Start Hausacher Leselenz
Hausach. Jan Hensen hat sich so sehr ein iPad gewünscht. Und bekommen hat er – ein leeres Notizbuch. Doof. Aus lauter Verzweiflung schreibt er dort alles hinein, was er in seinem Urlaub in Italien erlebt. Italien ist saudoof! – sagt Jan Hensen. Und seine Schwester Hannah auch. Und Hendrik Lehmann erst recht – ein Typ wie aus den Textaufgaben der Mathebücher, der dem Jan ausgerechnet im Urlaub den Weg kreuzen muss.
Einen witzigeren, originelleren Einstieg in die Kinder- und Jugendliteraturwoche »kinderleicht & lesejung« wie das Reisetagebuch von Jan Hensen alias Autor und Grafikdesigner Hans-Jürgen Feldhaus hätte man sich gar nicht vorstellen können.
Der Autor liest, bezieht seine faszinierten jungen Zuhörer mit ein, zeichnet, beamt die Illustration seines Jugendromans an die weiße Rathauswand und hinterlässt bei den über 100 Sechst- und Siebtklässlern den Eindruck, dass Lesen vielleicht doch nicht so doof ist. Zumindest nicht solche Bücher, deren Autoren sich ganz offensichtlich mit Zwölfjährigen und ihrer Sprache auskennen. Auch wenn man, wie Jan Hensen, in der Schule keine Granate ist. Die Situation, dass man im Leben wie in den Computerspielen einen Neustart-Knopf brauchte, einen »Drück-mich-und-alles-ist-wieder-gut-Button«, die kennen schließlich alle.
Auch die Erwachsenen, die immer wieder ebenso laut lachen wie die Kinder. So viel wird selten gelacht im Hausacher Rathaussaal. Dorthin musste die erste Lesung von »kinderleicht & lesejung« umziehen, weil die vielen angemeldeten Zuhörer gar nicht in den Historischen Keller des Herrenhauses gepasst hätten.
Weit über 1000 Kinder
»Toll, dass so viele gekommen sind und dass ihr hier so viele Autoren live erleben könnt«, freute sich Bürgermeister Manfred Wöhrle, der seinen Ratssaal dafür natürlich gern zur Verfügung stellte – weil »die Verbindung Literatur – Schule – Sprache eine ganz wichtige ist«.
Auch Alexandra Herrmann von der Bildungsregion Ortenau, die den organisatorischen Teil der Anmeldungen übernommen hatte, war »völlig platt, dass sich insgesamt für die 17 Lesungen weit über 1000 Kinder angemeldet haben«.
»Wir brauchen die Worte und die Worte brauchen uns, um atmen zu können«, erklärte Ulrike Wörner den Kindern in einem Satz den Sinn dieser Woche. Die Geschäftsführerin des Friedrich-Bödecker-Kreises hat die Woche mitkonzipiert. Mit dem Atmen wurde es mit fortschreitender Lesung allerdings schwierig bei der Hitze und der Überfüllung des Ratssaals. Die Kinder stürmten dennoch nicht gleich nach der Lesung ins Freie: Sie löcherten den Autor mit Fragen und umringten ihn am Autogrammtisch.
»Macht Lust zu lesen«
»Witzig geschrieben, auch die Zeichnungen, wir haben wirklich Lust bekommen, das Buch zu lesen«, sagten Adrian und Johannes aus Steinach, und Philipp aus Oberwolfach fand »einfach alles gut!«
José Oliver strahlte bei der Begrüßung ob der riesigen Resonanz der Jugend. »Toll, dass eure Lehrerinnen das organisiert haben«, zollte er auch den Schulen ein Lob. Schließlich gebe es »so eine Woche nur einmal in Deutschland«.