Präfaktisches für das Jahr 2017
Postfaktisch war das Wort des Jahres 2016. Post steht für »hinter, nach«. Will heißen: Fakten waren einmal, die interessieren nicht mehr. Unser Wort des noch jungen Jahres 2017 heißt präfaktisch. Prä steht für »voran, voraus«. Will heißen: Wir haben jetzt schon die Fakten des Jahres zusammengetragen, das noch blutjung vor uns liegt. Unser Talgeflüster bietet dieses Mal ausnahmesweise keinen ironischen Wochrückblick sondern einen nicht ganz ernst gemeinten Jahresausblick:
Januar: Der Steinacher Bürgermeister Frank Edelmann ringt sich dazu durch, noch einmal für den Chefsessel im Rathaus zu kandidieren. Er stellt allerdings eine Bedingung: Gemeinderätin Margarete Kopf soll seine Stellvertreterin werden, damit die neuen Herausforderungen in harmonischer Geschlossenheit vorangebracht werden können.
Februar: Es ist zum Verzweifeln. Niemand will Bürgermeister der Stadt Haslach werden. Nicht einmal OG Roy hat bis zum letzten Bewerbungstag seine Schirmmütze in den Ring geworfen, weil sein Fahrrad einen Platten hat. Da gibt Armin Schwarz fünf Minuten vor Schluss seine Bewerbung, die er bereits für Wolfach fix und fertig in der Schublade liegen hatte, ab.
März: Armin Schwarz kommt bei der Wahl in Haslach knapp über 50 Prozent und gewinnt als einziger Kandidat schon im ersten Wahlgang. Seine erste Amtshandlung ist die Eingemeindung Fischerbachs.
April: Der weitere Windradbau im Kinzig-, Wolf- und Gutachtal ist vorerst vom Tisch. Jetzt, wo inzwischen auch der Letzte im Tal mitbekommen hat, was eine Kükenlosung und eine Reproduktionsfläche ist, wurde an jedem möglichen Standort einer Windkraftanlage das Kothäufle eines Jungauerhuhns gefunden.
Mai: Die Bärenwelpen des Wolf- und Bärenparks sind inzwischen schon groß geworden und beschweren sich über ihre Namen. Besonders Arian ist unzufrieden, da Arthos vorgibt, nur mit Aramis spielen zu wollen. Agonis sagt dazu lieber nichts – kein Wunder bei diesen Namen. Viele Fans haben die drei Bären aber nach wie vor. Die Isegrim-Nachbarn sind daher etwas grimmig. »Is mir egal« lautet deren verschnupfte Reaktion und ein »Mimi« wird immer in Richtung der Bären gejault, wenn sich diese beim Spielen ganz arg Aua gemacht haben.
Juni: Gutach hat überall touristische Einrichtungen – nur nicht in der Ortsmitte. Da kommt ein Investor, der Wildwasserrafting in der Gutach anbieten will mit Start am Kurpark inklusive Nordsee-Imbiss und Schulungszentrum. Bürgermeister Siegfried Eckert nimmt ihn mit offenen Armen auf. Dass der gesamte Gemeinderat bei der ersten Rafting-Tour baden geht, ficht ihn nicht an. Er schwimmt eh immer oben.
Juli: Haslachs neuer Ehrenbürger Heinz Winkler nutzt seine neue Funktion dazu, gleichsam als Oberbürgermeister darüber zu wachen, dass sein Nachfolger Armin Schwarz in seinem Sinne weiter macht und dessen F(V)isionen im Reißwolf verschwinden. Die Pläne für eine U-Bahn gehören genauso dazu wie der Großflughafen HAS. Schwarz gibt entnervt auf und Winkler wird per Volksentscheid zum Bürgermeister auf Lebenszeit bestätigt.
August: Der Wolfacher Gemeinderat atmet auf – Hausach hat die Erweiterung der Gemeinschaftsschule so groß geplant, dass die Wolfacher ihre Herlinsbachschule nun doch nicht für zusätzliche Klassen aufstocken müssen. Den eingesparten Betrag bringen sie reumütig ins Kinzigtalbad ein, dort entsteht damit eine zusätzliche Gardefischle-Sauna.
September: Erste Besucherin beim Haslacher Bürgermeister ist Queen Elisabeth, die seit über 60 Jahren regiert und ihn mit der Idee des Brexit vertraut macht. Folge ist, dass Haslach ebenfalls eigene Wege gehen will und darüber nachdenkt, Kronkolonie des britischen Empires zu werden.
Oktober: Bei der Windradplanung im Kinzig-, Wolf- und Gutachtal ist alles wieder offen. Ein verdeckter Ermittler hat herausgefunden, dass die Bürgerinitiative eine Auerhuhn-Brutanstalt unterhält und die Biologen der Forstlichen Versuchsanstalt weisen nach, dass die an allen potenziellen Windradstandorten gefundene Kükenlosung mit dem Kot der Küken in der Brutanstalt übereinstimmt. Nun ist die BI Radlos ratlos.
November: Auch für die Bürgermeisterwahlen in Mühlenbach, Steinach und Hausach werden keine Kandidaten gefunden. Auch Frank Edelmann ist wieder aus dem Rennen, weil Margarete Kopf sein Ansinnen ausgeschlagen und ihm wegen des unmoralischen Angebots die Kommunalaufsicht auf den Hals gehetzt hat. Das Kinzigtal ruft die Monarchie aus und huldigt König Heinz dem Dreiviertel-Ersten.
Dezember: Die demokratieverliebten Hornberger organisieren das zweite Bürgerbegehren in ihrer Geschichte und stimmen zu 113 Prozent gegen das Königreich Kinzigtal. Als König Heinz ihnen einen Besuch abstattet, wollen sie ihn mit Kanonendonner empfangen. Aber halt ... das ist Postfaktisches aus vergangenen Zeiten.