Nix am Hut mit Erotik-Shops
Am 19. März wählt Haslach einen neuen Bürgermeister. Bis zum Wahltag stellt das Offenburger Tageblatt Kandidaten und deren Stellungnahmen zu kommunalen Themen der Stadt vor. Heute steht Christian Nonner aus Welzheim (Rems-Murr-Kreis) im Fokus.
»Ich bin zum zweiten Mal überhaupt in Haslach«, gibt Christian Nonner zu, der als Dritter seine Bewerbung als Nachfolger von Heinz Winkler als Rathauschef abgab. Der 46-Jährige, der in Welzheim (Rems-Murr-Kreis) wohnt und als Beruf »Paketfahrer« angibt, kann sich nicht erinnern, wann er hier zum ersten Mal weilte. »Das ist Jahre her«, sagt er beim Rundgang durch die denkmalgeschützte Altstadt. Es sei auch das erste Mal überhaupt, dass er für ein öffentliches Amt kandidiere, betont er und seine Mutter habe sich schon gewundert, warum er das mache, als sie davon erfuhr. Dazu noch in Haslach mitten im Schwarzwald, obwohl auch in seiner Heimat einige Bürgermeistersessel in diesem Jahr frei werden.
Diese Orte seien zu nahe an Wohnort und Arbeitsplatz gewesen, begründet der 46-Jährige seine Entscheidung. Neben Haslach hätte ihn höchstens noch eine andere Kommune am Bodensee gereizt. Haslach und Umgebung würden ihn mehr an seine Heimat erinnern, sagt er weiter und beschloss spontan, seine Bewerbungsunterlagen zu verschicken.
Landhausmode und christliche Literatur
»Ich hätte gern mehr Zeit gehabt, mich mit Haslach zu beschäftigen«, betont Nonner, der vor drei Jahren in die schwäbische Heimat zurückgekehrt ist, nachdem die Ehe mit einer Frau aus Mecklenburg gescheitert war. Seit über einem Jahr arbeitet er als Paketzusteller bei Post-Tochter DHL in Schwäbisch Gmünd, lernte nach Schule und christlichem Internat in einer kleinen Druckerei erst handwerkliche Buchbinderei, war anschließend kaufmännischer Angestellter im elterlichen Betrieb, einer Malerfirma mit 40 Angestellten, wie er sagt. Später leitete er gemeinsam mit seiner Mutter ein Geschäft für Landhaus-Mode und christliche Literatur mit drei Filialen in Welzheim und Nachbarorten, bevor er der Liebe wegen nach Mecklenburg zog.
Keine Nähe zu "Reichsbürgern"
Nonner schildert sich als »politisch vielseitig interessiert« an vielen Themen, weist allerdings eine Nähe zu Rechtsextremen und »Reichbürger« von sich, die aufgrund seiner Facebook-Einträge nahe läge. Er sei in keinerlei politischer Partei. Und dass er seine Unterschrift unter eine Protestaktion gegen eine Moschee in Niederösterreich setzte, sei damit begründet, dass der geplante Standort dort in die Umgebung nicht passe. Dass in Haslach ebenfalls eine Moschee steht, findet er sogar gut, wie er versichert. Und gegen Flüchtlinge habe er keine Ressentiments, wenn es keine »Wirtschaftsflüchtlinge« seien.
Auch für die Tatsache, dass er beim »Googlen« seiner Adresse als Betreiber diverser Erotik-Shops im Internet auftaucht, hat er eine einfach Erklärung. Die habe damals ein naher Verwandter ohne sein Wissen und seine Zustimmung eingerichtet. Sie seien schon lange nicht mehr aktiv.
Gehöriges Lampenfieber
Warum er als Bürgermeister kandidiert? »Mich stört schon lange, dass sich gar nichts ändert, auch wenn ein neuer Chef im Rathaus einzieht«, begründet Nonner seine Bewerbung.
Vor der Kandidatenvorstellung am 7. März hat er gehöriges Lampenfieber. »Vor so vielen Leuten habe ich noch nie gesprochen«, gesteht er. Das höchste waren die 30 Mitglieder der christlichen Pfadfinder und des Gebetskreises, die der evangelische Schwabe leitete.