Hausach

Keine Chance für neuen Freibadplan

Claudia Ramsteiner
Lesezeit 4 Minuten
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27. September 2016

Planer Jochen Fritz (links) aus Bad Urach stellte seine Studie zu einer Alternative fürs Hausacher Freibad vor, Badeparkleiter Michael Hug bewertete diese aus Praxis-Sicht. ©Claudia Ramsteiner

Jochen Fritz von Fritz Planung stellte am Montagabend seine Entwurfsstudie zur Alternative des Freibads vor, Andreas Debus vom Büro Kannewischer setzte die Lehmann-Planung dagegen. Beides geschah sehr sachlich und professionell. Es gab noch keinen Entschluss, aber sehr deutliche Hinweise, dass das Pferd nicht mehr gewechselt wird.

Bürgermeister Manfred Wöhrle wich am Montagabend von der üblichen Sitzungsstruktur ab und erläuterte dem großen Publikum, dass nach der Vorstellung der Freibad-Alternative der Bürgerinitiative durch Jochen Fritz und den Fragen der Gemeinderäte auch die Besucher die Möglichkeit bekommen sollten, Fragen zu stellen. Von Beginn an waren alle sehr bemüht, Konfrontationen zu vermeiden und hielten das auch dreieinhalb Stunden bis (fast) zum Schluss der Diskussion durch.

Wöhrle erinnerte, dass sich  für Vorstellung des ersten Freibadentwurfs der Büros Lehmann/Kannewischer im Oktober 2015 gerade mal fünf Zuhörer interessiert hätten. Nach Bekanntwerden der Kostenexplosion im Mai seien es 25 gewesen – am Montag brachten 85 Zuhörer den Sitzungssaal an seine Grenzen. Wöhrle betonte, dass er der BI und dem Büro Fritzplanung im August den Kostenrahmen von 3,15 Millionen Euro mitgeteilt habe, dass die Technik des Freibads im Hallenbadkeller untergebracht werden müsse und dass ihm eine Beauftragung eines anderen Büros rechtlich nicht möglich erscheine. 

Ausgelegt für Spitzen-Besucherzahl

Der Auftrag der Bürgerinitiative an ihn habe klar gelautet: »Ein Becken mit größtmöglicher Wasserfläche«, stieg Jochen Fritz von Fritz Planung aus Bad Urach in die Vorstellung des Alternativ-Entwurfs ein (wir berichteten bereits).  Bekanntlich kam er auf 1100 Quadratmeter (ohne Ganzjahresbad) – nach seiner eigenen Berechnung ziemlich genau ausreichend für die Spitzenbesucherzahl 2016 von 2009 Badegästen. Die erreichte das Bad allerdings nur ein einziges Mal.

Fritz räumte ein, dass in seinem Entwurf keine Gebäudekosten enthalten sind. Diese müssten aber kalkulatorisch eingerechnet werden – auch wenn der Zweckverband den Platz im Hallenbadkeller dafür zur Verfügung stellt. Er zeigte sich enttäuscht darüber, dass man nun »Äpfel mit Birnen« vergleichen müsse, weil ihm die Informationen, welcher Platz genau für die Technikanlagen zur Verfügung stünden, fehlten.

»Mehr Bad für weniger Geld gibt es nicht«

Andreas Debus vom Büro Kannewischer nutzte diesen Informationsvorsprung (»Wir sahen keine Veranlassung, interne Planungen an Konkurrenten herauszugeben«) und zählte auf, was ihre Planung der Fritz-Studie voraushabe wie interne Wärmerückgewinnung, Absorberanlage, Schwallwasserbehälter, Spülwasseranlage, Schlammwasserbehälter und -aufbereitung. Einiges habe Fritz als vorhanden vorausgesetzt, anderes sei nicht dringend notwendig, aber empfehlenswert, um die Betriebskosten zu minimieren: Das könne in einem Auftrag »viel Wasser für wenig Geld« nicht enthalten sein. Der wichtigste Satz überhaupt sei »Mehr Bad für weniger Geld gibt es nicht«, betonte Debus, dass der Quadratmeter Edelstahlbecken und die Technischen Anlagen gleich viel kosten: »Der Preisunterschied muss an irgendwelchen Leistungsdifferenzen liegen!«

Beide stellten sich anschließend den Fragen der Gemeinderäte und des Publikums:

Können mit drei unterschiedlich beheizbaren Becken Folgekosten gespart werden?

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»Man könnte vielleicht sparen, aber das macht keiner« (Fritz). »Unterschiedlicher Temperaturen werden angeboten und angenommen (Debus).

Wie belastbar sind die Kostenschätzungen?

