Imker fürchten Monokultur mehr als die Kälte
In den Städten liegt Imkern voll im Trend, auf dem Land ist die Nachfrage zwar da, aber die Rahmenbedingungen für das Hobby mit den Bienen sind längst nicht mehr optimal.
In den Städten ist das Imkern sehr im Kommen, auf dem Land dagegen ist es schwieriger: »Wir haben immer wieder neue Mitglieder oder Menschen, die sich für die Imkerei interessieren«, weiß Felix Glatz, Vorsitzender des Steinacher Imkervereins. »Wir freuen uns aber auch über weiteren Zuwachs.« Schön sei es zu sehen, dass nicht mehr nur Rentner mit dem Imkern beginnen, sondern auch junge Leute Interesse zeigen: »Unsere jüngsten Mitglieder sind um die 30 Jahre herum.«
Die Rückkehr des »Winters« nach Ostern sei ein Einschnitt in das gut begonnene Bienenjahr, weiß der Imker, aber: »Die Bienen sind nicht gestorben oder in Gefahr. Es bremst lediglich die sehr gute Entwicklung, die wir durch die super Obstblüte ab Anfang März hatten.«
»Es wird immer schwieriger, da die Landschaft verarmt«
Mit Sorgen betrachte der Steinacher dagegen die mittel- bis langfristige Situation der Bienen: »Es wird immer schwieriger, da die Landschaft schlicht verarmt. Die Bienen brauchen Nahrung, und das Angebot an Pollen ist einfach rückläufig.« So gebe es immer weniger Bäume, die für altersbedingt abgehende nachkämen, auch die Flurbereinigung der Landwirte trage zu den schlechten Bedingungen in den kommenden zwei Jahrzehnten bei: »Die Fragestellung, ob es Bienen in Städten besser hätten, als auf dem Land, steht im Raum«, sagt Glatz, der für die Landwirte aber auch Verständnis hat: »Das Spannungsfeld Landschaftspflege und -wirtschaft ist groß. Für Landwirte stellen Obstbäume oft ein großes Hindernis im rationalen Arbeiten da.« Daher sei es wichtig, mit Blühstreifen und mehr Blühflächen der für Bienen gefährlichen Monokultur entgegenzuwirken.
Diese Meinung teilt auch Frieder Wolber, Vorsitzender des Imkervereins Schiltach-Lehengericht: »Ein großes Problem sind die Mähgeräte mit den rotierenden Mähwerken, die nicht nur den Bienen schaden, sondern oft ganze Insektengenerationen auf einmal zerstören.« Generell sei es so, dass die Wiesen früher immer geblüht hätten, heute würde alles immer abgemäht, bevor es blühen kann. »Neben der Varroa-Milbe das größte Problem der Imker.« Das kalte Wetter dagegen sei nicht sehr besorgniserregend: »Bienen sind robust, sie kommen mit fast allen Temperaturen zurecht. Solange der Imker sich gut kümmert. Denn: Bienen brauchen jetzt viel Futter und auch Wasser.«
Kaum Nektar
Die Pollenversorgung (Eiweiß) sei auch bei kühlen Temperaturen gesichert, schwieriger sei es mit dem Nektar: »Dieser liefert Zucker und Stärke, durch das milden Wetter gibt es aber nicht viel. Löwenzahn etwa blüht zwar und liefert Pollen, Nektar kann er aber erst ab circa 25 Grad spenden.« Gibt der Imker nun zu wenig Futter, kann es für die Bienen gefährlich werden: »Es heißt nicht ohne Grund: Bienen borgen viel, zahlen aber einen hohen Zins. Sprich, ist der Imker großzügig mit Futter, bekommt er im Sommer eine hohe Rendite in Form von Honig.«
Auch Josef Frei, langjähriger Vorsitzender des Hornberger Imkervereins, ist entspannt: »Bis dato kamen die Bienen gut über den Winter. Und solange genug Futter da ist, sehe ich keine große Gefahr.« Das Einzige, was passieren könne, sei, dass es den Bienen langweilig werde, da sie zu wenig zu tun, besser gesagt zu sammeln, hätten: »Unter Umständen schwärmen die Bienen dann aus und das Volk teilt sich. Das ist nicht dramatisch aber auch nicht wünschenswert.« In Sachen Nachwuchs ist Frei ebenfalls entspannt: »Es kommen immer wieder Leute nach und auch unsere Völkerzahlen sind recht konstant.«
»Fürs Imkern braucht man Herzblut«
Manfred Schmider aus Hausach findet den Imkertrend in den Städten bedenklich, denn: »Viele wollen Bienen züchten, in der Stadt sind die Anlagen, ein Blumenmeer, natürlich eine gute Grundlage. Die Bienen finden immer was zu Essen. Ist die Blüte dann vorbei, sind die Leute nicht mehr so begeistert, vor allem, wenn es an die Behandlung der Varroa-Milbe ginge. Deswegen sage er Interessenten, die es auch in Hausach immer wieder gibt: »Fürs Imkern braucht man Herzblut und jemanden, der einen mit Erfahrung unterstützt.«
Die Varroa-Milbe – der Bienenfeind
Die Varroa-Milbe gilt als der Feind Nummer eins der Bienen. Vermutlich mit importierten Bienen nach Europa gelangt, gibt es bis dato keine Möglichkeit, sie auszurotten: »Man kann ihre Zahl nur eindämmen«, weiß Frieder Wolber aus Schiltach. »Die Chemie hat keine wirkungsvollen Mittel gefunden, mittlerweile wird die Varroa-Milbe mit organischer Säure behandelt, die die Bienen nicht nachhaltig schädigt.«
Die Behandlung erfordere aber nicht nur viel Zeit, sondern auch Erfahrung, damit nicht ganze Völker abgehen. Überdosiert könne es für Bienen auch tödlich enden. »Würde man aber nicht gegen die Varroa behandeln, hätte man schnell keine Völker mehr«, weiß Josef Frei aus Hornberg.