Türkei-Tagebuch (2)

Schüler kämpfen für Europa auch gegen ihren Direktor

Veronika Müller
Lesezeit 3 Minuten
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01. Mai 2017

Mit dem Plakat nahmen die Schüler des Istanbul Lisesi bei der Abschlussfeier am Freitag Bezug auf das »Weihnachtsliederverbot« ihres Schulleiters. Die drei Affen bedeuten, dass sie nicht die Augen vor diesem Verbot verschließen, dass sie diesen »Missstand« nicht überhören und dass sie nicht darüber schweigen werden. Der Weihnachtsbaum davor war als eine Mahnung an den Direktor gemeint. ©Veronika Müller

Nachdem der Gegenbesuch der Wirtschaftsgymnasiasten der Kaufmännischen Schulen Hausach zur Partnerschule Istanbul Lisesi immer wieder verschoben wurde, sind nun am Donnerstag sieben Schüler gemeinsam mit Lehrer Hans-Michael Uhl nach Istanbul geflogen. Veronika Müller aus Mühlenbach berichtet unseren Lesern täglich von ihren Erfahrungen und Beobachtungen in der türkischen Metropole:
 

Heute fand an der Schule die Verabschiedung der Abschlussklasse statt. Man kann es nicht vergleichen mit unserer deutschen Schule. Meine Austauschpartnerin hat mir erklärt, dass die älteren Schüler wie Geschwister für die Jüngeren sind, da deren Familien oft sehr weit weg wohnen (am anderen Ende der Türkei, auf der asiatischen Seite). Die Mitschüler werden zur »Familie«, daher war die Verabschiedung auch sehr emotional. Viele Schüler haben geweint. 

Abschied ohne Direktor

Wie das Offenburger Tageblatt schon im  Dezember berichtet hat, hatte der sehr konservative Schulleiter den Schülern in unserer Partnerschule verboten, Weihnachtslieder zu singen. Auch hierzu haben die Abschlussschüler Stellung genommen und ihren Unmut durch Plakate offenbart (siehe Bild oben). Der Schulleiter ließ sich während der gesamten Veranstaltung (die den ganzen Tag ging) nicht blicken. In Reden haben ältere und jüngeren Schüler auf die Missstände aufmerksam gemacht und den Direktor angeprangert. 

Auch die »Europafreundlichkeit« wurde mit einem Plakat »Wie sind ein Team« demonstriert. Austauschschüler Emre erklärte mir: »Ich sehe mich als ein richtiges Mitglied der EU an.« Viele – eigentlich fast alle – auf dieser Schule können sich mit der EU und dem Konzept eines vereinten Europas identifizieren. Später habe ich auch erfahren, dass niemand sich wirklich mit Erdogan und seiner Politik zufrieden stellen kann und will. Auch sie beziehungsweise ihre Eltern haben gegen das Referendum gestimmt und konnten es nicht verstehen, wieso in Deutschland über 60 Prozent der wahlberechtigten Türken mit Ja stimmen konnten. 

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»Wie kann man in einer Demokratie leben und in einem anderen Land die ›versteckte‹ Diktatur wählen?«

Wir hörten etwa die selben Argumente wie bei uns: »Wie kann man in einer Demokratie leben und in einem anderen Land die ›versteckte‹ Diktatur wählen?« Auf meine Frage, warum dann in der Türkei eine knappe Mehrheit für das Referendum gestimmt hat, kam die Antwort, dass vor allem die Menschen im Osten des Landes und in eher ländlichen Regionen Erdogans Politik unterstützen. Sie brachten es vor allem mit dem Bildungsstand dort in Verbindung.

Schüler für Europa

Es ist sehr interessant zu sehen, wie sehr sich auch die jungen Menschen in diesem Land für die Politik einsetzen und für Europa und ein Weiterbestehen der europäischen Werte in der Türkei kämpfen. Dieses moderne Istanbul, das ich in meiner ersten E-Mail beschrieben habe, kann ich jetzt nur nochmals bestätigen. Das Vorurteil der veralteten Türkei (das lieber in einer »Diktatur« lebt), sieht man in dieser Schule auf keinen Fall bestätigt. 
 

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