»In Wolfach Wurzeln schlagen«
»Zwei Stunden mit...« nennt sich die Reihe zur Bürgermeisterwahl am 12. Oktober in Wolfach, in der das Offenburger Tageblatt einen Blick auf die Menschen hinter der Bewerbung wirft. Heute: Thomas Geppert aus Berghaupten.
Als Ausgleich zu seiner Büroarbeit im Waldshuter Landratsamt ist Thomas Geppert gern draußen. Er genießt das Fahrradfahren und Wandern an der frischen Luft. Und so wählt er sich für sein Porträt auch eine Wanderung über Wolfachs Höhen. Gleich hinterm Rathaus geht es hinauf Richtung Käpflefelsen. Doch davor steht ein kurzer Abstecher auf den Kürbismarkt. Thomas Geppert, aufgewachsen als ältester von drei Brüdern in Berghaupten, geht gern auf die Menschen zu. Er pflegt auch noch Freundschaften aus allen Stationen seines Lebens. Und das sind nicht wenige in den 33 Jahren.
Erst mal ein Handwerk
Das Gymnasium hat er zunächst mit der mittleren Reife verlassen und erst einmal etwas »Handfestes« gelernt. Er absolvierte eine Zimmermannslehre, den Wehrdienst und arbeitete weiter in seinem Handwerksberuf. »Ich war oft auf Montage und habe in dieser Zeit viel fürs Leben gelernt«, blickt er zurück. Aber das Abitur reizte ihn doch. Zwei Jahre drückte er noch einmal die Schulbank der Technischen Oberschule in Freiburg und studierte anschließend an der Hochschule für Öffentliche Verwaltung in Kehl. »Im öffentlichen Dienst konnte ich nach dem Studium schnell wieder ins Berufsleben einsteigen.«
Dies tat er zunächst im Landratsamt in Neustadt an der Aisch in Mittelfranken. Dort hat er sich auch schnell eingelebt – aber nach zwei Jahren zog es ihn wieder zurück in den Schwarzwald. Seit 2012 arbeitet er im Hauptamt des Landratsamts Waldshut. Dort betreut er unter anderem das Versicherungswesen und die Schadensfälle, das Leasing für den Fuhrpark, fertigt die Ausschreibungen für Lieferungen und Leistungen, bereitet die Kreistagssitzungen samt der Sitzungsvorlagen vor.
Der Wunsch, Bürgermeister zu werden, keimte im Frühjahr, als er erfuhr, dass die Amtszeit von Gottfried Moser zu Ende geht. Neben seinem »soliden Grundgerüst fachlicher Art« schätzt er die Charaktereigenschaften Offenheit und Ehrlichkeit als wichtigste Voraussetzungen für diese Amt ein, für den Umgang in der internen Verwaltung, mit dem Gemeinderat, gegenüber den Bürgern, dem Handel und Gewerbe und den Wolfacher Vereinen.
»Gut bestelltes Feld«
Der 33-jährige Berghauptener war immer bodenständig und natürlich geblieben. Die Woche über wohnt er in Waldshut, am Wochenende zieht es ihn zurück ins Kinzigtal. Ins Hotel Mama? Er lacht: »Nein, sicher nicht. Das ist ein Geben und Nehmen, ich bringe mich natürlich auch zu Hause ein«. Auch in seinem Heimatort hat er sich eingebracht, zwei Wahlperioden als junger Pfarrgemeinderat, bis es ihn in die Fremde zog, »der klassische Weg als Ministrant«.
Mittlerweile lichtet sich das Gebüsch, Thomas Geppert blickt hinunter auf das Städtle. »Ich treffe hier auf ein ziemlich gut bestelltes Feld. Die Innenstadtsanierung ist größtenteils abgeschlossen, ein agiler Einzelhandel, gutes Gewerbe, lebendige Vereine.« Hier würde er gern Wurzeln als Bürgermeister schlagen und mitarbeiten, dies alles zu halten und weiterzuentwickeln. Diesen Wunsch verfolgt er zielstrebig. Er hat sich Urlaub genommen, um das Vertrauen der Menschen in Wolfach zu gewinnen, Informationsabende anzubieten, Kontakte zu knüpfen, einen Flyer zu erstellen und sich noch tiefer in die Materie Wolfach einzuarbeiten. »Meine Kollegen in Waldshut unterstützen mich großartig«, freut er sich.
Dass man gemeinsam Ziele definiert und jeder in seinem Bereich Verantwortung übernimmt, so stellt er sich die Arbeit im Rathaus vor. Dennoch bekommt der Bürgermeister natürlich immer zuerst das Fett ab, wenn etwas nicht so läuft, wie es sich der eine oder andere Bürger wünscht. Wie geht Thomas Geppert mit Kritik um? Auch wenn sie ungerechtfertigt ist? Anhören, ernst nehmen – und, wenn es unsachlich wird, warten, bis die Luft draußen ist und dann noch einmal ein sachliches Gespräch führen: »Lob ist zwar schön, aber wer weiterkommen will, ist auf Kritik angewiesen.«