Stammzellenspende: »Leben retten ist so einfach«
Drei Abiturientinnen des Robert-Gerwig-Gymnasiums organisieren für den 10. Mai eine Veranstaltung der Deutschen Knochenspenderdatei. Ingo Franz aus Hausach hat so eine Spende bereits mitgemacht und berichtet, wie einfach und risikolos das Lebenretten sein kann.
»Das will ich unbedingt unterstützen«, dachte sich Ingo Franz, als er im Offenburger Tageblatt von der Aktion der drei Hausacher Abiturientinnen gelesen hatte. Mit dem Slogan »Wir besiegen Blutkrebs« organisieren Emilie Adams, Vanessa Kornek und Mailin Schuler für Mittwoch, 10. Mai, eine Informations- und Registrationsveranstaltung der Deutschen Knochenspender-Datei (wir berichteten am 1. April).
Ingo Franz hat selbst bereits Stammzellen gespendet – und es liegt ihm fern, sich deshalb in den Vordergrund zu drängen. Aber es gibt drei Dinge, die ihm sehr wichtig sind: Er will deutlich machen, dass eine »Knochenmarkspende« ähnlich einer Blutspende völlig einfach und ungefährlich ist und nichts, aber auch gar nichts mit der weit verbreiteten Meinung zu tun hat, es ginge da ums Rückenmark. Deshalb findet er auch den Namen »Knochenspenderdatei« nicht sehr glücklich gewählt.
Ingo Franz wünscht sich eine öffentliche Veranstaltung
Zweitens ist jede Registrierung mit Kosten verbunden. Die Schüler haben in einem Brief Firmen um Unterstützung gebeten, da sie diese selbst nicht übernehmen können (siehe »Stichwort«). Die Deutsche Knochenmark-Spenderdatei hat zwar schon zugesagt, dass sich alle Schüler unabhängig von der Spende registrieren lassen können, Ingo Franz will aber gern seinen Teil dazu beitragen, dass die Kosten durch Spenden hereinkommen.
Und nicht zuletzt ist die Veranstaltung schulintern – dem 53-Jährigen liegt diese lebensrettende Sache aber so sehr am Herzen, dass er sich auch eine öffentliche Veranstaltung in Hausach wünscht. Die DKMS wäre auch bereit dazu – aber nur in Kooperation mit einem Verein, einer lokalen Einrichtung oder Firma.
Bei Ingo Franz war es übrigens auch die Firma, die ihn zur Registrierung veranlasste. Bei Hansgrohe in Schiltach ist das Blutspenden während der Arbeitszeit schon lange Usus. Als ein Mitarbeiter selbst auf Stammzellen angewiesen war, hat die Firma auch die Registrierung organisiert und bezahlt.
Patientin aus England
Nun war er in der Datei – und Jahre später kam der Anruf aus Mannheim: »Wir haben einen Patienten, der zu ihrem Blut passen könnte.« Sie sandten ihm ein Bluttest-Set zu, mit dem er beim Hausarzt eine neuerliche Blutprobe abnehmen ließ. »Bei der Typisierung werden nur einige Merkmale getestet – erst, wenn das passt, wird das Blut noch einmal genau geprüft«, so Franz.
Und tatsächlich: Der Hausacher wurde zu einer Voruntersuchung nach Mannheim gebeten. Dort erfuhr er, dass er mit seiner Stammzellenspende einer Frau aus England das Leben retten könnte. Es wurde gleich ein Termin ausgemacht, und er fuhr mit einem Spritzenset wieder heim. Ähnlich wie Thrombosespritzen wird vorher ein Wachstumsmittel in den Bauch gespritzt, damit die Stammzellen im Blut angereichert werden.
Vergleichbar mit einer Blutspende
»Nichts Dramatisches«, findet Ingo Franz – und er fuhr zum vereinbarten Termin erneut nach Mannheim. Die »Stammzellenspende« sei vergleichbar mit einer Blutspende. Das Blut wird abgenommen, durch eine Zentrifuge geleitet, wo sich die Stammzellen in einer Schicht absetzen und entnommen werden, und fließt an einer anderen Stelle wieder in den Körper zurück.
»Man hat keinerlei Schmerzen, kann während der drei- bis fünfstündigen Prozedur Musik hören oder Filme anschauen« – und die Kosten für Fahrt, Übernachtung und Verdienstausfall werden komplett übernommen.«
Bei jedem Kontakt sei er noch einmal gefragt worden, ob er immer noch bereit sei zur Spende. »Beim letzten Mal hat mich das doch sehr gewundert – denn wenn ich dann noch einen Rückzieher gemacht hätte, hätte das für die Patientin tödliche Folgen gehabt«, erzählt Franz. Denn diese unterzog sich vor dem Termin einer knallharten Chemo, bei der das eigene Immunsystem komplett heruntergefahren wird: »Die standen mit dem Wägele schon vor der Tür, meine Stammzellen gingen sofort zum Flughafen und nach England.«
Brief nach zwei Jahren: Mutter von drei Kinder ist geheilt
Nach zwei Jahren darf ein Spender über die Organsation Kontakt knüpfen zum Spendenempfänger. Er bekam einen handschriftlichen Brief zurück: Die Frau, etwas jünger als er und Mutter von drei Kindern, war wieder gesund. »Da war ich dann schon etwas stolz«, bekennt er. Und deshalb ist es ihm wichtig, zu verbreiten: »Es gibt nichts Einfacheres, als ein Menschenleben zu retten.«
Dazu kann jeder mit einer Spende für die Typisierungsaktion der Hausacher Schüler beitragen – oder mit der eigenen Registration, wenn sich in Hausach ein Verein findet, der bereit ist, das mit Ingo Franz zusammen zu organisieren.
Bitte um Spenden
Die Aufnahme jedes potenziellen Spenders kostet die DKMS 40 Euro. Die DKMS arbeitet gemeinnützig und ist allein auf Spendengelder angewiesen. Die Schüler des Robert-Gerwig-Gymnasiums hoffen nun, dass ihre Registration mit Spenden unterstützt wird:
DKMS-Spendenkonto, IBAN DE54 6415 0020 0001 6893 96, Verwendungszweck BIZ 668 – dieser bezieht sich auf die Aktion in Hausach. Die Schüler erfahren dann den Spendenbeitrag. Wer nach dem Verwendungszweck seine Adresse angibt, erhält eine Spendenbescheinigung.