Hausach

Zeitreise in die Keller des »Mostmaier«

Claudia Ramsteiner
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21. Februar 2017
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Blick vom Dachboden in den Hof, wo Erich Armbruster aus einem Stück Schrott einen originellen Grillofen gebastelt und aufgestellt hat – perfekt passend zum Charme dieses historischen Kellereihofs. ©Claudia Ramsteiner

Eine sehr große Resonanz hatten die »Leute vom Mostmaierhof« am Samstag bei ihrem »Tag der offenen Tür«. Was es hier alles zu sehen gab, löste vielfaches Staunen aus.

27 000 Liter zeigt das Schild auf dem monumentalen Stahlfass an – und viele solcher Kaventsmänner lagern hier im riesigen Keller des Mostmaierhofs Seit’ an Seit’. Man glaubt tatsächlich, noch einen Hauch von Apfelsaftduft zu riechen. Die Hausacher nutzten am Samstagnachmittag sehr rege die Gelegenheit, bei der ehemaligen Kellerei mal »in die Tiefe zu tauchen«. War die Zeitreise allein schon spannend, so gewann sie noch an Faszination, wenn sie einer der »Mostmaier-Leute« begleitete. 

»Das ist das letzte Exemplar aus der Siebegoldige Pfiffegass«, deutet Werner Hafner auf ein Stück alte glasierte Tonröhre, deren Spiegelung in der Sonne an den Aborten jener Altstadtgasse ihren heimischen Namen gaben. Man erfährt, dass die Rolltore noch von der »Mannesmann« gefertigt seien, dass man vom Dachboden drei Kubikmeter alte Korken aufgesammelt und in der Zimmerei Armbruster in Haslach gelagert habe und dass der Mostmeier den ersten Lkw Hausachs besaß. 

Nachbarn stehen dahinter

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Schon am vergangenen Samstag hatten die »Leute vom Mostmaierhof« – das sind Antonia Kienzler, Andreas Braun und Erich Armbruster von der GbR Mostmaier Verpachtung sowie die potenziellen Vereinsmitglieder um Werner Hafner (siehe »Stichwort« rechts) – die Nachbarn zu einer Besichtigung eingeladen. »Mit dem Ergebnis, dass diese uns den Rücken stärken«, freut sich Andreas Braun. 

Viele seien auch nicht nur aus Wunderfitz gekommen, sondern mit ganz konkreten Ideen. »Vor allem Künstler und Kunsthandwerker sind es, die sich hier ein Atelier oder eine Werkstatt vorstellen können«, so Antonia Kienzler. Man fange nun erst einmal klein an – die Pächter bekommen eine Grundversorgung mit Wasser und Strom und bauen sich ihren Raum selbst aus. Dafür fällt auch nur eine geringe Pacht an. 
Kaum einer konnte sich dem Charme dieser 130 Jahre alten Kellerei-Brache entziehen, und die »Leute vom Mostmaierhof« ernteten an diesem Nachmittag jede Menge Lob und Bewunderung, dass es ihnen gelungen ist, den Abriss der Gebäude zu verhindern. 

3000 Quadratmeter Nutzfläche

Die Folgen einer »Sünde« wurden bereits entschärft: Da die Gebäude eh abgerissen werden sollten, wurden sie zu einer Feuerwehrprobe genutzt. »Dabei wurden Dachziegel zerstört und eindringendes Wasser hat die Holzbalken anfaulen lassen«, berichtet Hafner. Inzwischen seien die Balken ausgetauscht, seien alle Räume gesichert. Immerhin 3000 Quadratmeter Nutzfläche stehen im Mostmaierhof zur Verfügung. Man darf gespannt sein, was daraus werden wird. 

Stichwort

»Moschmaier«

Im Volksmund heißt die ehemalige Kellerei B. Maier in der Hausacher Eisenbahnstraße heute noch »De Moschmaier«. Gegründet von Benjamin Maier im Jahr 1887, übernahm nach dessen Tod 1945 Sohn Benjamin die Kellerei. Und als dieser 1966 starb, trat dessen Sohn Gerhard Maier im Alter von erst 23 Jahren in die Fußstapfen des Vaters und Großvaters.  
»Wenn der Tankraum voll war, lagerten 820 000 Liter Apfelsaft im Keller«, erzählt Gerhard Maier, inklusive dem Johannisbeer-, Trauben- und Orangensaft (Letzterer aus Konzentrat) wurden in Blütezeiten jährlich rund 1,4 Millionen Liter Saft im Jahr produziert. 
Aus den sechs Mitarbeitern wurden im Herbst zu Mostzeiten schon mal 20, die im Schichtdienst arbeiteten – ein willkommenes Zubrot für die »Bahnhöfler«. Einzugsgebiet war zunächst im Kinzigtal, als die Zahl der Streuobstwiesen abnahm, weitete sich das bis nach Böblingen und Herrenberg aus. In mageren Obstjahren wurden die Äpfel auch in Eisenbahnwaggons aus der Normandie nach Hausach gekarrt. 
1997 wurde der Betrieb bei Mostmeier eingestellt, seit 20 Jahren steht die Kellerei-Brache leer. Der Gemeinderat hat bereits den Abriss beschlossen, eine Bürgerinitiative hat dies verhindert.
 

Stichwort

Vereinsgründung

Wer dazu beitragen will, den Mostmaierhof und damit die Idee eines Kunst-, Kultur- und Begegnungszentrums ideell und/oder finanziell zu unterstützen, der ist morgen, Mittwoch, zur Gründung eines gemeinnützigen Vereins eingeladen. Beginn ist um 19 Uhr im Mostmeierhof. 

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