Blutbuchen für Verliebte auf dem Friedhof Ottenheim
131 Jahre sind die beiden Blutbuchen auf dem Ottenheimer Friedhof. Einst trafen sich verliebte Paare unter ihnen.
Nicht nur im Rheinwald, sondern auch innerorts gibt es mit Blick auf ihre Größe imposante Bäume. Einige von haben auch eine interessante Geschichte wie die beiden Blutbuchen am Ottenheimer Friedhof.
1885 wurde der Friedhof auf der kleinen Erhebung am nordöstlichen Ortsrand eingeweiht, den man von der heutigen evangelischen Michaelskirche dorthin verlegte. Aus diesem Anlass wurde auf beiden Seiten neben der kleinen Durchgangshalle je eine Blutbuche gepflanzt. Damit hatte man eine gute Wahl getroffen: Sie gediehen prächtig. Diese Baumart ist eine Mutation der Rotbuche und kann bis zu 30 Meter hoch und 200 Jahre alt werden. Die Bäume am Friedhof sind zwar deutlich kleiner, gehören aber mit ihren Ausmaßen zu den größten im Ort – und mit ihrem nachweislichen Alter von 131 Jahren sicher auch zu den ältesten, nachdem die beiden Linden am Pfarrhaus und in der Langen Straße Orkan »Lothar« 1999 zum Opfer fielen.
Und sie sind Zeugnis eines alten Brauchs, der heute im Zeitalter der Graffitis und vielen anderen Möglichkeiten ausgestorben sein dürfte. Wenn man sich den Stamm des Baumes hauptsächlich auf der Süd- und Westseite näher betrachtet, so stellt man fest, dass hier so mancher junge Mann seine Initialen mit denen seiner Freundin in die dicke Rinde geschnitzt hat. Oftmals sogar eingerahmt zum Beispiel mit einem Herzen. Sie sind teilweise so vernarbt, dass man sie nicht mehr gut entziffern kann. Erkennbar sind jedoch einige Initialen wie »MP«, »MS«, »RF« und das Jahresdatum 1961. Von unten nicht lesbar befinden sich in etwa drei Meter Höhe zwei Herzen mit entsprechenden Buchstaben. Diese Schnitzereien beweisen, dass der Weg mit dem kleinen Platz vor dem Friedhof einmal ein beliebtes Ziel für abendliche Spaziergänge von jungen verliebten Leuten gewesen sein muss. Vielleicht gibt es auch noch Urheber im Ort, die ganz genau wissen, was es mit diesen Schnitzereien auf sich hat.