Betreuungsgruppe für Demenzkranke in Lahr wird 10 Jahre alt
Seit zehn Jahren gibt es in Lahr die Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz. Gefeiert wird der runde Geburtstag am Freitag, 21. Oktober.
Karin Ganter kann sich noch sehr gut an die Anfänge der Betreuungsgruppe für Demenzkranke erinnern. »Wir hatten keinerlei Erfahrungen«, sagt die studierte Sozialarbeiterin und Leiterin der Gruppe. »Das, was wir da machen, haben wir uns alles selbst ›zusammengebastelt‹.«
Entlastung für Angehörige
Nach zehn Jahren ist daraus ein umfangreiches Netzwerk entstanden. Ziel aller Beteiligten: die Angehörigen von Demenzkranken wenigstens mal für ein paar Stunden entlasten und mit den Patienten Aktivitäten zu starten, deren noch vorhandene Ressourcen mobilisieren. Nicht auf die Schwächen hinweisen, sondern Stärken aktivieren lautet die Devise – etwa durch kreative Bastelaktionen, Singen und Musizieren, Spiele oder Spaziergänge.
Qualifizierte Hilfe
Es gibt zwei Betreuungsgruppen – eine in Lahr und eine in Kappel-Grafenhausen. Hinzu kommen verschiedene Besuchsdienst-Angebote in Lahr und dem Umland, die vor allem von den verschiedenen Nachbarschaftshilfe-Vereinen, der Diakoniestation und der Arbeiterwohlfahrt (Awo) getragen werden. Deren Helfer kommen zu den Angehörigen der Demenzkranken nach Hause und betreuen die Patienten dort – alles ehrenamtlich übrigens. Derzeit sind es etwa 60, die rund 120 Demenzkranke betreuen – alles qualifizierte Kräfte, die von Referenten der Altenpflegeschule Nonnenweier geschult werden.
»Demenz ist nicht gleich Demenz«
Das ist auch dringend notwendig. Denn »Demenz ist nicht gleich Demenz«, so Heike Dorow, Leiterin der Außenstelle Lahr des Pflegestützpunkts Ortenaukreis. Die Krankheit verändert sich und durchläuft verschiedene Stadien. Da heißt es genau hinschauen – auch im Vorfeld im Gespräch mit den Angehörigen. Und die Helfer müssen individuell auf die Befindlichkeiten des Patienten eingehen und feinfühlig reagieren können. Den Helfern wird viel abverlangt – doch »sie nehmen auch viel für sich selber mit«, so Heike Dorow.
Demenz oft ein Tabu
Das Projekt wird vom Land und von der Stadt bezuschusst, und die Angehörigen können sich die Kosten für die Inanspruchnahme der Angebote von der Pflegekasse erstatten lassen. Dennoch sei gerade in ländlichen Gegenden Demenz oft noch ein Tabu, erzählt Heike Dorow. »Viele schämen sich, dass sie demenzkranke Angehörige haben – und es dauert oft lange, bis sie sich Hilfe suchen.
Treffen jeden Dienstag
Die Lahrer Betreuungsgruppe trifft sich immer dienstags im Café des Ludwig-Frank-Hauses; die vom Förderverein St. Jakobus getragene Betreuungsgruppe Kappel-Grafenhausen/Rust, die sich vor etwa fünf Jahren dem Netzwerk angeschlossen hat, immer montags in der Kirchstraße 70 F in Kappel-Grafenhausen. Ein enorm wichtiges Angebot, so Karin Kastner vom Förderverein: »Die Patienten können hier mal so sein, wie sie sein wollen«, erzählt sie. »Viele freuen sich schon die ganze Woche auf das Gruppentreffen. Das ist wie eine Wohlfühl-Oase.«
Feier im »Schlachthof«
Gefeiert wird das zehnjährige Bestehen der Betreuungsgruppe für Demenzkranke in Lahr am Freitag, 21. Oktober, im Kulturzentrum »Schlachthof«. Los geht’s um 18 Uhr. Nach einem Sektempfang steht die Aufführung des Theaterstücks »Du bist meine Mutter« von Joop Admiraal unter der Regie von Bernd Riester im Mittelpunkt (Szenenfoto). Darstellerin Gisela Nohl vom DaS-Theater Köln spielt in dem Solo-Stück eine Tochter, die ihre demenzkranke Mutter im Pflegeheim besucht – dabei stellt sie beide Figuren dar und wechselt ständig hin und her.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist übrigens frei.