Hausach

Ritterspiele auf Burg Husen

Claudia Ramsteiner
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08. August 2016
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Die Musikgruppe »Minnezit« aus dem Raum Offenburg/Zell spielte mittelalterliche Weisen und auf Wunsch der Waldkircher »Hospitaliter« (links) das »Palästinerlied«. ©Claudia Ramsteiner

Das Hausacher »Burgerleben« entwickelt sich immer mehr zu einem kleinen Mittelalterfest auf der Burg. Am Sonntag waren neben der Musikgruppe »Minnezit« auch die »Hospitaliter« aus Waldkirch zu Gast.
 

Neben Einheimischen tummelten sich am Sonntag auch viele Feriengäste aus der ganzen Region auf der Burg Husen, wo wie an jedem ersten Sonntag im Monat bis Oktober mittelalterliches Treiben angesagt war. Viele Kinder rückten bereits mit Holzschwert, Schild oder Pfeil und Bogen an, um hier kindgerecht ins Ritterleben einzutauchen.

"Hospitaliter" statt "Johanniter"

Was aber bringt Erwachsene dazu, am Wochenende Ritter zu spielen? Dietmar Schneckenburger, Chef der Waldkircher »Hospitaliter«, die am Sonntag zum ersten Mal beim »Burgerleben« dabei waren, hat sich schon immer fürs Mittelalter interessiert. Den Ausschlag gab dann eine Fasnachtslaune, aus der heraus die Darstellung der Johanniter entwickelt wurde.
Es kamen immer mehr dazu, inzwischen sind es 22 Mittelalterfans, die regelmäßig mit sechs großen Zelten zu den diversen Mittelalterevents Südbadens ziehen. In authentischer, vorwiegend selbst genähter Gewandung. Allerdings nicht mehr unter dem Namen »Johanniter«, weil dieser für den gleichnamigen Rettungsdienst geschützt ist, sondern jetzt als »Hospitaliter«, weil sowohl die Johanniter als auch die Malteser ihren Ausgang in den damaligen Spitälern hatten.

Vergnügliche Lehreinheiten

Dietmar Schneckenburger ist gelernter Stukkateur-meister, hat jetzt aber als Rentner mehr Zeit, sich um die Geschichte des Mittelalters und um die Gruppe zu kümmern – und nebenbei noch einen Ritterbedarfs-Handel zu betreiben. Wer seinen geschichtlich fundierten Erzählungen lauscht, kann bald nachvollziehen, wie dieses Thema auch Erwachsene in ihren Bann ziehen kann.

Warum Turban statt Barett?

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Und so sind es am Sonntag auf der Burg auch die Erwachsenen, die nicht nur genießen, wie ihre Kinder fasziniert in die Welt der Ritter und Burgfräulein eintauchen, sondern auch selbst sehr viel über diese Zeit erfahren. Etwa, warum die »Hospialiter« Turbane tragen statt des Baretts – weil sie im Heiligen Land Praktikables von der einheimischen Bevölkerung abschauten. »In der Hitze kühlt der mit Wasser getränkte Turban den Kopf«, erklärte Schneckenburger. Und kleidsam sei er zudem.

Versierte Bogenschützinnen

Von Graf Heinrich VI. alials Jürgen Clever öffentlich befragt, erklärte er gern auch, weshalb die weiblichen Mitglieder nicht etwa als Marketenderinnen verkleidet, sondern »bis an die Zähne bewaffnet« sind. Es handelt sich dabei nämlich um »Tokopolinnen«, versierte Bogenschützinnen, die »mit acht von zehn Pfeilen direkt in die Augenschlitze der Helme treffen«.
Den Beweis blieben sie allerdings schuldig, und so musste keiner um sein Augenlicht bangen, der den Ritterhelm einmal aufzog, um sich von dessen Gewicht und dem sehr eingeschränkten Gesichtsfeld zu überzeugen. Dass das Öffnen des Visiers, um das Gesicht zu zeigen, später zum Soldatengruß mit Hand an der Stirn führte, war eine von vielen kleinen »Lehreinheiten«, die auch die Erwachsenen genossen. 

Der "Gassenhauer"

Wer weiß schon, dass ein Gassenhauer nicht nur ein alter Schlager ist, sondern auch ein »Bihänder«, ein mit beiden Händen geführtes Schwert, mit dem der Kämpfer – natürlich in Kopfhöhe – eine Gasse in die Masse der Feinde schlug. Oder dass die Musketiere so hießen, weil sie ihre Herrschaft – anders als im berühmten Film – mit Musketen beschützten. 
»Wir sind schon zum zweiten Mal da und kommen im September wieder, es ist herrlich entspannend hier«, sagte eine Familie aus Haslach, deren zweijährige Tochter fasziniert der mittelalterlichen Musik der Gruppe »Minnezit« lauschte. Andere Kinder verkleideten sich als Burgfräulein, übten sich im Armbrustschießen oder lieferten sich Schaugefechte mit den »echten Rittern« aus der Truppe der Burgfestspiele.

Nächstes "Burgerleben" am 4. September

Wie immer lud Klaus Lehmann vom Historischen Verein in der Uniform der Burgwache zu einer ganz besonderen Stadtführung auf den Burgturm ein. 
Das nächste »Burgerleben« ist am Sonntag, 4. September.

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