Milch macht’s warm im Pool
Die Mitglieder des Landschaftsentwicklungsverbands sind zusammen mit Geschäftsführerin Susanne Kopf nach Schottland gereist. Dort informierten sie sich in ländlichen Betrieben, wie Landleben in anderen benachteiligten Regionen gestaltet wird.
Schiltach. Mit vielen neuen Eindrücken und Ideen kamen die 15 Schottlandreisenden des Landschaftsentwicklungsverbands Mittlerer Schwarzwald (LEV) am Samstag zurück in ihre Heimat. Mitgereist waren auch acht Teilnehmer aus Schiltach und Schenkenzell. Ziel der Reise war es zu schauen, wie’s die Schotten machen mit der Landwirtschaft.
Beide Regionen, Schwarzwald und das schottische Hochland, sind von der Europäischen Kommission als »landwirtschaftliche Gebiete mit naturbedingten Nachteilen« eingestuft und werden dementsprechend unterstützt bei ihrer Entwicklung, ihrem Erhalt und der Pflege ihrer Kulturlandschaft. Die Umsetzungen dieses Ziels sind hüben wie drüben sehr kreativ und lohnen einen Blick in des »Nachbars Ideenkiste«.
So organisierte die Geschäftsführerin des LEV, Susanne Kopf, eine sechstätige Besichtigungstour mit unterschiedlichsten landwirtschaftlichen Zielen. Die Reisegruppe chauffierte sich selbst in zwei gemieteten Kleintransportern. »Linksverkehr«, berichtete Konrad Hauer, Vorsitzender der Ortsbauern Schenkenzell /Kaltbrunn, nickte dabei vielsagend und übernahm dort mutig als Fahrer einen Bus.
Elektronisch sortiert
Besonders beeindruckend fand Kopf die Viehzucht mit Rindern und Schafen einer Bergfarm in Kirkton. »Dort wird eine elektronische Identifikation der Tiere zur Produktivitätsverbesserung der Zucht angewendet«, erklärt sie. Eine Sortiermaschine wiegt die Tiere beim Passieren eines Gatters. Nach deren Gewicht wird bespielsweise die Kraftfuttermenge bestimmt. So kann kostenintensives Futter gespart werden.
Wie Energie als Nebenprodukt aus Milch bei einer Käserei erzeugt wird, zeigten die Mitarbeiter der Sgriob-Ruadh-
Farm auf der Isle of Mull. Weil nur an drei Tagen in der Woche Käse produziert wird, muss die Milch in der Zwischenzeit gekühlt gelagert werden. Ein Wärmetauschsystem entzieht der Milch die Wärme, die den Gemeinschaftspool der ebenfalls betriebenen Ferienhäuser der Farm beheizt. »Zur Käseproduktion muss die Milch wieder erwärmt werden und das System funktioniert anders herum«, erklärte Hauer. So kann im waldarmen Schottland kostbares Heizmaterial eingespart werden.
Sehr gewundert über die deutsche Reisegruppe haben sich die Betreiber der »Oban
Wiskey Destillery«. Die Besucher freuten sich zunächst nämlich mehr über das dort installierte Vega-Füllstandsmesssystem, das in Schiltach produziert wird, als über das schottische Produkt selbst.
Programm ist rund
Besichtigung von Wasserkraftanlagen und einer Schlachterei, Landschaftserkundungen mit einem Besuch einer Adlerbeobachtungsstation sowie eine Stadführung in Schottlands Hauptstadt Edinburgh rundeten das Programm ab. Auch Susanne Kopf war zufrieden mit dessen Verlauf: »Letztlich ging es darum, Inspiration zu erhalten, zu schauen, wie gehen andere mit einer schwierigen Landschaftssituatuion um. Die Erkenntnis, dass man mit den Problemen, die diese mit sich bringt, nicht allein dasteht, gibt zusätzlichen Mut«, resümierte Kopf zufrieden.
Stichwort I
Benachteiligte Gebiete
Nachteile können Klima, abschüssige Nutzflächen in Berggebieten oder geringe Produktivität der Böden sein. Beihilfen für benachteiligte Gebiete sind ein wichtiges Instrument zur Eindämmung des Verlusts von Artenvielfalt, von Waldbränden und zur Verhinderung der Aufgabe wertvoller Landschaften.
Stichwort II
Aufgaben des LEV
Entwicklung, Erhaltung und Pflege der Kulturlanschaft und deren Organisation; Offenhaltung der Mindestflur; Zusammenarbeit mit Behörden, Verbänden, Landwirten, örtlichem Handel und Gewerbe; Klärung von Zuschüssen und finanzierungsrechtlichen Fragen sowie Abrechnung der Maßnahmen; Kooperation mit Nachbargemeinden in zusammenhängenden Naturräumen.