Radfahrer wollen freie Fahrt
Als einziges Bundesland hat Baden-Württemberg ein Gesetz, dass das Radfahren auf Waldwegen, die weniger als zwei Meter breit sind, verbietet. Obwohl kaum geahndet, ist die Nichteinhaltung eine Ordnungswidrigkeit. Die Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB) fordert die Abschaffung dieser Regelung.
Mittleres Kinzigtal. In einer Mitteilung auf seiner Internetseite begrüßt der DIMB den Vorschlag von Schwarzwald-Tourismus, Forst BW und dem Schwarzwaldverein, der eine Ausnahmeregelung für die Nutzung durch Radfahrer vorsieht.
Hinter der »grundsätzlich sehr erfreulichen Absicht, sich den Bikern gegenüber offener zu zeigen«, stecke einerseits die Einsicht, dass die bisher als Mountainbike-Wegenetz ausgewiesenen breiten Forstwege aus Sicht der Biker nicht sonderlich attraktiv sind. Der niedrige Anteil von Bikern unter den Touristen im Schwarzwald bestätige diese Einschätzung. Hinzu komme die durch Studien belegte Erkenntnis, dass es in der Praxis kaum Konflikte zwischen Wanderern und Radfahrern gebe. Das Miteinander im Wald funktioniere viel besser, als man es bisher vielleicht wahrhaben wollte, so der DIMB
weiter.
Überflüssige Regelung?
Spätestens an diesem Punkt stellt sich laut DIMB die Frage, warum die Zwei-Meter-Regelung nicht gleich ganz abgeschafft werde, statt sie mit Ausnahmen letztlich unzureichend an die Realitäten anzupassen. Im Rest Deutschlands wurde die Regelung sehr weit gelockert oder abgeschafft. Das werfe die Frage auf, was im Baden-Württemberger Wald anders sei, so Hendrik Ockenga vom DIMB.
Dazu sagt Silke Lanninger, Forstbezirksleiterin für den Bereich Wolfach: »Die Forderung nach einer Abschaffung würde eine Gesetzesänderung nach sich ziehen. In diesem Fall ist der Gesetzgeber gefordert.« Sie betont: »Wir sind in dieser Sache für den Interessenausgleich zwischen den Beteiligten zuständig.« Das seien Biker, die ein attraktiveres Streckenangebot wollen, sowie Wanderer und Waldbesitzer, aber auch Jäger, die eine zusätzliche Belastung für das Wild befürchten.
»Ausnahmen von der Regelung sind nach Absprache mit uns möglich und wir unterstützen bei der Suche nach Alternativen, wenn Vereine mit einer Streckengestaltung auf uns zukommen«, erklärt Franz Kaiser vom Forstamt Offenburg. Auch die Behörde sehe den Mountainbikesport als Bereicherung für die Region.
Alfred Klausmann, der Mountainbiketrainer des SC Hausach, plädiert indes für eine Aufhebung der Regelung: »Bei gegenseitiger Rücksichtnahme kommen wir auch auf engen Pfaden gut aneinander vorbei.« So viele Biker seien im Wald ohnehin nicht unterwegs, sagt Klausmann. Für den Fall einer Aufhebung oder Ausnahmeregelung sei es für ihn selbstverständlich, sich an der Unterhaltung der Waldwege zu beteiligen.
Raus aus der Grauzone
Werner Hillmann, Vizepräsident des Schwarzwaldvereins mit Sitz in Freiburg, kann sich nicht vorstellen, dass es zu einer Gesetzesänderung kommt. »Es geht hier weniger um einen Interessenkonflikt als vielmehr darum, dass die Mountainbiker aus der rechtlichen Grauzone heraus wollen«, sagt Hillmann. In einer Mitteilung des Vereins ist zu lesen, dass dieser sich gemeinsam mit Forst BW, Schwarzwald-Tourismus und den beiden Naturparks auf Eckpunkte verständigt habe, wie sich die beschilderten Strecken durch mehr schmale Pfade aufwerten ließen.
Etwa fünf Prozent der gut 230 Ortsvereine böten Mountainbike-Gruppen an. Dennoch betont Hillmann, dass die Hauptnutzer des Wegenetzes die Mitglieder des Schwarzwaldvereins seien, die die Wege in ehrenamtlicher Tätigkeit in stand hielten.
In einer Mitteilung von Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) vom 2. Juli heißt es: »Die Landesregierung plant derzeit keine Novellierung des Landeswaldgesetzes.«