Gefälschter Brief: Wohnraum für Flüchtlinge gefordert
Helle Aufregung beim »Netzwerk Integration« in Meißenheim: Wegen eines gefälschten Briefs, den eine ältere Frau aus Meißenheim erhalten hat und der mit ihren »Insignien« versehen war, hat die Flüchtlingshilfs-Initiative nun die Polizei eingeschaltet.
»Ich war fassungslos.« So beschreibt Anne Müller vom »Netzwerk Integration« aus Meißenheim den Brief, den eine ältere Bürgerin aus Meißenheim jüngst in ihrer Post fand. In dem Brief war die Frau – angeblich im Namen der Flüchtlingshilfs-Initiative – aufgefordert worden, ein ihr gehörendes, derzeit leer stehendes Haus als Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Zudem enthielt der Brief Formulierungen, die sie als persönlichen Angriff gegen sich verstehen musste. Der Brief war ohne Absender, war jedoch mit der E-Mail-Adresse des Netzwerks und der Handy-Nummer von Stefanie Kopf vom Netzwerk versehen und mit »Das Netzwerk-Team« unterzeichnet.
»Niemals verschickt das ›Netzwerk Integration‹ solche Post«, heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative. Vermutlich habe der Absender die E-Mail-Adresse dem Amtsblatt entnommen, glaubt Stefanie Kopf; sie ist, ebenso wie Stefanie Kopfs Handy-Nummer, beim Bürgerbüro der Gemeinde Meißenheim hinterlegt. »Es war definitiv keiner von uns«, bekräftigt Kopf.
Anzeige erstattet
Wer könnte dahinter stecken? Weder Stefanie Kopf noch Anne Müller haben dafür irgendwelche Anhaltspunkte. Dass es auch kritische Stimmen gibt, was die Flüchtlingsunterbringung in Meißenheim, speziell im ehemaligen Landgasthof »Riedhof« angeht, verhehlen beide nicht. »Aber das ist auch OK so«, sagt Anne Müller. »Aber dass man jetzt zu solchen Mitteln greift – das geht gar nicht«, schüttelt sie den Kopf. »Dadurch wird unsere Arbeit in den Dreck gezogen.« Das sei geschmacklos und verleumdend, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Inzwischen hat das Netzwerk bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt wegen Urkundenfälschung erstattet.
Abgeschickt worden war der Brief vor zehn Tagen – zu diesem Zeitpunkt waren noch gar keine Flüchtlinge im »Riedhof« eingezogen. Bekanntlich hat ihn das Landratsamt angemietet, um ihn zur Flüchtlingsunterkunft umzubauen. Seit Freitag vergangener Woche leben dort 75 Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern – die meisten von ihnen Familien oder Teilfamilien. »Denen wollen wir eigentlich nur helfen und in Ruhe unsere Arbeit machen«, sagt Anne Müller.
Und da laufe es richtig gut, freut sich Stefanie Kopf. »Es sind wirklich nette Menschen dort.« Betreut werden sie vom Landratsamt – und auch da laufe die Zusammenarbeit prima. Zusätzlich engagieren sich etwa 25 Menschen ehrenamtlich für die Flüchtlinge – etwa indem sie Sprachförderung oder Kinderbetreuung anbieten, den Flüchtlingen bei Behördengängen helfen, Fahrdienste organisieren, Kleider spenden oder einfach nur als Ansprechpartner da sind. Die überwiegende Mehrheit der Meißenheimer und Kürzeller stehe der Arbeit der Initiative positiv gegenüber und unterstütze sie, so Kopf.