Punkten mit politischer Erfahrung
»Zwei Stunden mit...« nennt sich die Reihe zur Bürgermeisterwahl am 12. Oktober in Wolfach, in der das Offenburger Tageblatt einen Blick auf die Menschen hinter der Bewerbung wirft. Für die Treffen dürfen sich die Kandidaten einen Ort oder eine Beschäftigung aussuchen – egal, ob es ein Spaziergang, das Hobby oder ein Besuch auf dem Spielplatz. Heute lesen Sie ein Porträt über Michael Paul aus Walzbachtal.
Es ist Mittwochmittag, Markttag in Wolfach. Michael Paul ist auch da – aber nicht, um sich den Menschen während ihres Einkaufs vorzustellen oder seine neuen Flyer zu verteilen. Paul hat sich diesen Tag fürs Gespräch mit dem Offenburger Tageblatt ausgesucht.
Paul ist kein Neuling in der Kommunalpolitik und damit möchte er auch punkten: Er sitzt seit 1999 im Gemeinderat seines Heimatorts Walzbachtal (Landkreis Karlsruhe). Die Probleme seien mit denen Wolfachs vergleichbar: Immer wieder gehe es ums Geld. »Von dieser Erfahrung profitiert man auch als Bürgermeister«, ist er überzeugt. Derzeit spielt die Politik aber noch die zweite Geige im Leben des Rechtsanwalts. Der 48-Jährige Paul ist bei der BIG-Gruppe in Karlsruhe beschäftigt.
Mit der Arbeit einer Verwaltung kam Paul während des Studiums in Berührung. Im Bürgermeisteramt seiner Heimatgemeinde machte er ein Praktikum und durchlief verschiedene Ämter. »Im Rechnungsamt wurde mir ein dicker Haushalt vorgelegt, den ich studieren sollte. Dafür bin ich heute noch dankbar«, erinnert er sich und schmunzelt.
Der Kandidat und der Reporter gehen auf den Narrenbrunnen zu. Den kennt Paul noch nicht, schaut ihn aber begeistert an – er ist selbst närrisch unterwegs. »Ich bin im Elferrat und kenne die Geldbeutelwäsche, die es in Wolfach gibt.« Das möchte er sich auch als Schultes nicht nehmen lassen: »In irgendeiner Form werde ich in Wolfach bei der Fasnet mitmachen.« Es sei denn, schränkt er ein, »das ist nicht gewünscht«.
Dass er Humor hat, sei ihm schon im Gemeinderat bescheinigt worden. »Ein witziger Spruch, ich meine damit aber keinen Klamauk, kann eine ernste Situation schon mal auflockern«, sagt er und lacht.
Umzug nach Wolfach
Als Chef lege er Wert auf ein gutes Arbeistklima: »Als Chef muss man fair sein und Kritik mit Maß und Ziel äußern«. Ein Familienmensch sei der vierfache Vater auch. Zu Hause sitzen öfter mal vier Generationen an einem Tisch, weil die Eltern und Großeltern seiner Frau Melanie noch leben. »Wenn die Großeltern wollen, würden wir sie mitnehmen«, sagt Paul, der im Fall eines Wahlsiegs nach Wolfach ziehen will.
Durch die Wahl würde sich einiges für den 48-Jährigen ändern – und das möchte er auch. »Ich habe die Hälfte des Berufslebens erreicht und will etwas Neues machen.« Zwei Amtszeiten stehe er Wolfach mindestens zur Verfügung, versichert er. Bereits Anfang des Jahres bewarb er sich als Bürgermeister in Rust und wurde Dritter. »Ich würde mich aber nicht in jeder Gemeinde bewerben, es müssen Orte mit einer besonderen Note sein – so wie Rust oder Wolfach«, stellt er klar.
In seiner Freizeit spielt Michael Paul als Organist in der katholischen Kirche sowie in der Feuerwehrkapelle, ist im Deutschen Blasmusikbund und diversen Vereinen engagiert. Von der Erfahrung im Ehrenamt will er auch als Bürgermeister profitieren und sich »um die Vereine kümmern«.
An seiner Freizeitgestaltung werde sich in Wolfach indes nicht viel ändern. »Blasmusik kann man auch hier sehr gut spielen«, sagt er trocken. Überhaupt entspanne er am liebsten beim Musizieren – oder genauer: beim Orgelspielen.
Seine CDU-Mitgliedschaft sieht Paul als Vorteil und will auch im Fall eines Wahlsiegs Christdemokrat bleiben: »Die Leute wissen, wo ich stehe.« Trotzdem werde er ein überparteilicher Bürgermeister sein und alle Fraktionen gleich behandeln, unterstreicht er.
Politik hat von Haus aus einen hohen Stellenwert in seiner Familie: »Mein Vater war überzeugter Genosse und mein Urgroßvater Karl Rößler (SPD) bis 1920 Präsident der Landesversammlung in Sachsen-Altenburg, das im heutigen Thüringen liegt.« Pauls Bruder saß außerdem für die SPD im Altensteiger Gemeinderat. Die Nähe zur CDU stammt dagegen von der Mutter.