Nachtwächter Kurt Maurer ist mit 74 Jahren gestorben
Sein Stundenlied erklingt nicht mehr: Kurt Maurer, seit neun Jahren als Nachtwächter von Wolfach in den Sommermonaten ein fester Teil des Stadtbilds, ist tot. Der gebürtige Schweizer starb am Freitag nach kurzer, schwerer Krebserkrankung im Alter von 74 Jahren.
»Das hat ihm unheimlich viel Spaß gemacht«, erinnert sich Anica Maurer an die Freude, die die Nachtwächterei ihrem Mann bereitet hat. Dabei hatte er 2008 eigentlich »nur so zum Spaß« im Rathaus angerufen, als dort ein Nachfolger für Bernhard Sartory gesucht wurde. Ein neuer Umhang, dazu Hut, Hellebarde, Laterne und natürlich das Horn – schon war die Ausstattung komplett. Am 10. Mai 2008, es war ein Samstag, drehte Maurer die erste Runde durch die Stadt. »A weng nervig« sei er vorher schon gewesen, verriet er damals dem Offenburger Tageblatt. Grundlos, denn die Premiere lief glatt – und seither hatte er bis Ende 2016 genau 302 Einsätze als Nachtwächter, wie Tourist-Info-Leiter Gerhard Maier akribisch auflistete.
Stets pflichtbewusst
»Die Nachtwächterei ist ihm zu einem Stück Lebensinhalt geworden«, berichtet Maier, der Maurer überdies »ein hohes Maß an Engagement und Pflichtbewusstsein« attestiert. Beleg dafür: Selbst von der Hochzeitsfeier seines Stiefsohns verabschiedete Maurer sich vorübergehend, um gewissenhaft seine Runde als Nachtwächter zu drehen. Seit Juli 2011 war er zudem als Stadtführer aktiv.
Geboren wurde Kurt Maurer am 22. Dezember 1942 in Feldmeilen im Kanton Zürich. Die Berufslaufbahn begann er mit einer Kaufmannslehre bei Migros. Danach war er 30 Jahre lang Transportchef bei Kaffee Hag, und schließlich noch einmal sieben Jahre bei Petroplast/Vinora, wiederum in der Logistik.
Eins seiner großen Hobbys war der Gesang, lange Zeit war er im Jodelklub aktiv. Außerdem spielte er im Laienensemble im Volkstheater – aber nicht nur dort: Unter anderem stand Maurer einmal mit Kurt Felix auf der Theaterbühne. »Eigentlich hätte er Schauspieler werden können, das Talent hatte er«, sagt seine Frau. Nur der entscheidende Schubs in die künstlerische Laufbahn habe gefehlt.
Vielleicht ein Glück für Wolfach – denn so kam Kurt Maurer 1973 zum ersten Mal in seine spätere Wahlheimat. Damals als Chef der Guggenmusik Erlibach, deren Mitbegründer und Ehrenvorsitzender er ist. »Da war er sehr aktiv.« 1983, als die Schweizer Musiker wieder einmal in Wolfach waren, traf er in der Festhalle Anica und legte mit ihr eine kesse Sohle aufs Parkett. 1987 heiratete das Paar. Mit ihr trauern ihre beiden Söhne aus erster Ehe mit ihren Gattinnen und den fünf Enkeln um Kurt Maurer.
So wie er sich schon in der Schweiz für Brauchtum engagiert hatte, war Maurer auch in der Wolfacher Fasnet aktiv: 20 Jahre lang zog er als Schnurrant durch die Lokale, brachte sich zudem zeitweise im Narrenblättle ein. Und er war im Verein Kultur im Schloss engagiert. Großzügig sei er gewesen, erinnert sich Anica Maurer, vielfältig interessiert, und immer ein Mann mit klarer Meinung: »Er war geradeaus.« Lange Zeit pendelten die Maurers zwischen Wolfach und Feldmeilen. Nach dem Ruhestand wurde das Kinzigtal endgültig zum Lebensmittelpunkt – die Kontakte in die Heimat bestehen aber bis heute.
INFO: Die Trauerfeier ist am Freitag, 7. April, um 14.30 Uhr in der evangelischen Kirche Wolfach. Die Urnenbeisetzung ist anschließend im engsten Familienkreis.