Schiltacher Flößer beginnen die Saison mit Floßfahrt
Der Schiltacher Flößerverein eröffnete die Saison mit einer traditionellen Georgigahrt. Neu war für die Schiltacher »Ins-Land-Fahrer« die Erkundung der »Kinzig« zwischen Steinach und Gegenbach.
Die Tage, die nach Heiligen benannt sind, verschwinden zunehmend aus dem Bewusstsein der Menschen. Dabei haben sie auch mit der Flößerei zu tun: Nikolaus ist der Schutzpatron der Seefahrer und damit auch der Flößer. Die fuhren seit jeher zwischen dem Georgstag, 23. April, und Martini die »Kinzig« hinab.
So hielten es die Schiltacher Flößer auch in diesem Jahr und begannen die Saison am vergangenen Samstag. Mit einem knapp 60 Meter langen Floß fuhren zehn Flößerkameraden knapp 13 Kilometer zwischen Steinach und Gengenbach die »Kinzig« entlang.
Ihr Kinzigtäler Gestörfloß bestand aus sechs Gestören – Floßtafeln in der Länge eines Baumstamms. In den frühen Morgenstunden fügten die Kameraden das Floß unter Leitung von Flößerobmann Thomas Kipp mit dem traditionellen Bindematerial, den sogenannten Wieden, zusammen und machten es fahrbereit.
Ein Fernsehteam, das zurzeit für den Südwestrundfunk einen Film zum Märchen »Das Kalte Herz« und den »Holländermichel« von Wilhem Hauff dreht und weitere Gäste von der Gewässeerunterhaltung begleitete die Flößer. Insgesamt 16 Personen erlebten mit den Flößern eine »Fahrt ins Land«. Zunächst passierten das Floß das Rückhaltebecken bei Steinach und durchfuhr das Zollwehr in Biberach sowie den renaturierten Flussbereich bei der Erlenbacheinmündung. An der unteren Biberacher Brücke landete das Floß an und die Fahrer stärkten sich mit am Lagerfeuer zubereiteten Speckeiern.
Im zweiten Abschnitt ging es dann weiter über das alte Wiesenwässerungswehr unterhalb Biberachs, das die zweite größere Hürde auf der insgesamt Strecke war. Bei heftigem Aprilwetter aber guten Wasserverhältnissen erreichte die Floßmannschaft am frühen Nachmittag die einst Freie Reichsstadt Gengenbach,
Most zum Empfang
Früher wurde dort die Ankunft eines Floßes von einem Turmbläser angekündigt. Am diesjährigen Georgstag waren es die Schwaibacher Flößer, die die Kollegen aus Schiltach mit Most und Brezeln beim Flößermuseum empfingen. Die Flößer freuten sich besonders ihr Wissen in der Praxis erlebbar zu machen, weil die Flößerei 2014 in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen Unesco-Kommission als geschütztes Kulturgut aufgenommen wurde.
Auf einen Kranwagen verladen, brachten die Schiltacher gegen Abend ihre schweres Gefährt zurück in die Heimat, lagerten es am Floßschopf ein und saßen in ihrem Vereinshaus bei Vor Kuhbach noch gemütlich beieinander.