in dem sich die Stadt Hornberg klar zur Weiterführung der Werkrealschule bekennt: »Es wäre fatal, bereits heute Fakten zu schaffen, die wir später bereuen.« Das trifft es ziemlich genau, denn warum soll man etwas abschaffen, das hervorragend funktioniert und für Eltern und Kinder durch die individuelle Förderung eine beispiellose Stütze ist. Zudem sind viele Absolventen der Hornberger Schule heute als geschätzte Facharbeiter bei namhaften Industrie- und Gewerbebetrieben beschäftigt.
Schon mit Schreiben vom November 2014 hat das Staatliche Schulamt Offenburg das Hinweisverfahren eingeleitet. Das bedeutet, dass Schulen, die die Mindestschülerzahl von 16 in der Eingangsklasse drei Jahre lang nicht erreichen, geschlossen werden. In Hornberg wird diese Zahl nicht mehr erreicht, doch würde die Werkrealschule aufgehoben, wäre Hornberg die einzige Stadt im Ortenaukreis ohne Sekundarstufe.
Weite Entfernungen
Bürgermeister Scheffold ging in seinen Erläuterungen aber längst nicht nur auf die Zuwanderer, sondern auch auf die weitläufige Gemarkung ein, die den Familien Tag für Tag einiges abtrotzt. Schon jetzt müssen die Kinder lange Schulanfahrtswege in Kauf nehmen. Weitere Werkrealschulen befinden sich erst in Haslach oder Schonach. Und letztere Schule ist sogar einem anderen Schulamtsbezirk zugeordnet. Zu der neuen Gemeinschaftsschule Hausach-Wolfach bemerkte er, dass diese dreizügig bereits voll ausgelastet sei. »Wir stellen ernsthaft in Frage, ob die Gemeinschaftsschule unsere Schüler zusätzlich aufnehmen und in dieser Situation diese Integrationsleistung zusätzlich erbringen kann.«
Er stellte überdies klar, dass die Flüchtlings-Unterbringung, um die es derzeit vielerorts gehe, nur der allererste Schritt sei. Die eigentliche Integration fange dann überhaupt erst an. Mit langjähriger Erfahrung in der Arbeit mit Kindern mit Migrationshintergrund konnte auch die Rektorin nur plädieren. »Wir dürfen nicht stehen bleiben. Die Integration ist nicht einfach und jetzt ist das Ansetzen an anderen Punkten neben der Sprachförderung gefragt.« In Kleingruppen könne dies hervorragend umgesetzt werden.
»Schule, Lehrer, Konzepte – alles ist da. Da kann und darf es nicht sein, so etwas zu schließen«, bemerkte SPD-Fraktionssprecher Rolf Hess, während sich Markus Baumann, Sprecher der Freien Wähler, wünscht, »die Schule noch besser zu vermarkten«. Sehr eindeutig äußerte sich auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Erich Fuhrer: »Wir wollen die Werkrealschule hier am Ort haben.«
Wegen der Sondersituation in Hornberg stimmte der Gemeinderat einstimmig für die Beantragung zum Erhalt der Werkrealschule beim Schulamt Offenburg. Findet Hornberg kein Gehör, wird ein Gebiet für die regionale Schulentwicklung benannt und werden weitere schulorganisatorische Maßnahmen eingeleitet.
Engagement belohnen
Gerade bei der Zuwanderung macht allen, die sich auf irgendeine Weise mit einbringen, die immense Bürokratie zu schaffen, die vieles blockiert, was schneller gehen könnte und müsste. Und das Hornberger Lehrerkollegium ist für seine wertvolle Arbeit, die es für die Gesellschaft leistet, einfach nur zu bewundern. Warum nur lässt man die Hornberger Schule mit den nachweislich wirklich guten Konzepten nicht einfach in Ruhe ihre wichtige Aufgabe machen? Man sollte das Engagement belohnen und den Frust nicht noch vergrößern. Denn es ist schlicht unglaublich, dass in heutigen Zeiten das Festhalten an einer Mindestschülerzahl offenbar eine größere Rolle spielt als alles andere, für das gerade die Hornberger Hausenstein-Schule seit Jahrzehnten mit ihrer vorbildlichen Arbeit steht. Wann leisten die politisch Verantwortlichen endlich mit einem unkomplizierten Handeln ihren Beitrag in dieser für alle schwierigen Sondersituation?
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