Bürgerentscheid: Stadt steht hinter Bauplänen am Altvater
Die Stadt Lahr steht weiter hinter der geplanten Bebauung des Altvaters. Am Montag legten OB Wolfgang G. Müller und Bürgermeister Tilman Petters die Standpunkte der Verwaltung dar.
Die ominöse Einladung zu einer Pressekonferenz am Montag erreichte die Redaktionen am Freitagnachmittag – ohne Betreff. Am Montag die Mitteilung: Es geht um den Bebauungsplan Altenberg und somit um den Bürgerentscheid am 26. März. Die Auflösung: Im Vorfeld der zweiten, für den 10. März geplanten Bürgerinfo (Details sollen folgen) wolle die Verwaltung ihre Sicht auf das Thema erläutern.
Erste Erkenntnis: Die Stadtverwaltung steht weiter hinter dem Vorhaben der Firma Deutsche Bauwert, die am Altvater Häuser mit 140 Wohnungen bauen möchte. »Schon bei der ersten Bürgerinfo Ende Januar wurde deutlich, dass alle Probleme in den Griff bekommen werden können«, sagt Müller zu den geäußerten Bedenken – etwa bei Denkmalschutz, Verkehr und zu Umweltfragen.
Neu dagegen ist, dass die Stadt Lahr auf den Investor und den Reichswaisenhaus-Verein als Eigentümer des Areals zugehen will. Das heißt: »Wir bitten den Investor zu prüfen, ob die Bebauung noch weiter reduziert werden kann«, sagt OB Wolfgang G. Müller bei der Pressekonferenz am Montag. Der Verein soll im Gegenzug prüfen, ob der Verkaufspreis – über den Stillschweigen vereinbart wurde – gesenkt werden kann. Müller: »Der Preis ist sicher ein Parameter, der die Entscheidung des Investors beeinflussen könnte.«
Weitere Punkte, die möglichst noch vor dem Bürgerentscheid geklärt werden sollen: Plant der Investor eine soziale Einrichtung auf dem Areal und wofür wird der Verein den Erlös des Verkaufs nutzen? Müller hofft, dass die Antworten »Entscheidungshilfen« für den Urnengang im März sein werden (Stichwort).
Um überhaupt am Altvater bauen zu können, erläutert Baubürgermeister Tilman Petters, müsse der Bebauungsplan geändert werden. »Der bisher gültige Plan sieht nur Bebauung für soziale Zwecke vor. Dafür gibt es aber keine Interessenten.« Demnach sei etwa ein Parkhaus fürs Klinikum erlaubt. »Das wäre uns aber zu massiv und von Seiten des Klinikums wurde kein Interesse signalisiert. Um eine verträgliche Lösung zu finden, sollte der neue Bebauungsplan aufgestellt werden«, so Petters.
Stadt bezieht Position
Wenn die Wähler die geplante Bebauung ablehnen, ist laut Petters »der Stillstand das Schlimmste, was droht«. Soll heißen: Drei Jahre dürfte nach dem Entscheid nicht geplant werden und weitere zwei Jahre würde es dauern, zum Beispiel notwendige Gutachten erneut erstellen zu lassen. Für den Zustand des Areals sei das nicht sehr zuträglich.
Ruhe, wie es sich die Bürgerinitiative wünsche, die die Baupläne ablehnt, würde in diesem Fall dennoch nicht einkehren: »Früher oder später würde sich wieder ein Investor für das Areal interessieren«, betont Müller.
Wie der Urnengang ausgeht, hängt in erster Linie von der Wahlbeteiligung ab. »Jeder Ausgang ist möglich«, konstatiert der OB. Was sich die Verwaltung wünscht, ist derweil bekannt.
Investor und Verein reagieren
☛ Auf Anfrage des Lahrer Anzeigers äußerte sich gestern Uwe Birk, Chef der Deutschen Bauwert, zu den Anliegen der Stadtverwaltung. Zur Reduzierung der Gebäude sagte er: »Die Bebauung muss im Verhältnis zu den Denkmälern stehen. Das ist städtebaulich anspruchsvoll. Man kann da nicht einfach reduzieren, das muss gemeinsam mit der Stadt angegangen werden.« Dies sei allerdings wegen des Bürgerentscheids derzeit nicht möglich, da das Verfahren bis dahin gestoppt ist. Ausschließen wollte Birk eine weitere
Reduzierung aber nicht.
Der Kaufpreis für das Areal spielt laut Birk eine untergeordnete Rolle. »Die Erschließungskosten sind deutlich höher als die Bestandskosten.« Zur sozialen Nutzung sagte er: »Wir haben vor, den Kindergarten auszubauen. Konkrete Pläne gibt es noch nicht.«
☛ Auch mit Jörg Uffelmann, dem Vorsitzenden des Reichswaisenhaus-Vereins, sprach unsere Zeitung. »Wenn der Investor durch eine Reduzierung des Kaufpreises preiswertere Wohnungen bauen könnte, dann kann man darüber reden«, so Uffelmann. Der Erlös aus dem Verkauf soll »eins zu eins voraussichtlich in eine Stiftung fließen«. Der Verein sei bereits in Gesprächen mit der Stiftung Bürger für Lahr. Das Geld soll in erster Linie »für die Jugendpflege« ausgegeben werden.