Fritz Planung liefert eine Kostenschätzung, von Büro Lehmann liegt für die Planvariante 1.1 bereits eine (wesentlich belastbarere) Kostenberechnung vor, von der für die Variante 4.0 geschätzte Einsparungen abgezogen wurden. 

Wie hoch sind die Folgekosten für 400 Quadratmeter mehr Wasserfläche?

»Do halt i sauber mei Gosch!« (Fritz) – weil die technischen Voraussetzungen nicht vergleichbar seien. Man rechne aber, dass die Energiekosten linear mit der Wasserfläche steigen. Debus lieferte die Zahl dazu: Bei 35 000 Euro für Energie und Wasser wären das bei 60 Prozent mehr Wasserfläche jährlich rund 20 000 Euro.

Schmerzgrenzen

Einige der Besucher prophezeiten bei der Umsetzung der Drei-Becken-Anlage von Lehmann stark sinkende Besucherzahlen, weil diese weder für Familien noch für Schwimmer attraktiv sei.
Gemeinderat Bernhard Kohmann setzte der »Schmerzgrenze zu wenig Wasser« seine »Schmerzgrenze zu hohe Kosten« entgegen, und auch Bürgermeister Wöhrle erinnerte die BI an ihren eigenen Slogan: »Lieber sorgenfrei baden als in Schulden ertrinken«.

Beschluss am 17. Oktober

Der Beschluss soll erst am 17. Oktober gefasst werden. Wie dieser aussehen wird, konnte sich jeder ausrechnen, der zur Kostenschätzung des Fritz-Bads von 3,013 Millionen Euro die 170 000 Euro bereits angefallenen Planungskosten hinzurechnet plus die noch nicht enthaltenen Anlagen, das Risiko einer Kostenschätzung und die rechtliche Lage (siehe Stichwort I). 
So reagierte die Bürgerinitiative, die von Manfred Wöhrle noch zu einem gemeinsamen Gespräch mit dem Gemeinderat eingeladen wurde, enttäuscht, aber gefasst. »Wir sind angetreten, weil das Freibad ganz zur Debatte stand. Nun ist sicher, dass es bleibt, somit haben wir viel erreicht«, sagte BI-Sprecher Marco Schwab. 

Stichwort

Rechtslage

Am Freitag sagte der Pressesprecher der Gemeindeprüfungsanstalt Markus Günther telefonisch noch, die GPA würde »eher nicht annehmen, dass ein neues Vergabeverfahren erforderlich wäre«. So stand es am Montag auch im Offenburger Tageblatt. Erst danach kam in einer Mail ein Nachtrag, dass dies eine Fehleinschätzung war und bei einem Planerwechsel (doch ein neues Vergabeverfahren notwendig wäre. 
Dies gab Bürgermeister Manfred Wöhrle auch am Ende der Sitzung als übereinstimmende Auskunft der GPA und der Architektenkammer bekannt: Würde sich der Gemeinderat für den Entwurf der Fritz Planung entscheiden, müsste das Europäische Vergabeverfahren neu aufgerollt werden – mit den damit verbundenen Verzögerungen und Kosten.

Stichwort

Aus der Praxis

Badeparkleiter Michael Hug analysierte die alternative Entwurfsstudie von Fritz Planung aus seiner Praxissicht:

Die neue Sprunganlage ist nicht ausschlaggebend. Die bisherige kann man ertüchtigen, und es bleibt trotzdem beim 5-3-1-Meter Absprung, weil bei der Lehmann-Planung der Wasserspiegel im Sprungbecken nicht steigt.

Komforteinstieg ist wichtig, fiel bei der letzten Lehmann-Überplanung aus Kostengründen raus.

Abtrennung der Becken: Für Trennseitle gibt es Vorgaben, über Einsatz entscheidet der Betreiber – und im Schadensfall sei die Argumentation schwierig. Fazit: Solche Eventualitäten sollte man bei einem Neubau gleich ausräumen – für Hug ist die Flexibilität damit zu teuer erkauft.

Wellenrutsche ist eine Attraktion, über Größe und Länge entscheidet die Ausschreibung. Hug hält den Ort aber für unglücklich, weil die Schwimmerbahnen von zwei Spaßbereichen flankiert sind.

Großzügiger Nichtschwimmerbereich, der breite Einstiegsbereich mit Gewöhnungstreppe wird schon jetzt gern genutzt.

Kleinkinderbereich: Eindeutiges Plus. Einziges Manko: Wärmetauscher ist in der Schätzung nicht inbegriffen. Lehmann hat statt Kinderbecken nur Wasserspielplatz.

Sanitäre Anlagen und Kiosk: Waren bei Fritz nicht im Konzept vorgesehen, bei Lehmann ist der Abriss der Gebäude und ein »Mini-Umkleide und Sanitärtrakt« mit drin.
 

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