Hausach

Schnurrgruppe "Kellerkinder" am Samstag auf der Bühne

Claudia Ramsteiner
Lesezeit 4 Minuten
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15. Februar 2017

Die »Kellerkinder« schnurren seit 30 Jahren, ihre Schnurrvorträge ergeben einen dicken Ordner voll: von links Michaela Keller, Antonio Clavijo Keller, Bernhard Keller und Musikant Thomas Stötzel. ©Claudia Ramsteiner

»Lirum, larum, Löffelstiel, Kellerkinder wisse viel«: So werden sie am Samstag wieder in die acht Schnurrbeizen einziehen. Seit 30 Jahren zieht die Schnurrgruppe »Kellerkinder« ihre Mitbürger und die Kommunalpolitik durch den Kakao.

»Atemlos« hört man’s schon auf der Jakobi-straße durch Kellers Küchenfenster: Die Kellerkinder sind bei der Schnurrprobe. Wen sie mit Helene Fischers Hit am Samstagabend beim Schnurren auf den Arm nehmen werden, bleibt natürlich noch ein Geheimnis. Aber gefragt nach ihren Lieblingsschnurren in den vergangenen 30 Jahren, meint Bernhard »Benne« Keller: Die neue könnte durchaus eine werden.

Antonio »Dono« Clavijo Keller hat einen dicken Ordner vor sich liegen, in dem sämtliche Schnurrvorträge gesammelt sind. Es sind weit mehr als 30, denn in den Anfangsjahren wurde noch zweimal im Jahr geschnurrt – in Lokalen, die längst Geschichte sind: im Burghof, beim Vetterbeck, in der Bahnhofswirtschaft, im Dorfwirthiisle oder im Hirschsaal.

An ihre Schnurren 1987 können sie sich nicht mehr erinnern – das wurde überlagert von einem besonderen Erlebnis. Michaela Keller fuhr den Fiat-Kastenwagen, im Heck saßen ihr Mann Benne und Dono als Flamencotänzerinnen mit zehn Zentimeter hohen Stiletti (Die passende Kleidung zu ihrer Schnurre war ihnen damals schon wichtig). 

Auf dem Weg zur Bahnhofswirtschaft streifte sie ein Auto (oder war es umgekehrt?). Jedenfalls sprang ein kleiner Türke heraus und schimpfte wie ein türkischer Rohrspatz. Bis die Hecktüren aufklappten und zwei 1,90-Meter-Flamencotänzerinnen drohend auf den 1,60-Meter-Türken hinab blickten. »So schnell habe ich noch nie jemanden ins Auto steigen und davonflitzen sehen«, lacht Micha Keller heute noch über den Schnurr-Unfall.

Sonst gab es keine Unfälle und vor allem auch keine Ausfälle. Die Kellerkinder schnurren nie unter der Gürtellinie, und es ist ihnen wichtig, dass sie auch im letzten Lokal noch den vollen Genuss bieten. Ines Benz, die die Kellerkinder ebenfalls schon seit 30 Jahren im Spättle als Kassiererin begleitet, weiß genau, wann sie lieber wieder einen Apfelschorle für die Vier bestellt.

Noch ältere Hasen

Einer kam noch gar nicht zur Sprache: Thomas Stötzel ist seit keiner weiß wie viel Jahren der Musiker der Kellerkinder. Er war schon als junger Kerl mit seinem Akkordeon gefragt, spielte schon für die Kessler Zwillinge oder José und Gisela und hat nur noch kein Jubiläum gefeiert, weil er nicht mehr weiß, wann genau er eigentlich angefangen hat. Antonio Clavijo Keller schlägt seinen Ordner auf und weiß es genau: am 17. Februar 1979 mit Erwin Fehrenbacher vom Fanfarenzug. Er kann in zwei Jahren schon das Vierzigjährige feiern.

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Jede der derzeit acht Schnurrgruppen ist anders, jede hat ihre eigene Art, und jede findet andere Geschichten witzig. Micha Kellers Lieblingsspruch lautet: »Das ist wie Beton. Es kommt drauf an, was man draus macht«. 

Keine Tabus - außer bei der Darstellung

Bei den Schnurrgeschichten gibt es keine Tabus – bei der Darstellung schon: keine Verletzung der Intimsphäre, keine Fäkaliensprache, nichts Geschäftsschädigendes. Vor einigen Jahren hielten die Gäste in der »Blume« den Atem an, als Micha und Dono als »Ayshe und Ali« auftauchten und befürchteten schon ein »Türkenbashing«. Was dann kam, war eine der besten und witzigsten Geschichten der Kellerkinder über die Hausrenovation einer türkischen Familie. 

Es ist übrigens Benne Kellers Lieblingsschnurre – obwohl er krank das Bett hüten musste und sich die Schnurre erst später auf Youtube ansehen konnte: »Da habt ihr echt geglänzt«, lobt er neidlos. Eine der Lieblingsschnurren seiner Frau ist das Udo-Jürgens-Potpourri, mit dem sie vor ein paar Jahren die Geheimniskrämerei des Gemeinderats auf die Schippe nahmen (»In diesem ehrenwerten Haus«).

Spottlust kennt keine kommunalpolitischen Grenzen

Bürgermeister und Gemeinderäte werden auch am Samstag wieder ihr Fett abbekommen – die Spottlust der Kellerkinder kennt keine kommunalpolitischen Grenzen.
Der Anfang allen Schnurrens ist übrigens jedes Jahr ein gemeinsames Essen der Kellerkinder mit den Angehörigen:  »Da überlegen wir, ob wir überhaupt schnurren gehen!« 30 Jahre lang wurde diese Frage positiv beantwortet, und jedes Mal wird hier über den Aufbau des Vortrags diskutiert.
Bewährungsprobe

Nach Silvester geht’s dann an die Feinarbeit. Welche Lieder passen zu welcher Geschichte? Und manchmal bringt schon ein einziger Reim einen ganz anderen »Drive«. Heute Abend ist die letzte Schnurrprobe. Am Samstag nach dem gemeinsamen Kaffee und einem ersten Sekt folgt die Bewährungsprobe: Der Vortrag vor den Kassierern. 

Früher, als das Schnurren noch um 19 Uhr begann, konnten sie sich auf das »Zämmelitte« verlassen. Heute schauen sie auf die Uhr, damit sie pünktlich um 18 Uhr im ersten Lokal einziehen mit »Lirum-larum-Löffelstiel, Kellerkinder wisse viel.«

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