Niklas Schmiders gelungene Premiere: Ergreifende Weihnachtskantate
Gleich zweimal führte der Gemischte Chor Liederkranz aus Hausach zu Beginn des neuen Jahres Josef Gabriel Rheinbergers Weihnachtskantate »Der Stern von Bethlehem« auf: am Donnerstag in der Kirche St. Laurentius in Wolfach, gestern in St. Mauritius in Hausach.
Fast ein Jahr lang hat Niklas Schmider mit dem gemischten Chor Liederkranz, verstärkt durch Gastsänger vom Kirchenchor und vom Chor Astràgalos, zwei Gesangssolisten sowie einem 30-köpfigen, bunt zusammengewürfelten Orchester, auf dieses kirchliche Konzertereignis hingearbeitet. Das Ergebnis der Mühen konnte sich wahrlich hören lassen.
Mit 50 Sängern und 30 Musikern empfing ein respektabler Klangkörper die Zuhörer in den noch weihnachtlich geschmückten Kirchen – wobei gestern in Hausach weit mehr Besucher kamen als am Donnerstag in Wolfach. Diesen Klangkörper nahtlos zu einer harmonischen Einheit zu verschmelzen, damit ist dem jungen Niklas Schmider ein wahres Kunststück gelungen: Die ganze Aufführung von »Der Stern von Bethlehem« erschien, sowohl musikalisch, als auch dramaturgisch gesehen, wie aus einem Guss.
Prachtvolle Komposition
Vor Rheinbergers Weihnachtskantate stand César Franks Vertonung des Psalms 150 auf dem Programm, einem opulenten romantischen Chorwerk, das einst zur Einweihung einer bedeutsamen Orgel komponiert wurde. Von Streichern und Orgel stimmungsvoll eingeleitet, gewann das Orchester zusehends an Kraft und übertönte den Chor, bis der sich zu seiner vollen Pracht entfaltete und seinerseits das Orchester dominierte: Eine prachtvolle, allenfalls etwas pathetische Komposition in einer adäquaten Aufführung.
Die Weihnachtskantate für Chor, Soli und Orchester »Der Stern von Bethlehem« wurde im Jahr 1891 von Josef Gabriel Rheinberger komponiert und gilt als eines seiner Hauptwerke. Der Text stammt von seiner Frau Franziska von Hoffnaaß, die jedoch die Aufführung nicht mehr erleben sollte: Sie starb schon vor Fertigstellung des Werks. Die Kantate schildert in neun Sätzen die Erwartung des Heilands, die Verkündigung seines Kommens und die Anbetung durch die Hirten und die drei Weisen.
Gleich im ersten Satz erklang die vollendet in Musik umgesetzte Erwartung: Geheimnis- und erwartungsvoller Gesang, umrahmt von jubelnder Brillanz des Orchesters, dessen Modulation sich präzise auf den textlichen Inhalt bezog. Im dritten Satz trat die Sopranistin Judith Wernet als Verkündigungsengel an und verkündete mit ihrer schönen Stimme eindrucksvoll das Kommen des Heilands, während von den himmlischen Heerscharen ein mächtiges »Ehre sei Gott in der Höhe« erklang.
Philipp Rechenbachs imposanter Bass
Im vierten Satz erzählte der imposante Bass Philipp Rechenbachs von den Hirten auf dem Felde, die sich zur Krippe aufmachten. Deren Anbetung des Erlösers der Welt wurde höchst einprägsam vom Chor besungen, begleitet durch die besonders schön gesetzten Blechbläser.
Kontrastreich und dramatisch erklang der sechste Satz »Zerstreuet euch, stürmende Wolken«: Die Weisen aus dem Morgenland folgten dem Stern und reisten zur Krippe. Sie wurden von Herodes abgewiesen und verloren auch noch den Stern aus den Augen. Aber schließlich geleitete der sie bis hin zur Krippe. Im fast schon lieblichen siebten Satz »O König du im armen Stall« kamen die Weisen nach ihrer dramatischen Reise im Stall an und beteten das Christuskind an.
Minutenlanger Beifall
Tief beeindruckend gestaltete sich der achte Satz »Stille ist’s im heil’gen Raum«, wo die Sopransolistin als Maria über das Wunder ihres Kindes nachsann: der wohl innigste Moment der Kantate. Mit dem Satz »Die Erde schweigt«, in dem das Eingangsthema leicht abgewandelt noch einmal aufgegriffen wurde und dem strahlenden »Frohlocke, Welt« endete die Weihnachtskantate unter gewaltigem, minutenlangem Beifall der begeisterten Zuhörer.