»Ich bringe gutes Rüstzeug mit«
Ein wenig aufgeregt ist Petra Fränzen beim Treffen im Gasthaus »Löwen« in Halbmeil schon. Warum auch nicht? Schließlich bewirbt sie sich zum ersten Mal für ein Bürgermeisteramt. »Eine andere Stadt kommt für mich nicht infrage. Ich habe mich bewusst in meiner Heimatstadt Wolfach beworben, hier lebe ich und fühle mich wohl«, sagt die 48-jährige gebürtige Rheinländerin.
»Ich möchte den Menschen hier etwas zurückgeben«, sagt sie. Denn als sie 2005 Leiterin der Förderschule wurde, sei sie mit offenen Armen empfangen worden. Deshalb »hätte ich schon daran zu beißen, sollte es nicht klappen«, gibt sie zu. Schließlich stecke viel Herzblut in die Kandidatur. »Und es ist nicht einfach nur ein Posten.«
Ein Mineralwasser und einen Kaffee bestellt die Kandidatin. Das Gespräch kann draußen auf dem Floß auf der Kinzig stattfinden. Es ist idyllisch – so mag es Petra Fränzen, »das ist wie Heimat«, sagt sie. Um Ruhe zu finden, gehe sie aber auch gern »rauf auf die Höhen« zum Spazieren, treibe Sport oder ziehe sich in den Garten zurück. »Ich lese sehr gern – vor allem Krimis«, verrät sie.
Drei Stunden pro Tag
Diese Momente sind seit der Bewerbung wahrscheinlich seltener geworden: »Zu meiner beruflichen Tätigkeit kommen etwa drei Stunden Arbeit pro Tag dazu«, berichtet sie. Für den Wahlkampf wurde ein Flyer gestaltet, der an alle Haushalte verteilt wird. Darin wirbt Petra Fränzen mit dem Slogan »Wolfach gemeinsam gestalten«. Was die Kandidatin machen möchte, sollte sie gewählt werden, steht auf der Homepage www.petra-fraenzen.de. Sich und ihr Programm stellt sie den Wolfachern bei vier Terminen in der Kernstadt und den Stadtteilen vor.
Unterstützt wird sie von ihrer Familie, die »sehr stolz darauf ist, dass ich kandidiere«. Ehemann Dirk, Tochter Ina und die Söhne Arne und Falk seien so etwas wie ihr Wahlkampfteam. Sie geben Tipps und stärken der Kandidatin den Rücken.
Petra Fränzen ist überzeugt, dass sie das Zeug zur ersten Bürgermeisterin von Wolfach hat: »Ich bin ehrlich und verlässlich«, charakterisiert sie sich selbst. Sie habe aber auch die nötige Demut vor dem Amt. Führungsverantwortung bedeute für sie, zuhören zu können, die eigene Position einzubringen und dann eine Meinung zu bilden. »Ich treffe gern Entscheidungen im Konsens«, sagt sie. »Es gehört aber manchmal dazu, dass man es nicht jedem recht machen kann«, ergänzt die Schulleiterin. Umso wichtiger sei es, Entscheidungen transparent darzustellen.
Dass Fränzen, die in Mönchengladbach geboren ist, keine Erfahrung in einer Stadtverwaltung gesammelt hat, sieht sie selbst nicht als Nachteil. »Ich bringe durch meinen Beruf ein gutes Rüstzeug mit, auf dem ich aufbauen kann. Führungsverantwortung zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Was dann noch fehlt, werde ich mir durch akribische Arbeit aneignen«, ist sie überzeugt. Eine hohe Selbstorganisation gehöre eben zu ihrem Naturell.
Im Lauf des Gesprächs geht es zwangsläufig auch darum, dass Petra Fränzen die einzige Frau auf der Bewerberliste ist. »Das hat mich nicht überrascht«, sagt sie. »Aber es hätte mich gefreut, wenn sich noch mehr beworben hätten.« Frauen und Männer seien, da ist sie überzeugt, »in bestimmten Dingen unterschiedlich gepolt«. Das gelte aber nicht für die Belastbarkeit – und so spannt sie wieder den Bogen zum Bürgermeisteramt.
Am Ende des Gesprächs, das Wetter hat gehalten und es konnte komplett im Freien stattfinden, ist Petra Fränzen nicht mehr so aufgeregt wie zu Beginn. »Aber die Nervosität ist schon da« – schließlich ist es immer noch ihre erste Kandidatur fürs Bürgermeisteramt.
Serie
»Zwei Stunden mit...« nennt sich die Reihe zur Bürgermeisterwahl am 12. Oktober in Wolfach, in der das Offenburger Tageblatt einen Blick auf die Menschen hinter der Bewerbung wirft. Für die Treffen dürfen sich die Kandidaten einen Ort oder eine Beschäftigung aussuchen – egal, ob es ein Spaziergang, das Hobby oder ein Besuch auf dem Spielplatz ist.
Heute lesen Sie ein Porträt über Petra Fränzen aus Wolfach.