»Spättlebock« ist erstmals eine Frau
Erstmals in der Geschichte der Hausacher Spättle ist der »Spättlebock« eine Frau. Tanja Mantel wurde in der Spättleversammlung am Freitag in geheimer Wahl (die sie selbst beantragt hatte) mit einer großen Mehrheit von 90 Ja-, zwölf Neinstimmen und einer Enthaltung gewählt. Sie ist Nachfolgerin von Eugenio F. A. Oliver, der die Spättle sechs Jahre lang geleitet hat. Ihr erstes Exklusiv-Interview gab sie dem Offenburger Tageblatt.
Frau Mantel, Sie stehen jetzt der mit etwa 680 registrierten Masken größten Hästrägergruppe Hausachs vor. Dies war bisher eine reine Männerdomäne. Wie kam’s?
Tanja Mantel: Da schon lang klar war, dass Eugenio aufhört, haben wir im Gremium überlegt, wer diese Aufgabe übernehmen könnte. Irgendwann nach einer Sitzung kamen Meinrad Hiller und Eugenio auf mich zu und haben mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Obfrau zu werden. Ich konnte mich zuerst gar nicht mit dem Gedanken anfreunden. Darf ich das überhaupt? Als Frau »Spättlebock«? Was sagen die „Blauen“ (Narrenräte) dazu? Doch die zwei ließen nicht locker, und nachdem mich die anderen Gremiumsmitglieder bestärkten, wurde der Gedanke konkreter und die Aufgabe reizte mich.
Was sagt ihre Familie dazu?
Mantel: Das war ja der erste Schritt. Würden sie mich überhaupt unterstützen? Aber mein Mann ist nicht besonders närrisch und hat mich gleich bestärkt und zugesichert, mir den Rücken frei zu halten. Und meine beiden Jungs (13 und 9 Jahre) finden es einfach nur Klasse. Der Rest von der Familie weiß es außer meiner Mutter nicht und wird es erst durch die Zeitung erfahren.
Wie lange tragen Sie an Fastnacht schon ein Spättle?
Mantel: Ich komme aus einer alten Husacher Spättlefamilie – mir wurde das Spättle praktisch in die Wiege gelegt. Mein Großvater Hermann Schmider war der erste »Bock«. Seit ich laufen kann trage ich dieses Häs. Ich bin im Februar geboren, diese Fastnacht habe ich noch nicht mitgemacht. Aber mit einem Jahr wurde ich schon mitgenommen. Und natürlich im Spättle! Besonders schön war in meiner Kindheit, dass ich immer im »Bachhiesle« mitfahren durfte. Meine beiden Jungs tragen auch schon immer ein Spättle, denn in unserer Verwandtschaft gibt’s ja für alle Größen eine Ausführung.
Ihr Großvater war der Inbegriff des »Bocks« und hat die Spättle geprägt. Was möchten Sie besonders als Obfrau angehen?
Mantel: Mir ist besonders das Miteinander – alt und jung, Hansele und Spättle – wichtig, denn alle Gruppen sollen gemeinsam Fasnacht machen. Ich freue mich auch besonders auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Hanseleobmann Heiko Badke. Auch sollte die Kleiderordnung immer eingehalten werden. Weiter ist mir wichtig, dass die Spättle sich an früheren Zeiten orientieren und wieder ein wenig wilder und lebendiger auftreten. Besonders stolz macht mich, dass mein Großvater mir seine Maske mit der Nummer 1 noch vor seinem Tod übergeben hat. Mit dieser neuen Aufgabe werde ich sie noch bewusster tragen.
Den Hanseleobmann erkennt man am roten »Federewisch«. Gibt’s bei den Spättle auch ein Erkennungsmerkmal?
Mantel: Ja natürlich. Der Spättlebock trägt als einziger weiße Handschuhe. Die will Eugenio mir am Elften Elften übergeben.
Beim Narrentreffen in Waldkirch sollen bereits am Samstagabend die Hästräger »schnurren«, also die Maske tragen und Schabernack mit den Besuchern treiben. Wird man sie am Samstagabend dort sehen?
Mantel: Ja, ich werde auf jeden Fall mit einer Gruppe Spättle unterwegs sein und möchte so viele Hästräger wie möglich bitten, sich uns anzuschließen.
Und wie sollen die Narren Sie jetzt nennen? Spättlebock oder Geiß? Obfrau oder Obmännin?
Mantel: (lacht), da hab ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Wobei ich denke, der »Bock« ist die Rolle und nicht an mein Geschlecht gebunden.