Taktik bei der Bürgermeister-Bewerbung
Wolfach wartet auf den ersten Bewerber für die Bürgermeisterwahl am 12. Oktober. Kein Grund zur Beunruhigung, ist sich Paul Witt, Rektor der Hochschule Kehl, sicher: Hinter einer späten Bewerbung sieht er taktische Überlegungen.
Wolfach. Dreieinhalb Wochen läuft die Bewerbungsfrist für die Bürgermeisterwahl in Wolfach bereits – und noch immer gibt es keinen Kandidaten. Kein Grund zur Beunruhigung, versichert Paul Witt, Rektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl und Experte rund ums Bürgermeisteramt, auf Nachfrage im Gespräch mit dem Offenburger Tageblatt: »Nervosität ist deshalb keine angesagt.«
»Man könnte daraus schließen, dass es niemanden gibt, der sich langfristig auf eine Bewerbung in Wolfach vorbereitet hat«, sagt Witt. »Das kann man aber immer nur mutmaßen.« Die Erfahrung zeige: Kandidaten, die sich schon länger ganz gezielt eine Kommune als »Wunschkommune« ausgepickt haben, geben ihre Bewerbung oftmals früh ab – einerseits, um auf dem Wahlzettel ganz oben zu stehen, andererseits, um andere mögliche Kandidaten abzuschrecken.
Dass nach dreieinhalb Wochen noch kein Kandidat seinen Hut in den Ring geworfen hat, heiße im Umkehrschluss aber nicht, dass noch keiner ein Auge auf den Chefsessel im Wolfacher Rathaus geworfen habe: »Ich bin mir ziemlich sicher, dass noch Bewerber kommen werden.« Jeder Kandidat müsse sich selbst fragen: »Wie lange halte ich den Wahlkampf spannend?« Auch eine Bürgermeisterkandidatur habe eine Spannungskurve, erklärt der Hochschul-Experte. Die sollte ihren Höhepunkt im Idealfall am Wahltag erreichen und nicht schon vorher abfallen. Ein Grund also, sich nicht »zu früh« zu bewerben – für die potenziellen Wähler aber kein Anlass, nervös zu werden. Schließlich ende die Bewerbungsfrist erst am 15. September – Zeit genug also, seine Unterlagen einzureichen.
»Ich hatte auch schon Anrufe aus Wolfach«, sagt Witt. Dabei sei er angefragt worden, ob es eine Möglichkeit gebe, Kontakt zu potenziellen Kandidaten herzustellen. Diese Anfrage, die es auch schon bei Wahlen in anderen Kommunen gegeben habe, habe er abgewiesen, erklärt Witt: Die Teilnehmer der Seminare für Bürgermeisterkandidaten, die die Hochschule Kehl anbietet, legten Wert auf Verschwiegenheit. Ohnedies brauche es auch keine Aufforderung, ist Witt überzeugt: Wer Bürgermeister werden wolle, der lese den Staatsanzeiger und wisse um ausgeschriebene Stellen.
Stadt finanziell gut aufgestellt
Im sozialen Netzwerk Facebook führt die Tatsache, dass es bislang keinen Bewerber für die Bürgermeisterwahl gibt, zu abenteuerlichen Behauptungen: Die Kommune habe kein Geld und sei unattraktiv.
Dem widerspricht Kämmerer Peter Göpferich auf Nachfrage entschieden: »Wolfach geht’s zurzeit nicht schlecht.« Die Einnahmen liegen über der Planung. Ende Juni habe man darum wie vom Gemeinderat beschlossen eine Sondertilgung über 150 000 Euro getätigt, im Spätjahr könne bei entsprechender Haushaltsentwicklung eine weitere Sondertilgung folgen. tol