Straßen sollen Priorität haben
Die lange Liste wartender Aufgaben und der drückende Schuldenberg bestimmten den kommunalpolitischen Abend des CDU-Stadtverbands am Donnerstag im »Kreuz«. Die Bilanz: Der Bahnhof soll hintanstehen.
Wolfach. Die Finanzen der Stadt und die Marschrichtung der nächsten Jahre bestimmten den kommunalpolitischen Abend, zu dem der CDU-Stadtverband am Donnerstag ins »Kreuz« eingeladen hatte. Das Hauptaugenmerk legten die 17 Teilnehmer – elf Gäste und die sechsköpfige Gemeinderatsfraktion – dabei auf die Sanierung des Bahnhofs und deren finanzielle Auswirkungen.
»Wir haben eine ganz lange Liste gemacht von Sachen, die anstehen in Wolfach«, sagte Fraktionssprecherin Kordula Kovac. Die Beteiligung am Kinzigtalbad, diverse Gebäude, die saniert werden müssen, Straßenunterhaltung, Tagespflege, Sanierung von Bahnhof und Schlosshalle, die weitere energetische Sanierung der
Herlinsbachschule und die Umgestaltung des »Bergstübles« – alles summiere sich. Hinzu komme die Sanierung des Kindergartens Straßburgerhof. 200 000 bis 300 000 Euro würden dafür nicht reichen, sagte Kovac: »Da kann man locker eine Million dazurechnen.«
Franz Bruder ging weiter ins Detail: »Die finanzielle Situation der Stadt sehe ich schon negativ.« Und die Liste der seit Jahren geschobenen Projekte messe mehrere Seiten: »Zum Vorlesen ist sie zu lang.« Allein schon an den 58 Kilometer Gemeindestraßen, die die Stadt zu unterhalten habe, sei kaum etwas geschehen in den vergangenen Jahren. Mit Blick auf die Haushaltsberatung kommende Woche gehe es darum auch um die Frage, »ob wir uns den Bahnhof leisten wollen – denn leisten können tun wir ihn uns nicht«. Die Schulden drückten die Stadt. Fließe alles in die Sanierung des Bahnhofs, »bleibt für andere Maßnahmen und die Schuldentilgung nichts übrig«, mahnte Bruder. »Man müsste deutlich unter eine Million Euro Schulden kommen, damit wir wieder Luft haben.«
Der Tenor der Zuhörer war schnell deutlich: Investitionen in Straßen und den Kindergarten gaben sie den Vorzug vor der möglichen Sanierung des Bahnhofs. Daran änderte auch die von Kovac aufgezeigte Perspektive nichts, dass die Stadt dann 148 000 Euro an Fördermitteln, die sie für den Kauf des Gebäudes erhalten hatte, zurückzahlen müsste. Der von den Zuhörern angeregte Verkauf einiger kommunaler Gebäude gestalte sich schwierig, sagte Bruder. »Das ist sicherlich ein erstrebenswertes Ziel – wenn man es sich leisten kann«, sagte Peter Ludwig zur Sanierung des Bahnhofs. Doch wie Bruder betonte auch er: »Wir können keine wesentlichen Schulden dazu machen.«
Die Sanierung der Schlosshalle wollten Räte wie Zuhörer dennoch im Auge behalten: Die Stadtkapelle soll darin mehr Platz haben, sich aber im Gegenzug zur Fasnet mit der Narrenzunft arrangieren. Überdies müsse die Halle dann übers Jahr auch für einige wenige Veranstaltungen wie Konzerte zur Verfügung stehen. »Das wäre ein Kompromiss, den man eingehen könnte«, argumentierte Kovac, die wie mehrere Zuhörer ebenfalls betonte: »Wir sind deshalb alle nicht gegen die Stadtkapelle und nicht gegen die Narren.«
Perspektiven für den Bahnhof
Was soll mit dem Bahnhof passieren, wenn er nicht saniert wird? Auch dazu machten sich Zuhörer und Gemeinderäte am Donnerstag Gedanken. Den markantesten formulierte Peter Ludwig: »Den Bahnhof reißen wir dann irgendwann ab. Es ist ein stadtnahes Grundstück, und das wäre sicher für jemanden interessant.« Ein Verkauf des Grundstücks oder ein Neubau – sei es für eine kulturelle Nutzung oder etwa für ein Ärztehaus – kursierten als Ideen in der Runde.
Der Gemeinderat Wolfach tagt am Mittwoch, 18. Dezember, ab 18 Uhr im Rathaus. Wichtigstes Thema ist die Beratung über den Entwurf des Haushaltplans für 2014.