Schnurranten servieren Würziges aus der Gerüchteküche
Die Schnurranten servierten am Samstagabend ein achtgängiges, mit viel Spott gewürztes Schnurrmenü. Das Publikum genoss fast sieben Stunden lang die abwechslungsreiche Kost aus der Gerüchteküche.
Den Wein zum Menü aus der Gerüchteküche der Hausacher Schnurranten kredenzten im »Schwarzwälder Hof« die »Schnurrkumpane« mit sitzenden Reimen und super Akustik-Gitarren: Ein edler und sündhaft teurer Cabernet Sauvignon, den sich Frank Reiner auf einer Weinmesse geleistet hatte – und mit dem seine Frau später den Sauerbraten ansetzte. Überhaupt kein Gericht gab’s dagegen für Burgobfrau Maria Benz – die bei ihrer Geburtstagstour mit Freunden auf der Schirmaierhütte schier verhungern und verdursten musste, weil Patrik Hauer den Schlüssel zum mit allen Köstlichkeiten dort abgestellten Auto vergessen hatte.
Eie »Kaulquappen« bedienten sich ganz sicher nicht aus der Gerüchteküche – sie schnurrten mangels Stoff nämlich sich selbst beim Versuch, Altkleider bei der Problemstoffsammlung (»Alle Stoffe«) loszuwerden und beim unfreiwilligen Bad im Bodensee, originell getextet auf »Ring of fire«.
Eine internationale Note steuerten die »Vier Viertele« bei – mit Schlagzeug und E-Gitarre auch musikalisch top drauf. Die Geschichte von Peter »Rakete der Nacht« Baumann und dem Noch-EU-Bürger Mike war eher Nebensache. Zum Brüllen aber die Übersetzung ihrer Mike zuliebe in Englisch vorgetragenen Schnurre (»My Englisch is under all pigs« – »Mein Englisch ist unter aller Sau« oder »Now it goes around the sausage« – »Nun geht es um die Wurst«).
Beißende Ironie
Der mit beißender Ironie gewürzte Hauptgang hätte höchstens bei »besorgten Bürgern« zur Magenverstimmung führen können. Die »Kellerkinder« zogen den AfD-Bundestagskandidaten Thomas Seitz durch den Kakao, der den Wahlkampf mit sich allein ausfocht, weil er auf der Einladung den Ort vergessen hatte (»Ihr wollt die Welt nach rechts rum drehn und schreibt nicht mal, wohin soll’s gehn).
Und natürlich schmierten die Kellerkinder dem Planungsbüro (»voll gepennt«), den Gemeinderäten (»noch mehr gepennt«), dem Bauamt (»pennt noch immer«) und dem Zweckverband (»lebt er noch?«) die Kostenexplosion beim Kinzigtalbad aufs Brot. Als köstlichen Zuschlag gab’s die auf den Gemeinderat umgemünzte Litanei vom Fasentsverbrennen – wie einer aus der BI Dampf abließ und seine Verunglimpfungs-Mail auf die Räte versehentlich in deren Postfächern landete.
Frei nach Jürgen Drews trällerten die »Blättle« »Ein Bett beim Gass, das ist immer frei, auf der Terrass«. Dort landete nämlich die Schwarzwälder-Hof-Wirtin nach der Gass’schen Hochzeit, weil sie sich beim Müllrausbringen ausgeschlossen und sich dann doch nicht mehr getraut hatte, die Braut mit dem Zweitschlüssel aus der Hochzeitsnacht zu klingeln. Sie brachten als kleinen Appetithappen zwischendurch auch die Narrenblättle unters Volk.
Lieblicher Nachtisch
Fans der »Drei Amigos« wurden auch dieses Mal nicht enttäuscht: Sie servierten wie immer perfekt rockig aufbereiteten Klamauk etwa über den Iiseschmid: Edelfan, Sponsor und Hobbybundestrainer (»22 linke Boiner, keiner kennt sich aus wie Roiner«), der als Schlachtenbummler des SV Hausach auf dem falschen Sportplatz das falsche Spiel mitverfolgt hat.
Bei der tonnenschweren Geschichte um den Tresor im Rathaus grölten die Besucher in den durchweg voll besetzten Schnurrbeizen weniger wegen des Inhalts als über die »Freiwilligen« aus dem Publikum, die die Rathäusler im überfüllten Aufzug zu spielen hatten.
Einen lieblichen Nachtisch servierten die »Minirocker« mit Ukulelen, Miniklavier und Geige. Sie verfolgten das Ehepaar Sonntag auf dem »Heimweg to hell« und auf ihrer nächtlichen Verfolgungsjagd nach einem in der Wohnung verirrten Tier, das sich schließlich als quiekender Rauchmelder entpuppte.
Und dann blieb noch die deftige Käseplatte, mit der die »Anonymen Schwarzwälder« die Mägen nach dem opulenten Schnurrgericht schlossen. Ihre Geschichte von Leukels Sofaabholung im falschen Möbelhaus und der Absturz einiger Schnurranten nach Lattis Hochzeit in den Breitenbach trug wie alle anderen Vorträge dazu bei, dass das diesjährige Schnurrgericht niemandem schwer im Magen liegen musste.